Artikel Das hässliche Gesicht Europas - Ein Kommentar

Artikel Das hässliche Gesicht Europas - Ein Kommentar

Ein Kommentar von Marta Werner

Frankreich befindet sich im Ausnahmezustand. Bei dem Anschlag in Nizza sind mindestens 84 Menschen ums Leben gekommen, viele schweben noch in Lebensgefahr, mehr als 200 sind verletzt worden. In solchen Momenten rückt Europa näher zusammen und besinnt sich auf das, was es repräsentiert – Freiheit, Einheit trotz Vielfalt und vor allem Frieden. Denn es ist verstörend genug, dass Menschen, geblendet von Hass, für falsche Ideale morden.

Aber Europa hat auch sein hässliches Gesicht. Rechtspopulisten nutzen die Gunst der Stunde um Stimmung zu machen – gegen Europa, gegen Vielfalt, gegen Nächstenliebe. Der polnische Innenminister Mariusz Błaszczak macht die west-europäische – man beachte die Abgrenzung in Ost und West – Einwanderungspolitik für die Anschläge verantwortlich. Grenzen dicht machen, statt Multi-Kulti. Interessant! Und das in einem Land, in dem die Einwohner selbst von einer offenen Einwanderungspolitik ihrer Nachbarn abhängig sind und welches katholische Werte wie Nächstenliebe ganz groß schreibt. Nächstenliebe sieht anders aus, Herr Błaszczak.

Aber damit ist er in bester Gesellschaft mit Petry und Trump. Deswegen bleibt nur zu sagen: Gelegenheit macht dumm, meine Damen und Herren! Und Sie sind der beste Beweis.

Veröffentlicht am: 15.07.2016 in Artikel

Zufällige Auswahl

Weitere dbate Artikel

Artikel Bilder des Terrors - Ein Kommentar

Artikel Bilder des Terrors - Ein Kommentar

Ein Kommentar von Stephan Lamby

Darf man als Augenzeuge Videos von einem Terroranschlag machen? Darf man solche Videos veröffentlichen? Der Anschlag von Nizza hat – mal wieder – fundamentale Fragen aufgeworfen: über das Verhältnis von Nachricht und Bild, über die Würde von Opfern, über Sensationslust in Zeiten von Klick-Journalismus.

In der Nacht des 14. Juli 2016 haben innerhalb kürzester Zeit Menschen rund um den Globus von dem Anschlag in Nizza erfahren – nicht aus der Zeitung, oftmals nicht aus dem Fernsehen. Viele Zeitungskollegen hatten längst Redaktionsschluss und auf vielen TV-Kanälen liefen Spielfilme oder Talkshows. Die Menschen erfuhren über Soziale Medien von den Ereignissen – über Facebook, Twitter, YouTube. In den ersten Stunden waren Soziale Medien für viele Menschen tatsächlich die erste – lange Zeit die einzige – Informationsquelle. Und die Sozialen Medien wurden vor allem durch Augenzeugen-Berichte und -Videos aus Nizza gespeist.

Hintergrundinformationen gab es anfangs kaum, eine Einordnung war somit noch nicht möglich. In diesen Stunden war es völlig legitim, die Aufnahmen von Augenzeugen zu verbreiten – solange die Bilder nicht die Würde der Opfer verletzten. Die Würde des Opfers kann etwa dann verletzt werden, wenn ein Opfer als Individuum erkennbar ist.

Augenzeugen-Videos vom Terror in Nizza

Viele Augenzeugen in Nizza nahmen Videos offenkundig nicht in der Absicht auf, ein Opfer bloßzustellen. Viele taten es, um ihre Eindrücke anderen mitzuteilen – vielleicht auch, um auf diese Art ihren Schock, ihr Trauma zu verarbeiten. Der Reflex, seine Eindrücke anderen mitzuteilen, ist nur allzu menschlich – und ebenso legitim wie der Versuch, ein schreckliches Ereignis künstlerisch zu verarbeiten. Noch in der Nacht veröffentlichte jemand über Twitter ein Aquarell der Promenade von Nizza – in den französischen Nationalfarben, das Rot wie eine große Blutlache dargestellt. Auch die Herstellung dieses Bildes ist eine legitime Form der Verarbeitung. Aber eben nicht die einzig legitime.

