Interview Dr. Karakayali: „Fremdenfeindlichkeit ist allgegenwärtig“
Interview Dr. Karakayali: „Fremdenfeindlichkeit ist allgegenwärtig“
„Fremdenfeindlichkeit ist ein konstanter Begleiter unserer Gesellschaft“, sagt Migrations- und Integrationsforscher Dr. Serhat Karakayali. Scharfe Kritik übt er nicht nur an der deutschen Flüchtlingspolitik, sondern auch gegenüber den Behörden.
Positiv sei, dass es in Deutschland rund 70 Prozent mehr Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe als in den letzten Jahren gibt. „Die Bereitschaft in der Bevölkerung zu helfen ist da“, sagt Karakayali im Skype-Talk mit Kyra Funk. Auf der anderen Seite würden die deutsche Flüchtlingspolitik und die zuständigen Behörden, den Asylbewerbern Steine in den Weg legen. Die Gesetze, die jüngst verabschiedet wurden, würden nicht zu einer Verbesserung der Situation beitragen. Karakayali kritisiert dabei nicht nur die schon lange in der Kritik stehende Residenzpflicht, sondern auch das im Juli neu verabschiedete Asylrecht. Dieses ermöglicht Behörden, Flüchtlinge schneller in Abschiebehaft zu stecken.
Nach Ansicht des Forschers unterstützen die deutschen Behörden die Flüchtlinge nicht ausreichend, weshalb die ehrenamtlichen Helfer sich häufig um grundsätzliche Dinge, wie eine Unterkunft oder Übersetzungen, kümmern müssen. Allgemein müsse es ein fundamentales Umdenken geben: „Ich glaube, dass es in vielen Behörden noch eine Abwehrhaltung gegenüber Flüchtlingen gibt.“
2015 haben Dr. Serhat Karakayali und sein Kollege Dr. Olaf Kleist (Berliner Institut für Integrations- und Migrationsforschung) eine Studie zu ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe veröffentlicht. Die Studie gibt´s hier: http://www.bim.hu-berlin.de/media/2015-05-16_EFA-Forschungsbericht_Endfassung.pdf
Zum Schwerpunkt „Fremd im eigenen Land?“ zeigt dbate.de außerdem:
– VIDEOTAGEBUCH: Mein Kopftuch – Muslimas auf YouTube
– SKYPE-TALK mit Netzwerk „Dresden für Alle“: „Rechte Gewalttaten nehmen wieder zu“
Veröffentlicht am: 14.07.2015 in Interview
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