Interview "Dramatisch ist untertrieben" - UNHCR zur Lage im Jemen
Interview "Dramatisch ist untertrieben" - UNHCR zur Lage im Jemen
Seit knapp drei Jahren herrscht im Jemen Bürgerkrieg. „Täglich sterben hier deswegen 75 Zivilisten“, berichtet der UNHCR-Mitarbeiter Christian Langehenke aus dem Jemen. Im Interview erzählt er, wie wichtig die UNHCR-Hilfe für die mehr als drei Millionen Flüchtlinge im Land ist.
Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag. 65,6 Millionen Menschen waren laut UNO-Flüchtlingshilfe Ende 2016 weltweit auf der Flucht. Die Fluchtursachen sind vielfältig – meistens sind es jedoch Krieg und Vertreibung, die Menschen ihrer Existenzgrundlage berauben. So auch im Jemen. Ein blutiger Machtkampf zwischen verschiedenen Konfliktparteien führt dort zu Bomben- und Luftangriffen. Bei den Angriffen sterben jeden Tag über 70 Zivilisten, so der UNHCR-Mitarbeiter Christian Langehenke. Schiitische Rebellen, die vom Iran finanziert werden sollen, kämpfen gegen die von Saudi Arabien gestützte sunnitische Regierung. Auch eine Al-Qaida-Splittergruppe und viele kleine Interessensgruppen sind in dem unübersichtlichen Bürgerkrieg beteiligt.
Mehr als zwei Millionen Menschen sind deswegen im Jemen auf der Flucht. Dazu kommen Flüchtlinge aus den umliegenden arabischen und afrikanischen Ländern, sowie Rückkehrer. „Mehr als 75 Prozent der Bevölkerung sind auf humanitäre Hilfe angewiesen“, so Langehenke, der beim UNHCR im Jemen arbeitet.
Die Vereinten Nationen warnten im April 2017 vor einem Massensterben im Jemen. Der anhaltende Konflikt erschwert zunehmend die Versorgung und die Ansiedlung von Flüchtlingen, sowie die humanitäre Arbeit des UNHCR.
Was kann ich tun?
„Nur 25 Prozent des UNHCR-Budgets für Hilfsprogramme im Jemen sind gesichert“, sagt Langehenke. Das Geld für die humanitäre Hilfe der Vereinten Nationen kommt von den Mitgliedsstaaten, wobei Deutschland einer der größeren Spender ist. Die Helfer sind auch auf private Spender angewiesen. In Deutschland könnt ihr über die UNO-Flüchtlingshilfe für Hilfsprojekte im Jemen spenden. Ganz nach dem Motto „Wir stehen zusammen #WithRefugees“.
Veröffentlicht am: 20.06.2017 in Interview
Related Videos
UNICEF-Spot über Flüchtlingskinder: Damals wie heute
„Ich dachte, ich würde sterben“ – diesen Gedanken teilen zwei auf den ersten Blick ganz unterschiedliche Menschen. Harry, der ältere Mann, ist ein ehemaliges Flüchtlingskind des Zweiten Weltkriegs. Ahmed flüchtete kürzlich aus Syrien. Sie gehören zu unterschiedlichen Generationen und Nationen. In diesem UNICEF-Spot sitzen sie nebeneinander und sprechen über die Gemeinsamkeiten ihrer Flucht vor dem Krieg.
"Ich bin ein Flüchtlingskind", Rapper Sadiq
Harte Typen, Knarren, Geld und nackte Haut. Primitive Gewaltverherrlichung oder politische Gegenkultur? Rapper Sadiq findet: "Das sind Leute, die unterdrückt sind, so wie ich auch unterdrückt war. Ich bin ein Flüchtlingskind.". Ausschnitt aus der ZDFinfo-Dokumentation "Auf die Fresse! – Straßen-Rap in Deutschland"
Flüchtlinge in Seenot - die Retter von Sea-Watch
Harald Höppner kauft einen Kutter, fährt Rettungs-Einsätze auf dem Mittelmeer und rettet einigen tausend Menschen das Leben. Der Unternehmer aus Brandenburg, leistet mit seiner "Sea-Watch"-Crew ganze Arbeit. Ein Videotagebuch über Rettungsaktionen im Mittelmeer.
