Doku Aktivisten kippen Brand-Reste von Flüchtlingsheim vor AfD-Büro
Doku Aktivisten kippen Brand-Reste von Flüchtlingsheim vor AfD-Büro
Aktivisten der Gruppe „NIKA“ (Nationalismus ist keine Alternative) haben Reste eines abgebrannten Flüchtlingsheims vor die AfD-Bundeszentrale in Berlin gekippt. Unter dem Motto „Return to Sender“ wollte die Gruppe die AfD dazu bewegen, eine Zustellungsurkunde für den Schutt zu unterzeichnen. Wir haben mit den Aktivisten über ihre Motivation, Ziele und weitere Protest-Aktionen gesprochen. Hier klicken für mehr Videos zum Schwerpunkt „AfD – wie rechts ist Deutschland?“
dbate.de: Warum haben Sie Reste eines abgebrannten Flüchtlingsheims vor dem Berliner Büro der AfD abgeladen?
„NIKA“: Unsere Aktion stand unter dem Motto „return to sender“. Wir machen die AfD für rassistische Brandstiftungen verantwortlich und haben ihnen die Folgen ihrer rassistischen Rhetorik zurückgebracht. Mit gezielten Provokationen verschiebt die AfD den gesellschaftlichen Diskurs Schritt für Schritt nach rechts – und davon fühlen sich dann Leute ermutigt nachts rauszugehen und Häuser anzuzünden. Nauen steht als einer der schwersten Brandanschläge des letzten Jahres exemplarisch für 1000 andere rassistische Anschläge. Die AfD ist nicht nur das Rückgrat einer sich formierenden völkischen Bewegung, die von Pegida über die AfD bis zu den rassistischen Mobs in Heidenau oder Clausnitz reicht. Sie liefert mit ihren Forderungen auch eine passende Vorlage für weitere Asylrechtsverschärfungen seitens der Bundesregierung. Was beide eint, ist ein Nützlichkeitsrassismus.
dbate.de: Mit welchem Ziel haben Sie die Aktion publik gemacht?
„NIKA“: Wir wollten mit der Agitprop-Aktion in erster Linie Bilder produzieren und ich denke, das ist uns gelungen. Die Aktion und das Video sprechen für sich.
dbate.de: Wie hat die AfD auf Ihre Aktion reagiert?
„NIKA“: Not amused. Wir wollten, dass sie einen Retourschein quittieren, haben das aber verweigert. Außerdem haben sie sich in ihrem Büro verschanzt und die Tür nur einen Spalt breit geöffnet. Jetzt zu behaupten, wir seien nicht gesprächsbereit gewesen ist einfach nur gelogen. Das beweist auch unser Video.
dbate.de: Ist es nicht etwas weit hergeholt, die AfD für abgebrannte Flüchtlingsheime verantwortlich zu machen?
„NIKA“: Nein. Es gibt nicht nur ideologische sondern auch personelle Überschneidungen zu anderen Akteuren der extremen Rechten, die immer wieder mit rassistischer Gewalt in Zusammenhang gebracht werden können. Wir sagen ja nicht, dass der Parteivorstand selbst die Streichhölzer rausholt. Das muss er gar nicht, wenn ein Klima herrscht, in dem fast täglich Unterkünfte brennen und Menschen angegriffen werden. Für dieses Klima aber, trägt die AfD die Verantwortung.
dbate.de: Nach #tortalerkrieg nun also Ihre Aktion. Wieso kann man der AfD argumentativ nicht mehr Herr werden?
„NIKA“: Wir haben durchaus die Argumente auf unserer Seite. Aber in der derzeitigen Diskurslandschaft ist es kaum möglich, sich Gehör zu verschaffen und tatsächliche Alternativen aufzuzeigen. Denn die Wahl zwischen der Abschottungspolitik der Bundesregierung und dem zündendeln rassistischen Mob ist keine echte Alternative. Es sind letztendlich zwei Formen desselben Nützlichkeitsrassismus. Die radikale Linke, und der rechnen wir uns zu, hat mit Argumenten alleine noch nie viel erreicht. Deutschland z.B. produziert Fluchtursachen am laufenden Band, das weiß jeder, der es wissen will und dennoch ist die Antwort darauf eine Aufrüstung der europäischen Außengrenzen und die Schleifung des Asylrechts, damit man von den Folgen möglichst wenig sehen muss. Es wird nicht bei dieser Aktion bleiben. Die eigentlichen Aktionstage der bundesweiten Kampagne stehen ja noch bevor.
dbate.de: Inwieweit glauben Sie, mit Ihren Aktionen langfristig etwas bewirken zu können?
