Interview Beatrix von Storch (AfD): "Merkel lässt Menschen erschießen"
Interview Beatrix von Storch (AfD): "Merkel lässt Menschen erschießen"
„Das war ein Fehler“ – Beatrix von Storch bereut ihre umstrittene Aussage zum Schießbefehl an deutschen Grenzen. Doch jetzt provoziert die AfD-Politikerin erneut: An EU-Außengrenzen würden schon längst Flüchtlinge erschossen. Verantwortlich sei dafür Angela Merkel höchstpersönlich. Ein dbate-Interview über kalkulierte Eskalation, die Bundestagswahl und die Ehe für alle.
Erst provozieren und dann doch wieder zurückrudern: Die Strategie der AfD ist durchschaubar. Befindet sich die Partei deswegen seit Monaten im Umfragetief? Stand die AfD, nach Ergebnissen des Meinungsforschungsinstuts Forsa, im September 2016 noch bei 14 Prozent, steht sie jetzt nur noch bei der Hälfte. Und das kurz vor der Bundestagswahl. Wie ist dieser Sturzflug zu erklären? Gehen der AfD die Themen aus? Statt die Fehler in der eigenen Partei zu suchen, übt die stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Beatrix von Storch harsche Kritik an Forsa: „Bei Herrn Güllner [Forsa-Chef, Anm. d. Red.] ist man tatsächlich nicht bei einer Meinungsumfrage, sondern bei einem Propaganda-Institut.“
Migration und Islam: Das sind die AfD-Themen für die Bundestagswahl
Andere Meinungsforschungsinstute sähen die AfD schließlich im Aufwind – „bei 10 oder 10,5 Prozent“, sagt von Storch. Und es gäbe auch kein Themenproblem: Die großen Themen Migration und Islam seien auch weiterhin aktuell.
„Die einzige Person, die Menschen an Grenzen erschießen lässt, ist Frau Merkel.“
Eine Methode, um Aufmerksamkeit zu bekommen ist die ‚kalkulierte Eskalation‘. So auch die vieldiskutierte von Storch-Aussage zum Schießbefehl auf Flüchtlinge an deutschen Grenzen. Auf die Frage, wie sehr sie diese Aussage bereue, antwortet die AfD-Politikerin zwar mit – „Das war ein Fehler“ – und holt doch direkt zum Gegenangriff aus: „Die einzige Person, die Menschen an Grenzen erschießen lässt, ist Frau Merkel. Denn sie hat unseren Grenzschutz an Herrn Erdogan überantwortet.“
„Fühlen Sie sich von der Ehe für alle bedroht?“
Die AfD-Politikerin gilt als knallharte Gegnerin der – mittlerweile beschlossenen – Ehe für alle. Doch was eigentlich sieht von Storch durch die gleichgeschlechtliche Ehe bedroht? Bedroht fühle sie sich überhaupt nicht, sagt sie. Es gehe ihr vielmehr darum, die traditionelle Familie aus Vater, Mutter, Kind als Idealbild „wieder in den Mittelpunkt zu rücken“. Bei der AfD wolle man „überall dort, wo es nicht richtig funktioniert“ helfen, so von Storch. Aber ist das nicht Doppelmoral, wenn man sich die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel, die in einer lesbischen Partnerschaft mit Kindern lebt, und Frauke Petry, die selbst Teil einer Patchwork-Familie ist, vor Augen führt?
Im Interview spricht Beatrix von Storch außerdem über Direkte Demokratie und Heiko Maas‘ Netzwerkdurchsetzungsgesetz.
Veröffentlicht am: 28.07.2017 in Interview
-
R B
Related Videos
Torte auf AFD-Politikerin: Ist das richtig?
Schlag ins Gesicht der AFD: Zwei Aktivisten stürmen eine interne Konferenz, bewerfen zwei Politiker und stellen das Video ins Netz
Türkei: Tote und Gefolterte an Grenze zu Syrien?