Flucht nach Europa: Wohin mit den Flüchtlingen? (Doku)
Bis Ende 2015 werden über eine Million Flüchtlinge in Deutschland erwartet - Bürgermeister und Landespolitiker sowie EU-Politiker plagen dieselben Fragen: Wohin mit den Flüchtlingen? Wie können so viele Asylsuchende menschenwürdig untergebracht werden? Und: Wie viele Flüchtlinge verträgt eine Gesellschaft? Wie lassen sie sich dauerhaft integrieren?
John Oliver erklärt euch die Flüchtlingskrise
In der jüngsten Ausgabe seiner sonntäglichen Show „Last Week Tonight“ widmete sich John Oliver den Millionen von Migranten, die derzeit Asyl in Europa suchen. Dabei echauffiert er sich über die Feindseligkeit und den Rassismus, den viele Europäer Flüchtlingen entgegenbringen und erklärt allen Zweiflern, warum es durchaus eine gute Idee ist, so viele Flüchtlinge wie möglich aufzunehmen.
Integration vs. Obergrenze: Wie umgehen mit Geflüchteten? (probono Magazin)
200.000 im Jahr - mehr nicht. Das fordert Horst Seehofer als Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland. Während sich die Politik über starre Obergrenzen und sogenannte atmende Deckel streitet, befasst sich das probono-Magazin mit "echter" Integrationspolitik. Wie lange müssen Asylbewerber auf einen Integrationskurs warten? Wie viele von Ihnen leben, wie lange in Turnhallen?
Meine Flüchtlingshilfe - Videotagebuch aus Ungarn und Österreich
Maria Schütte ist seit Wochen im Einsatz. Erst am Keleti-Bahnhof in Budapest und schließlich im ungarischen Grenzort Röszke. Die Situation am Bahnhof war bereits eine humanitäre Katastrophe – aber die Zustände an der ungarisch-serbischen Grenze waren noch einmal deutlich schärfer. Die Medizin-Studentin schildert ihren 'neuen' Alltag zwischen Schusswunden und Tuberkulose: "Es ist eine Frage der Zeit, bis wir hier die ersten epidemischen Krankheiten haben". Die Wut bei Maria und ihren Kommilitonen ist groß – ebenso die Ratlosigkeit, wie es so weit kommen konnte. Wie gehen die jungen Helfer mit der Situation um?
Mehr Videos aus dem Bereich Interview
"Kann das wahr sein? ": Susan Glasser über vier Jahre Präsident Trump
Amnesty International: „Alles Farce in Nordkorea“
Christian Ehring (extra 3): "Erdogan ist schlauer als wir denken"
Das Satire-Video "Erdowie, Erdowo, Erdogan" aus der Extra 3-Reaktion sorgt in den vergangene Tagen für Furore – ganz besonders in Rage versetzt hat es den Mann, um den es geht: Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan ist not amused – und hat offenbar verlangt, dass der NDR-Beitrag nicht mehr gezeigt wird. Diplomaten hätten den deutschen Botschafter Martin Erdmann dazu aufgefordert, die Verbreitung des Videos zu unterbinden. Doch die Redaktion legt nach, kürt Erdoğan promt zum Mitarbeiter des Monats und veröffentlicht das Video mit türkischen Untertiteln. "Vielleicht war es ein Verständnisproblem", so Ehring über die hehren Absichten hinter der Übersetzung. Ob Martin Erdmann sich über diese "diplomatischen" Bemühungen der Redakteure freut, wissen wir nicht. Wir finden: auch russische und polnische Untertitel wären schön.
Bornheim: Wenn Demokratie baden geht
Michael Weilandt hält nicht viel von dem Vorstoß des Sozialdezernats in Bornheim. Trotzdem äußert er Bedenken im Hinblick auf die Freibad-Saison. Im Skype-Talk mit Denise Jacobs spricht er über die Maßnahmen der Deutschen Gesellschaft für Badewesen und darüber, ob durch das Verbot in Bornheim tatsächlich Frauen geschützt werden - oder vielmehr Zuwanderer diffamiert werden.
"Die Gewalt geht von den G20 aus" - Interview mit Nico Berg (BlockG20)
„Das G20-Treffen blockieren und Hamburg verstopfen“ – das sind die erklärten Ziele der Gipfel-Gegner. Nico Berg ist einer der Organisatoren der "BlockG20"-Proteste und Mitglied der "Interventionistischen Linken". Wir haben mit ihm über seine Arbeit, die G20 und Gewalt gesprochen.
Brüssel-Korrespondent: "Wir haben darauf gewartet"
Stille in der belgischen Hauptstadt. Nichts geht mehr. Chefredakteur vom EUobserver Eric Maurice über die Situation in Brüssel.