Interview "Rassismus getarnt als Islamkritik" - Zentralrat der Muslime über die AfD
Interview "Rassismus getarnt als Islamkritik" - Zentralrat der Muslime über die AfD
Nach den Terroranschlägen von Brüssel ist die Angst vor erneutem IS-Terror groß. Rechtspopulistische Parteien wie die AfD nutzen diese Stimmung um Ängste gegen den Islam zu schüren. Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats für Muslime, erinnert diese Strategie an die „dunkelste Zeit unserer Geschichte“.
Anschläge auf Flüchtlingsheime und Übergriffe auf ausländische Mitbürger sind für Aiman A. Mazyek genauso besorgniserregend wie die Terroranschläge in Brüssel, Paris oder Istanbul. „Wir leben in Zeit, in der die extremen Ränder zugewinnnen!“, so der Vorsitzende des Zentralrats für Muslime. Er kritisiert dabei or allem die hysterische Diskussion um solche Ereignisse und wünscht sich mehr Sachlichkeit.
In den Kommunalwahlen konnte die AfD mit ihrem Anti-Islam-Kurs bereits punkten. Auf dem kommenden Parteitag will die selbsternannte Protestpartei ein Grundsatzprogramm mit einem eindeutig anti-islamischen Kurs verabschieden. Das soll unter anderem ein generelles Kopftuchverbot sowie ein Verbot von Minaretten beinhalten. Für die Muslime in Deutschland stellen diese Forderungen einen erheblichen „Einschnitt in die Religionsfreiheit“ dar, so Mazyek. Vor allem die Sprache der AfD macht dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime Sorgen. Mit Parolen wie „Islam als Fremdkörper“ will die AfD die Gesellschaft spalten.
Zwar müssen sich Muslime in Deutschland nicht existenziell bedroht führen, aber „dieser Rassismus – getarnt als Islamkritik – muss von der Gesellschaft sanktioniert werden.“ Empörungswellen alleine reichen nicht aus um die Rechtspopulisten aufzuhalten. Ein möglicher Einzug der AfD in den Deutschen Bundestag 2017 würde den Rassismus dann nämlich salonfähig machen.
Im Interview mit Marta Werner spricht der Vorsitzende des Zentralrats für Muslime über Rechtsterrorismus und den Anti-Islam-Kurs der AfD.
Veröffentlicht am: 21.04.2016 in Interview
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