Darf man Augenzeugen-Videos als Online-Medium verbreiten? Ja, wenn ihre Echtheit feststeht. Ja, wenn sie einen Nachrichtenwert haben. Und ja, wenn man – nach Recherche und Analyse – diese Videos einordnet. Nachrichten müssen – auch mit Bildern – schnell verbreitet werden. Recherche und Analyse brauchen dagegen Zeit.

(Bild via Le Monde)

Veröffentlicht am: 15.07.2016 in Artikel

Zufällige Auswahl

Weitere dbate Artikel

Artikel Millionen Fliegen können irren - Scheiße schmeckt scheiße

Artikel Millionen Fliegen können irren - Scheiße schmeckt scheiße

Ein Kommentar zum Brexit von Stephan Lamby

So ist eben Demokratie – das Volk hat die Macht. Auch die Macht, sich für einen falschen Weg zu entscheiden. Sogar die Macht, einen Politiker zu wählen, der das Volk später als Diktator vergewaltigt (wie die Deutschen 1933). So haben die Briten jetzt mehrheitlich entschieden, die Europäische Union zu verlassen, das größte europäische Friedens-Projekt nach dem Zweiten Weltkrieg. Warum? Weil zu viele Briten offenkundig engstirnig sind, weil der gedankliche Horizont zu vieler an den Küsten ihrer Insel jäh abreißt. Weil sie mehrheitlich glauben, dass auf dem Kontinent Gefahr für sie lauert, dass fremde Kulturen nicht Bereicherung sondern Bedrohung bedeuten. Völlig verdenken kann man es den Älteren nicht. Schickte doch vor sieben Jahrzehnten Hitler V1 und V2-Raketen Richtung England, versuchten die Deutschen damals die Herrschaft über Europa, also auch England, an sich zu reißen. Wieso kann der ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson die EU ernsthaft immer noch mit Hitler vergleichen? Weil er genau weiß, auf welchen Knopf er bei seinen Landsleuten damit drückt.

Aber ist seit 1945 nichts passiert? Ist die Europäische Union, wie sie einst Francois Mitterrand, Helmut Kohl und Margaret Thatcher verabredeten, nicht gerade der Bund fürs Leben, der neue Kriege ausschließt?

Brexit-Briten geben europäischen Populisten Aufwind

Und jetzt? Jetzt geben die Brexit-Briten den anderen Populisten in Europa Aufwind, einen EU-Austritt von ihren eigenen verunsicherten Nationen zu betreiben. Der Brexit kann der erste Stein einer höchst labilen Dominokette sein. Die nächsten Steine wackeln bereits: Ungarn, Polen, Italien, sogar Frankreich. Und auch in Deutschland gibt es nicht nur Anhänger der EU. Ist das das Europa, dass die Brexit-Briten wollen: Eigensinnige Nationen, die in einem aggressiven Wettbewerb um wirtschaftliche und politische Dominanz miteinander konkurrieren? Ein Europa, in dem Deutschland früher oder später wieder eine unkontrollierbare Hegemonialmacht wird?

Das kann nicht Euer Ernst sein, liebe Briten. Eher früher als später werdet Ihr feststellen: Millionen Fliegen können irren – Scheiße schmeckt scheiße.

Zum Brexit zeigt dbate außerdem:

Veröffentlicht am: 24.06.2016 in Artikel

Zufällige Auswahl

Weitere dbate Artikel

Artikel Schlammschlacht in Österreich – Sternstunde der TV-Demokratie

Artikel Schlammschlacht in Österreich – Sternstunde der TV-Demokratie

Ein Kommentar von Stephan Lamby

Die  Kommentatoren im In- und Ausland waren sofort einer Meinung: „Desaster“, „abgründig“, „würdeloser Hahnenkampf“. Das, was da die beiden Politiker am Pfingstsonntag aufgeführt haben, war beschämend. Für sie, für ihre Parteien, für das Amt des Bundespräsidenten, für Österreich. Stimmt alles. Der Grüne Alexander Van der Bellen und der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer wollen ja beide am 22. Mai Bundespräsident von Österreich werden. In einer Vorwahl vor einigen Wochen sind sie als Sieger hervorgegangen. Jetzt geht´s in die Stichwahl. Gut also, dass sich die Österreicher noch einmal einen Eindruck verschaffen können. So weit, so üblich. 

