Interview Unbezahlbares Wohnen – greift die Mietpreisbremse?
Interview Unbezahlbares Wohnen – greift die Mietpreisbremse?
Hamburg, München, Berlin, Frankfurt: Seit Jahren steigen die Mietpreise in deutschen Städten. Die Bundesregierung versprach mit Einführung der Mietpreisbremse, Wohnraum auch für Normalverdiener endlich wieder bezahlbar zu machen. Doch Städte melden: Die gesetzliche Regelung greift de facto nicht. Interview mit dem bau- und wohnungspolitischen Sprecher der Grünen, Chris Kühn, über die Fehler und Lücken der Mietpreisbremse.
Bis zu 20 Euro der Quadratmeter – wer in der Großstadt nach einer Wohnung sucht, wird oft mit schwindelerregenden Mietpreisen konfrontiert. Geringverdiener und Familien haben es besonders schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Im Sommer 2015 führte der Gesetzgeber die Mietpreisbremse ein mit dem Versprechen, angespannte Wohnungsmärkte zu entlasten. Höchstens 10% dürften Vermieter die Preise bei Neuvermietungen über den ortsüblichen Mietspiegel anheben. Doch die Mietpreisbremse hat viele Ausnahmen, bei denen sie nicht greift, z. B. bei modernisierten Wohnungen. „Das ist in Berlin ein Riesenproblem“, so der bau- und wohnungspolitische Sprecher der Grünen, Chris Kühn. „Dort werden Wohnungen modernisiert im großen Stil, Mietpreissteigerungen kommen – und dann gilt nicht mal die Mietpreisbremse.“
Mietpreisbremse: Versagen der Politik
Für ihn habe die Große Koalition bei der Mietrechtspolitik versagt: „Es wurde ein Versprechen gemacht, dass nicht gehalten wird. Das sorgt für Politikverdrossenheit bei den Menschen.“ Gleichzeitig räumt er ein, dass auch die Kritik der Grünen, die eine Regulierung forderten, gescheitert ist. „Es braucht mehr Transparenz, mehr Kontrolle für die Mieterinnen und Mieter, die Ausnahmen müssen rausgenommen werden, damit die Mietpreisbremse wirklich greift.“
Veröffentlicht am: 19.12.2016 in Interview
Related Content

Impfpflicht in der Diskussion - Interview und Stimmen zur Coronaimpfung
Seit Beginn des Jahres 2021 beschäftigt das Thema Impfen die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Wie stehen sie zu einer Impflicht?

Interview mit Olaf Scholz aus "Wege zur Macht"
Die SPD entschied sich früh für ihren Kanzlerkandidaten Olaf Scholz. Dennoch steckte die Partei lange im Umfragekeller fest.

Interview mit Armin Laschet aus "Wege zur Macht"
Im Interview spricht Laschet über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von CDU und CSU sowie über Pannen und Fehltritte im Wahlkampf.

Interview mit Annalena Baerbock aus "Wege zur Macht"
Im Interview spricht die Annalena Baerbock über die "großen Fragen" die Deutschland in den nächsten Jahren bevorstehen und wie die Grünen eine Führungsverantwortung übernehmen wollen.

"Genau genommen bin ich Geschichtenerzähler" - Skype-Interview mit Wolfgang Niedecken
Wolfgang Niedecken feiert am 30. März seinen 70. Geburtstag. Im dbate-Interview blickt der Kölner Sänger auf Kindheitserinnerungen zurück.

Autor Stephan Weichert über seinen Film "Medienmacher von morgen"
Stephan Weichert spricht über die Zukunft der Medien, über den Newswahn, den wir im digitalen Zeitalter täglich erleben und darüber, wie Journalismus verbessert werden kann.
Mehr Videos aus dem Bereich Interview

Der Niederlage zum Trotz - Annette Dittert über das Wahldebakel von May
"Mayday" in Großbritannien: Die konservativen Tories unter Theresa May haben im Zuge der anberaumten Neuwahlen ihre Mehrheit aufs Spiel gesetzt - und sie verloren. Die ehemalige ARD -Korrespondentin Annette Dittert (London) mit einer klaren Analyse zu Theresa May's hochmütigem Alleingang, die Folgen für ihre Partei, für Großbritannien und Brüssel.

„Freuen Sie sich über die neuen Mitbürger?“ - Alexander Kluge
Alexander Kluge hat viele Rollen: Autor, Historiker, Medienunternehmer. Er ist über 80 Jahre alt. Sein Wort hat Gewicht in Deutschland. In losen Abständen unterhalten sich Alexander Kluge und Stephan Lamby via Skype über große Themen der Zeit. Während des Ukraine-Konflikts sprachen sie über Krieg im 21. Jahrhundert. Und jetzt, während der Flüchtlingskrise, sprechen sie über die große Völkerwanderung nach Europa.

Sahra Wagenknecht über Populismus und Hass im Netz
"Es gibt eine sehr, sehr hohe Unsicherheit" – so beschreibt Sahra Wagenknecht die derzeitige Stimmung in Deutschland. Das ist ein guter Nährboden für populistische Parteien wie die AfD – oder auch die Linkspartei. Interview mit Sahra Wagenknecht über Politik, Populismus und Hass im Netz.

Roland Tichy zur EZB-Politik: "Deutsche Sparer werden an der Nase herumgeführt"
Die Europäische Zentralbank bleibt bei ihrem Kurs des billigen Geldes: Sie belässt den Leitzins weiter auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent – und pumpt jeden Monat rund 80 Milliarden Euro in Anleihekäufe. Für Roland Tichy, ehemaliger Chefredakteur der WirtschaftsWoche, steht fest: Der Euro ist gescheitert, die EZB macht vieles falsch. Interview mit einem Euro-Skeptiker.

Schmerz und Vergnügen – Christoph Schröder über den Deutschen Buchpreis
Am 17.10. wird im Frankfurter Römer der Deutsche Buchpreis verliehen. Der Preis für den „besten Roman des Jahres“ ist mit 25.000 Euro dotiert – er ist begehrt, aber auch umstritten. Christoph Schröder, Literaturkritiker und Vorsitzender der diesjährigen Jury, erklärt, welche Bedeutung der Buchpreis in der literarischen Szene hat und berichtet aus dem Alltag eines ‚Lesewütigen‘.

Interview mit Kevin Kühnert aus "Die Notregierung"
Annegret Kramp-Karrenbauer hat ein extrem schwieriges erstes Jahr als CDU-Vorsitzende hinter sich.