Werden syrische Flüchtlinge an der türkischen Grenze misshandelt? Wird sogar auf sie geschossen? Das meint zumindest dieses Video der NGO "Human Rights Watch" belegen zu können. Achtung, verstörende Aufnahmen!
Frauke Petry (AfD) über Machtkämpfe und den Umgang mit Medien
Als AfD-Parteivorsitzende balanciert Frauke Petry stets zwischen Politik und Protest. Immer wieder provoziert sie mit umstrittenen Aussagen. „Ich halte eine Kontroverse für notwendig, auch wenn sie verbal zeitweilig entgleitet“, sagt Petry. Ein Interview über den Umgang mit Medien, Pegida und den Vorwurf selbst schon zum Establishment zu gehören.
So tickt die AfD (wirklich)
Waffenrecht lockern und gleichzeitig weniger Krieg fordern? Reden im Goebbels-Stil? Wir haben die öffentlichen Auftritte von Petry, Höcke und Co. unter die Lupe genommen – und zeigen, wie die AfD (wirklich) tickt.
Aktivisten kippen Brand-Reste von Flüchtlingsheim vor AfD-Büro
Aktivisten der Gruppe "NIKA" (Nationalismus ist keine Alternative) haben Reste eines abgebrannten Flüchtlingsheims vor die AfD-Bundeszentrale in Berlin gekippt. Unter dem Motto "Return to Sender" wollte die Gruppe die AfD dazu bewegen, eine Zustellungsurkunde für den Schutt zu unterzeichnen. Wir haben mit den Aktivisten über ihre Motivation, Ziele und weitere Protest-Aktionen gesprochen.
Wie rechts ist die AfD? - Interview mit Toralf Staud
Als Anti-Euro-Partei gestartet, steuert die AfD immer weiter nach rechts. Doch wie rechts ist die AfD wirklich? Wo liegen die Unterschiede zur NPD? Frauke Petrys und Beatrix von Storchs Aussagen zum Schießbefehl an deutschen Grenzen oder die an Goebbels erinnernden Reden von Björn Höcke verheißen nichts Gutes. Trotzdem reicht es nicht, die AfD auf ihre populistischen Parolen zu reduzieren: "Es gibt keine Generalstrategie in der Partei" Interview mit Autor und Journalist Toralf Staud.
Mehr Videos aus dem Bereich Interview
5 Fragen an Klaus Brinkbäumer und Stephan Lamby zu "Im Wahn - die amerikanische Katastrophe"
Ein Gespräch mit Klaus Brinkbäumer und Stephan Lamby über ihr Buch, die USA unter Trump und die Wahlnacht.
Das Kabinett Trump - reich, christlich, rechts außen
#Corona-Interviews: Stefanie Dodt über Corona in New York
"Die New Yorker können dem Reflex, anzupacken, nicht nachkommen", sagt Stefanie Dodt. Sie berichtet als ARD-Korrespondentin.
#Corona-Interviews: Mai Thi Nguyen-Kim über Wissenschaft in der Krise
Mit ihren Videos zur Corona-Pandemie erreicht Mai Thi Nguyen-Kim ein Millionenpublikum. Doch die Wissenschaftsjournalistin (MaiLab) ist frustriert.
Wer erhält den Friedensnobelpreis 2016?
Am Freitag, den 7. Oktober wird bekannt, wer mit dem Friedensnobelpreis 2016 ausgezeichnet wird. Kristian Harpviken, Direktor des Peace Research Institutes Oslo, gehört zu den Nominierungsberechtigten. Im Interview erklärt er, wer Top-Favorit ist – und warum Angela Merkel in diesem Jahr nur Außenseiter-Chancen hat.
"Müssen jetzt handeln!" – Dirk Steffens über das Artensterben
"Das normale Artensterben ist schätzungsweise um das 1000-Fache erhöht" - unsere Erde ist so bedroht wie seit dem Aussterben der Dinosaurier nicht mehr. Naturfilmer und Moderator Dirk Steffens warnt seit Langem vor dem massiven Artensterben. Nicole Ris hat für dbate.de mit ihm über Umweltschutz und Artensterben gesprochen.