Nicht aber, was dem österreichischen Privatsender ATV einfiel: Der Sender verzichtete auf eine Moderation, auf jegliche Regel für das Gespräch. Zwei Männer, ein Tisch, 45 Minuten – auf in den Kampf. Was die Zuschauer erlebten, hätte kein investigatives Politmagazin in dieser Schärfe ans Tageslicht zerren können, kein Leitartikler hätte beide Kandidaten schonungsloser demaskieren können. Das besorgten die beiden Kandidaten diesmal selbst: „Lüge“, „oberlehrerhaft“, „untergriffig“, „Kandidat der Schickeria“, „Schweinerei“ – Van der Bellen und Hofer demontierten sich so gnadenlos, dass die Zuschauer einen unverstellten Einblick erhielten – in die Seele der beiden Männer. Ja, es war beschämend, beide Kandidaten haben verloren, sie gehen schwer beschädigt aus diesem Duell.

Aber das Format – und somit die Vermittlung von Politik im Fernsehen – hat gewonnen. Ein/e Moderator/in hätte bei den übelsten Beleidigungen schnell eingegriffen, die Wogen geglättet, für eine sanftere Gesprächsatmosphäre gesorgt – und somit den einzigartig authentischen Eindruck verwischt. Hilfesuchend schaute sich der 72jährige Van der Bellen immer mal wieder im Studio um. Doch da war niemand, der ihn aus der Verlegenheit retten konnte, kein Moderator, kein Kameramann, kein Pressesprecher. Zwei politische Gegner, allein mit sich in einem Studio – diese radikale Form des TV-Gesprächs ist ein Gewinn für die Zuschauer, die Bürger. Jetzt wissen sie genau, wen sie zum Bundespräsidenten wählen werden. Ausreden gelten nicht mehr.

Und auf Österreich kommt ein neues Schamgefühl zu. Am Wahltag.

Hier geht´s zum kompletten TV-Duell (Video)

Veröffentlicht am: 17.05.2016 in Artikel

Zufällige Auswahl

Weitere dbate Artikel

Artikel ESC - gute Idee, schlechte Musik

Artikel ESC - gute Idee, schlechte Musik

Ein Kommentar von Stephan Lamby

Allein der Klang: „douze points“. Das klingt weich und verheißungsvoll. Nicht so hart und gebraucht wie „zwölf Punkte“. Diese „douze points“ also, der Kontakt mit einer fremden Sprache, einer anderen Kultur, macht die Veranstaltung zu einer Grenzüberschreitung. Und lässt aus dem politisch so neurotischen Europa für einen Abend die Luft raus. Die Harmlosigkeit des ESC ist der nette Gegenentwurf zum Griechenlandkrise-Türkeibashing-Krimkrieg-Brexit-Europa. Ein Abend lang Frieden in europäischen Wohnzimmern. Prima Sache.

Wäre da nicht die Musik, um die es ja eigentlich geht. Wer, wie ich, dem ESC seit Jahren immer wieder eine Chance gibt, in der Hoffnung auf einen ungewohnten Sound, ein überraschendes Lied, der muss feststellen: Die allermeisten Auftritte sind Schrott. Aber halt! Das darf man so nicht so sagen. Es sind ja alles junge Künstler, die Respekt verdienen. Also gut, kein Schrott. Sagen wir es vornehmer, verschwurbelter: Die musikalische Vision des Euro-Vision Song Contest ist provinziell. Mittelmaß. Bestenfalls.

Stampfende Osteuropäer, die mit viel Pyro und Trockeneis so etwas wie Stimmung vortäuschen. Blasse Mädchen, die von alternden Musikproduzenten in ein melodische Korsett gezwungen werden. Ein halbes Dutzend Sänger, die genauso klingen wollen wie der Vorjahressieger. Schema F, Jahr für Jahr. Eine Sauce, nach den stets gleichen Rezepten zusammengerührt von Plattenfirmen und TV-Managern. Eine aufwendige Inszenierung europäischer Ödnis.

