Interview „Terror fragt nicht nach der Religion“ - Aiman Mazyek (Zentralrat der Muslime)
Interview „Terror fragt nicht nach der Religion“ - Aiman Mazyek (Zentralrat der Muslime)
Spätestens mit den Anschlägen in Ansbach und Würzburg vom vergangenen Sommer ist der islamistische Terror auch in Deutschland angekommen. Was bedeutet das für die ohnehin angespannte Stimmung in Land? Interview mit Aiman Mazyek, Vorsitzender vom Zentralrat der Muslime in Deutschland, über Terror und Islamkritik in Deutschland.
Aiman Mazyek ist selbst vielfach bedroht worden. So auch wieder am Tag der Deutschen Einheit 2016 am Dresdner Hauptbahnhof. PEGIDA-Initiator Lutz Bachmann und weitere Anhänger lauern Mazyek auf, bedrängen ihn und verbreiten das Video davon später im Netz. Bachmann und seine Anhänger fordern von Mazyek eine „Distanzierung von allen Anschlägen und dem radikalen Islam“.
Aiman Mazyek: „Gesellschaft sieht Religion zunehmend als Problem und Ärgernis“
„Das war ein Gefühl des Bedrängens und des Verfolgens“, sagt der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, der in Dresden nach der Konfrontation mit Bachmann Schutz in einer Traube von Polizisten gesucht hatte, dazu im Interview. Hätte sich der Zentralrat der Muslime wirklich noch stärker vom islamistischen Terror distanzieren müssen? „Ja – man kann immer mehr machen“, sagt Mazyek. Doch er ergänzt, dass in dieser Hinsicht vielmehr die gesamte Gesellschaft gefordert sei. Dies werde immer schwieriger: „Unsere Gesellschaft sieht Religion zunehmend als Problem und Ärgernis.“
Die Zahlen geben ihm Recht. In 2016 hat sich das Klima gegenüber Muslimen weiter verschlechtert. Fremdenfeindliche Übergriffe nehmen zu. Trauriger Höhepunkt war der Bombenanschlag auf eine Moschee in Dresden. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland kämpft also einerseits gegen rechten Terror und andererseits gegen islamistischen Terror. Für Mazyek steht fest: „Terror ist Terror. Egal, von wem er kommt.“
Veröffentlicht am: 24.11.2016 in Interview
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