„NIKA“: Wir sind überzeugt davon, dass der Kapitalismus immer wieder unterschiedliche Krisen produzieren wird und die verursachen nicht nur weltweites Elend, sondern produzieren auch immer reaktionäre Lösungsstrategien, wie Rassismus, nationale Abschottung oder religiösen Quark. Langfristig wird man also um eine Abschaffung von Staat, Nation und Kapital wohl nicht herumkommen. Dazu braucht es dann schon noch ein paar mehr Aktionen.
dbate.de: Welche Reaktionen hat Ihre Aktion in Berlin erzeugt?
„NIKA“: Viele Leute freuen sich mit uns über die gelungene Aktion und wir hoffen, dass sie ein paar Leute motiviert am Wochenende selbst aktiv zu werden. Das rechte Spektrum kotzt sich derweil in Kommentarspalten aus und jammert rum. Das ist natürlich schon ein bisschen Genugtuung.
dbate.de: Nach dem Tortenwurf vom Peng Collective auf Beatrix von Storch wurde den Aktivisten mit Mord gedroht. Inwieweit macht Ihnen das Angst?
„NIKA“: Angst haben wir nicht. Aber wir wissen wozu dieses Spektrum fähig ist und die Morddrohungen sprechen für sich.
dbate.de: Welche Aktionen haben Sie noch geplant?
„NIKA“: Bleiben Sie gespannt!
Das Interview führte Robert Gerardi für dbate.de
Hier geht´s zum Original-Video der NIKA-Gruppe.
Die Gruppe selbst hat folgende Pressemitteilung zu ihrer Aktion veröffentlicht:
Brandstifter bekommen Post
Linke Aktivst*innen besuchen AfD-Bundeszentrale in Berlin
Zu Beginn des Aktionswochenendes der Kampagne „Nationalismus ist keine Alternative“ haben mehrere dutzend Aktivist*innen der Bundeszentrale der AfD in Berlin heute einen Besuch abgestattet und der rechten Partei die Folgen ihrer Politik zurück gebracht. Unter dem Motto „Die Brandstifter in Nadelstreifen besuchen“ lieferten sie einen Kleintransporter voll Brandschutt aus einer abgebrannten Turnhalle in Nauen in und vor der Bundesgeschäftsstelle (Berlin-Tiergarten) ab. Die Turnhalle in Nauen sollte als Unterkunft für Geflüchtete dienen und wurde im letzten August, kurz vor ihrem Bezug, von Rassisten niedergebrannt.
Ein Sprecher der Kampagne, Andreas Funk, erklärte zu der Aktion: „Die AfD ist Brandstifter in Nadelstreifen und Lautsprecher der rassistischen Gewalt in einem. Stellvertretend für die zahllosen Anschläge und Übergriffe sind wir nach Nauen gefahren und haben dort die Folgen ihrer Politik eingesammelt und zum Absender zurückgebracht. Die AfD hält sich für nicht zuständig und hat die Annahme verweigert. Wir haben ihr trotzdem ein Andenken dagelassen – die hochtoxische Retoursendung wurde von unseren Gefahrgutspediteuren per Einschreiben zurücküberstellt.“
Die Aktion fand im Rahmen des bundesweiten Aktionswochenendes
(5./6.März) statt, an dem kurz vor den Landtagswahlen die AfD überall als organisatorisches Rückgrat der rassistischen Massenbewegung angegangen wird. Die Kampagne richtet sich sowohl gegen die völkische Koalition von AfD, Pegida und rassistischem Mob, als auch gegen den Rassismus der Mitte.
„Die Bundesregierung verschärft das Asylgesetz am laufenden Band und teilt sich mit den Völkischen einen Nützlichkeitsrassismus, der Geflüchtete in erster Linie als Bedrohung und Belastung versteht. Dass es nicht zuletzt auch die deutsche Politik ist, die Fluchtursachen produziert, wird in Merkels „hellem Deutschland“ ausgeblendet. Es kann also nicht bei einer Kritik der AfD bleiben.“, so Funk weiter.
Alle Informationen zur Kampagne gibt es hier:
https://nationalismusistkeinealternative.net/
Bundesweite Kampagne „Nationalismus ist keine Alternative“
https://nationalismusistkeinealternative.net | keinealternative@systemli.org
Veröffentlicht am: 04.03.2016 in Doku
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