Wo steht eigentlich geschrieben, dass beim ESC nicht auch Punkmusiker auftreten dürfen? Warum dürfen keine Jazzmusiker improvisieren? Wieso bekommt man keinen Hip-Hop zu hören, keinen Chanson, kein House, keine schreiende Gitarren- oder Saxophon-Soli? Weil es um diese verdammten „douze points geht, ums Gewinnen – und eben nicht um Musik. Gewinnen ist keine Kategorie in der Musik. So bleibt Jahr für Jahr als Pop getarnte Sicherheitsmusik übrig, ein paneuropäischer Brei. Nach Verzehr schnell verdaut – und vergessen.

Und: Seit wann ist eigentlich Humor verboten beim ESC? Wer hat den Wettbewerb zur Ironie-freien Zone begradigt? Guildo Horns „Guildo hat Euch lieb“ und Stephan Raabs „wadde hadde dudde da“ ragen heraus aus der Geschichte des ESC. Weil sie sich selbst nicht ernst nahmen. Ein Spiel, also Pop, nicht mehr. Solche Betriebsunfälle haben die nationalen Jurys längst aus dem Wettbewerb verdammt. Die bärtige Diva Conchita Wurst hat sich noch einmal über alle Ironieverbote hinweg gesetzt – und so die steife Mittelmäßigkeit aller anderen Sänger aufgezeigt. „Eurovision“ – ein großer, ein toller Anspruch. Aber welche Vision Europas vermittelt der ESC? Ein swingendes, cooles Europa sicher nicht. Daher: Hoffentlich erhält Jamie-Lee keine „douze points“. Von niemandem, nicht einmal von unseren Nachbarn Schweiz und Österreich. Stefan Raab – komm´ zurück! Rette Europa!

Veröffentlicht am: 10.05.2016 in Artikel

Zufällige Auswahl

Weitere dbate Artikel

Artikel AfD, Trump – und wir | Etablierte Medien verlieren Deutungshoheit

Artikel AfD, Trump – und wir | Etablierte Medien verlieren Deutungshoheit

Etablierte Medien verlieren ihre Deutungshoheit

von Stephan Lamby

Es hat ja nun wirklich nicht an kritischen Berichten zur AfD gefehlt. SPIEGEL, STERN, ZEIT, SZ, FAZ, ARD, ZDF, die großen Online-Medien – sie alle haben sich redlich Mühe gegeben, vor den neuen Rechten zu warnen. Das Ergebnis: 1.349.620 Deutsche haben im März  die AfD gewählt.

Im Jahr davor: Monatelang trommelten die großen Hamburger Tageszeitungen für die Olympia-Bewerbung ihrer Stadt. Abendblatt, BILD, Mopo forderten ihre Leser wenig dezent  auf: Stimmt für Olympia! Auch NDR, SPIEGEL, ZEIT gehörten zu den Olympia-Sympathisanten. Das Ergebnis: Die Hamburger stimmten gegen Olympia.

Ein anderes Land: Man kann den amerikanischen Journalisten nicht vorwerfen, sie hätten unkritisch über Donald Trump berichtet. New York Times, Washington Post, USA Today, CNN – nahezu alle großen Medien (bis auf FOXnews) demaskieren Donald Trump als Clown, als peinlich-gefährlichen Demagogen. Donald Trump selbst hat aktuell ca. 7,9 Millionen Twitter-Follower. Das Ergebnis: Er marschiert durch die Vorwahlen der Republikaner und hat Chancen, nächster Präsident der USA zu werden.

Was ist los mit den etablierten Medien? Oder besser: Was ist los mit ihren Lesern, Zuschauern, Hörern; was ist los mit uns?

Neulich hatte ich Gelegenheit, mit ein paar anderen Journalisten, das Hauptquartier von Google im Silicon Valley zu besuchen. Da wurde uns ein Google-Mitarbeiter präsentiert, der so gar nicht ins Klischee des hippen, jungen Hoodie-Programmierers passte. Richard Gingras ist über 60, grauhaarig und seit einer Ewigkeit dabei. Erst bei Apple, dann bei Google. Dieser Nestor der Hitec-Revolution sorgt sich nun um das Erbe seiner Revolution. Anfangs wäre der Traum von der Demokratisierung von Technik und Medien in Erfüllung gegangen. Jeder Bürger hätte inzwischen einen Computer in der Hosentasche, jeder könne seine Meinung in sozialen Netzwerken veröffentlichen. Super! Aber irgendwann, so Gingras, kippte das Ganze. Zeitungen werden in den USA kaum noch gelesen, den TV-Nachrichten immer weniger geglaubt. Stattdessen bewegen sich viele Amerikaner in den Glocken ihrer digitalen Communities. Hier werden Stimmungen, Gerüchte, Fehlinformationen nicht von professionellen Journalisten hinterfragt, sondern x-fach von der Community selbst verstärkt. Das Ergebnis: Eine Verschwörungstheorie wie „Barack Obama ließ seine Geburtsurkunde fälschen“ kursiert in sozialen Medien seit Jahren als Fakt. Desinformation, getrieben von offenem Rassismus. Als Richard Gingras, der greise Google-Mitarbeiter, auf diese Entwicklung hinwies, hatte er einen erschreckend ratlosen Gesichtsausdruck.

