Interview "In was für einer Welt wollen wir leben?" – Seyran Ateş zum Burka-Verbot
Interview "In was für einer Welt wollen wir leben?" – Seyran Ateş zum Burka-Verbot
Belgien und die Niederlande haben es schon getan. Und auch in Deutschland wird diskutiert: Ist ein Burka-Verbot sinnvoll oder nicht? Ginge es nach der deutsch-türkischen Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ateş, dann sollte Frauen in Deutschland das Tragen der Burka verboten werden: „Für mich ist das ein Problem mit der Menschenwürde. Ich kriege das nicht vereinbart.“ Interview mit einer Muslima über Verschleierung und Islamismus.
Auf die jüngsten Terroranschläge in Deutschland hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit einer Reihe von neuen Sicherheitsmaßnahmen reagiert. Ein Burka-Verbot hält er jedoch nicht für sinnvoll. Das sorgt für Unmut in den eigenen Reihen. Viele Unionspolitiker fordern im Streit um die Burka ein Verbot. Auch die muslimische Rechtsanwältin Seyran Ateş, die in Berlin lebt, hält das für notwendig. Für sie ist die Vollverschleierung nicht mit der Menschenwürde vereinbar. Außerdem sieht sie – wie Unionspolitiker Wolfgang Bosbach – in der Burka ein mögliches Sicherheitsrisiko. Ähnlich wie in arabischen Ländern könnten mit der Burka schließlich Terror-Anschläge verübt werden.
Bundesregierung hat keine Zahlen zu Burka-Trägerinnen in Deutschland
Die Kritiker wiederum sehen in dem diskutierten Verbot einen illegitimen Eingriff in die Religionsfreiheit und monieren eine populistische Symboldebatte. Feststeht, dass es laut Angaben der Bundesregierung keine Zahlen zu Burka-Trägerinnen in Deutschland gibt – und, dass es hierzulande bis heute noch keinen einzigen Terroranschlag mit einer Burka gegeben hat. „Es ist kein Populismus und keine Islamfeindlichkeit, wenn jetzt hier über das Burka-Verbot diskutiert wird“, so Ateş. Für die Deutsch-Türkin geht es vielmehr um die Frage, in was für einer Welt wir eigentlich leben wollen.
Im Interview spricht Seyran Ateş außerdem über ihre Idee einer „offenen Moschee“ und Merkels „Wir schaffen das“-Slogan.
Mehr Informationen zu Seyran Ateş findest Du hier.
Veröffentlicht am: 16.08.2016 in Interview
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