Interview "Gefahr einer neuen Gewaltspirale", Tom Koenigs (GRÜNE)

Interview "Gefahr einer neuen Gewaltspirale", Tom Koenigs (GRÜNE)

Kolumbien kämpft mit ambivalenten Zeichen. Zum einen ist da ein gescheitertes Referendum zum Friedensvertrag, zum anderen ist da der Friedensnobelpreis für Präsident Santos. Grünen-Politiker Tom Koenigs ist Sonderbeauftragter für den Friedensprozess in Kolumbien und blickt auf ein gespaltenes Land.

Die Bilanz des Bürgerkrieges: mehr als 250.000 Tote, über fünf Millionen Vertriebene und ein von Minen verseuchtes Land. Die Wunden des jahrelangen Konflikts sitzen tief. Auch deshalb stimmte die Mehrheit der Kolumbianer beim Referendum gegen den Friedensvertrag mit der linken Rebellengruppe FARC. Die Chancen für Frieden stehen bei 50/50. Doch für den Menschenrechtssprecher sei es „notwendig, dass das ganze Volk hinter dem Frieden steht“, so Koenigs im dbate-Interview mit Marta Werner.

Der Friedensnobelpreis für Präsident Santos kam überraschend, aber zur richtigen Zeit. „Es ist eine Aufforderung für beide Seiten am Friedensvertrag weiterzuarbeiten“, meint Koenigs. Das Geld für die Auszeichnung will Präsident Santos jetzt an die Opfer des Bürgerkriegs spenden. „Ein symbolischer Beitrag, der die Opfer würdigt.“

Stimmzettel statt Waffen in Kolumbien

Die politischen Gegner des Friedensvertrags fordern vor allem härtere Strafen für FARC-Kämpfer. Zudem lehnen sie eine politische Beteiligung der Rebellengruppe ab. Für Tom Koenigs ist das nicht nachvollziehbar. Er fordert: „Stimmzettel statt Waffen“. Gerade die politische Beteiligung der FARC-Rebellen sollte erwünscht sein und kann langfristig Frieden bringen.

Kolumbien befindet sich in einem Schwebezustand, zwischen Friendsvertrag, Waffenstillstand und erneuter Eskalation. „Es gibt ein Machtvakuum, das wird schnell explosiv“, so Koenigs. Er warnt vor einer neuen Gewaltspirale, falls die weiteren Friedensgespräche nicht schnell geführt werden.

Tom Koenigs ist Sprecher für Menschenrechtspolitik für Bündnis 90/Die Grünen und Sonderbeauftragter für den Friedensprozess in Kolumbien. Er begleitet seit 2015 die Entwicklung des Friedensvertrags zwischen der kolumbianischen Regierung und der linken Rebellengruppe FARC. Im dbate-Interview mit Marta Werner spricht er über das gescheiterete Referendum, den Friedensnobelpreis und die Zukunft Kolumbiens.

Veröffentlicht am: 10.10.2016 in Interview

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