Und nun?

Lasst uns das Potential, das in sozialen Medien steckt, verteidigen – den chaotischen Marktplatz der Meinungen. Wer sich um den Verlust seiner Deutungshoheit sorgt, muss sich eben auch auf diesen Marktplatz begeben. Die Wahlergebnisse der AfD und der Durchmarsch von Donald Trump durch die US-Vorwahlen machen deutlich: Jeder ist auf dem Marktplatz willkommen, der eine fundierte Meinung hat. Jeder ist willkommen, der bereit ist, sein eigenes Vorurteil zu korrigieren. Und besonders willkommen sind die, die den Willen – und die Mittel – zur Recherche haben.

Schreihälse gibt es genug.

Veröffentlicht am: 04.05.2016 in Artikel

Zufällige Auswahl

Weitere dbate Artikel

Artikel Alles neu bei dbate.de

Artikel Alles neu bei dbate.de

Das Leben ist eine Baustelle. Und deshalb verändert sich dbate.de stark. Wir haben die Erfahrungen der Anfangsphase ausgewertet – und richten Formate und Design neu aus. Die Seite erinnert künftig weniger an eine Mediathek und mehr an ein Nachrichten-Portal. Grund: Die Frequenz der Angebote ist stark gestiegen, Aktualität und Brisanz der Themen haben enorm zugenommen. So finden sich heute auf dbate.de etwa Filme zu den Terroropfern von Brüssel, zur AfD und zu Transgender sowie exklusive Interviews mit Gregor Gysi (folgt), Juso-Vorsitzende Johanna Uekermann, Alexander Kluge. Jörg Kachelmann rechnet mit der scheidenden BUNTE-Chefin Patricia Riekel ab. Und natürlich geht es weiter um die Böhmermann-Krise.

Auch das Netz unserer Kooperationspartner ist stark gewachsen. Zu den Partnern der ersten Monate – NDR, WDR, ZDFinfo und SPIEGEL Online – sind dctp.tvhuffingtonpost.de, stern.de, t-online und welt.de dazu gekommen. Weitere Partner werden in den nächsten Wochen folgen.

Weiterhin sind Videotagebücher, Skype-Interviews sowie Kolumnen und Debattenbeiträge von Usern die Markenzeichen von dbate.de. Es bleibt also bei unserem Motto: Wir lieben es rau.

Veröffentlicht am: 19.04.2016 in Artikel

Zufällige Auswahl

Weitere dbate Artikel

Artikel „So habe ich das Interview mit Jan Böhmermann gefaket“

Artikel „So habe ich das Interview mit Jan Böhmermann gefaket“

„So habe ich das Interview mit Jan Böhmermann gefaket“ – Exklusiv-Interview mit BILD-Herausgeber Kai Diekmann über falsche Interviews und die angebliche Geliebte von Helmut Kohl

Ein strahlender Frühlingstag in Potsdam. Kai Diekmann empfängt uns in seinem Privatanwesen am Jungfernsee. Im weitläufigen Garten hinter der Villa blühen die Tulpen, Vögel zwitschern, der Rasen sprießt. Diekmann sitzt ganz entspannt in einem Gartenstuhl genießt die warmen Sonnenstrahlen. An seiner Seite: Ehefrau Katja, liebevoll lässt sie ihren Kai nie aus den Augen. Sie wird wissen, warum: Noch nie hat Kai Diekmann Journalisten, die nicht bei BILD angestellt sind, so nah an sich heran gelassen. Aber es gibt ja auch viel zu besprechen in diesen unruhigen Tagen.

dbate: Warum haben Sie das Interview mit Jan Böhmermann erfunden? Ging es Ihnen nur um Aufmerksamkeit?

Kai Diekmann (empört): Moment mal, um eines von Anfang an klarzustellen: Wir haben das Interview nicht auf BILD veröffentlicht. Ich habe es ja nur auf meine private Facebook-Seite gestellt.

dbate: Stimmt, aber für die Öffentlichkeit sind Sie der starke Mann von BILD – und eben kein Privatmann.

Kai Diekmann: Auch ich habe ein Recht auf Privatleben. Und auf eine private Meinungsäußerung.

dbate: Das wollen wir Ihnen ja auch gar nicht nehmen. Aber Sie bei BILD freuen sich doch immer, wenn Leserreporter Prominente mit ihren Handykameras „abschießen“. Und jetzt reklamieren Sie ein Recht auf Privatleben…

Kai Diekmann: Nun macht Euch mal locker. Das war ja nur ein Scherz.

Ehefrau Katja erhebt sich, sie gießt etwas Kaffee nach, tätschelt ihrem Kai sanft die Wange.

dbate: Wir wissen bei Ihnen eben nie, ob Sie ernsthaft antworten oder ob die Antwort nur Satire ist. Schließlich haben ja auch viele ernsthafte Zeitungen wie die Süddeutsche ihr falsches Exklusiv-Interview mit Böhmermann thematisiert.

Kai Diekmann: Damit kann ich gut leben. Wir bringen bei BILD so viele verrückte Geschichten. Da finden wir es ganz gut, wenn man nie ganz sicher ist, ob etwas nun ernst gemeint ist – oder eben nicht.

dbate: Das haben Sie ja mit Jan Böhmermann gemeinsam.

Kai Diekmann: Stimmt. Aber ich möchte noch eins klarstellen: Wir haben viel mehr Prozesse am Hals als Böhmermann.

dbate: Standen Sie denn auch schon mal unter Polizeischutz?

Jetzt schaltet sich Ehefrau Katja ein. Sie erinnert ihren Kai daran, dass er den Kindern versprochen habe, ihnen bei den Schulaufgaben zu helfen. 

dbate: Eine Frage hätten wir aber noch: Die BUNTE hat vor ein paar Tagen gemeldet, dass Helmut Kohl in den neunziger Jahren eine Geliebte hatte. Warum haben wir diese Geschichte nicht sofort in der BILD gelesen?

Kai Diekmann: Ich weiß genau, worauf Sie hinauswollen: Nur weil Helmut Kohl Trauzeuge bei unserer Hochzeit war (Ehefrau Katja blickt verzückt) und ich Trauzeuge bei seiner zweiten Hochzeit war, heißt das noch lange nicht, dass wir jedes Gerücht über ihn wiedergeben. Das entspricht einfach nicht dem Stil von BILD. Und zu Helmut Kohl: Er bleibt ein großer, starker Europäer – auch wenn er früher einmal schwach geworden sein sollte. Und ich bin ganz sicher: Die BUNTE hat die Geliebte von Helmut Kohl nur erfunden. Die wollte sich in den Böhmermann-Festspielwochen auch mal wieder ins Gespräch bringen.  

Redaktionelle Anmerkung: Das Exklusiv-Interview mit Kai Diekmann zu seinem Exklusiv-Interview mit Jan Böhmermann und seinem exklusiven Trauzeugen-Verhältnis zu Helmut Kohl sollte eigentlich am 1. April veröffentlicht werden. Wegen der intensiven Abstimmung mit den Juristen des Springer-Konzerns über die Frage „Was darf Satire?“ hat sich die Veröffentlichung jedoch verzögert.  

Veröffentlicht am: 15.04.2016 in Artikel

Zufällige Auswahl

Weitere dbate Artikel

Schwerpunkt: "Böhmermanns Schmähgedicht und die Folgen" Schwerpunkt: "Böhmermanns Schmähgedicht und die Folgen"

Zufällige Auswahl

Weitere dbate Artikel

Um das Nutzungserlebnis auf dieser Website zu optimieren, werden Cookies eingesetzt. Indem Sie die Seite nutzen, stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu. Weitere Infos & Optionen in unseren Datenschutzerklärungen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen