Artikel „Wir schaffen auch das noch!“ - Ein Kommentar
Artikel „Wir schaffen auch das noch!“ - Ein Kommentar
Ein Kommentar von Hendrik Holdmann
Mit den Attentaten von Würzburg und Ansbach ist der islamistische Terror in Deutschland angekommen. Darüber muss man besorgt sein. Jetzt die deutsche Flüchtlingspolitik zu hinterfragen, ist falsch. Denn: „Wir schaffen auch das noch!“
Unter #Merkelsommer lassen Bürgern ihren Gefühlen gerade wieder freien Lauf. Im anonymen Social Web fühlen sie sich wohl, die ewig-nörgelnden Wutbürger, die Verschwörungstheoretiker und natürlich die rechten Hetzer. Spätestens nach den Attentaten in Würzburg und Ansbach müsse ja wohl jedem klar sein: Die Politik lag in der Flüchtlingsfrage daneben. Mutti höchstpersönlich hat versagt. Mehr noch: Merkel habe uns den islamistischen Terror vor die Tür geholt. Ähnlich argumentieren auch populistische Politiker von Petry bis Wagenknecht. Solche kruden Argumentationen sind nicht nur falsch, sondern auch Gift für unseren gesellschaftlichen Frieden. Versagt hat bislang noch niemand. Versagt haben wir alle erst dann, wenn wir uns vor den Karren der Angstmacher spannen lassen.
Richtig ist, dass wir mit den Millionen Menschen, die vor Krieg, Folter und Verfolgung fliehen, vielem Tür und Tor geöffnet haben – natürlich auch Problemen. Doch das kann und muss unsere Gesellschaft aushalten. Islamistischer Terror wäre auch ohne die Flüchtlingskrise zu uns gekommen. Nach den Al-Quaida-Anschlägen in Madrid (2004) und London (2005) mit insgesamt knapp 250 Toten sollten wir das eigentlich besser wissen. Richtig ist natürlich auch, dass es immer Menschen geben wird, die eine Notsituation für ihre Zwecke ausnutzen. Sicherlich wird es vereinzelt IS-Kämpfer geben, die sich unter die hilfesuchenden Flüchtlinge mischen, um nach Europa zu gelangen. Der Staat kann nicht jeden kontrollieren. Aber wollen wir deshalb über einer Million Bürgerkriegsflüchtlingen einen sicheren Zufluchtsort bei uns verwehren?
Offenheit und Demokratie trotz Terror
Nach Würzburg und Ansbach sollten wir jetzt umso mehr an unseren Grundwerten Offenheit und Demokratie festhalten – gerade jetzt, wo der Terror einmal mehr diese Werte im Fadenkreuz hat. Was Terroristen wollen, ist Angst und Schrecken verbreiten. Sie wollen unsere Gesellschaft spalten. Wenn wir jetzt also von unserer „Wir schaffen das“-Haltung abrücken, geben wir den Terroristen genau das, was sie wollen. Das dürfen wir nicht zulassen.
Norwegen hat einen guten Weg gefunden, auf das Attentat von Anders Breivik zu reagieren. Statt Abschottung und Angst, hat sich die norwegische Gesellschaft zu mehr Offenheit, mehr Zusammenhalt, mehr Demokratie bekannt. Das war beeindruckend. Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen. Der nächste Terroranschlag von rechts, links oder von Islamisten kommt bestimmt. Gerade dann sollten wir an unseren Werten festhalten: „Wir schaffen auch das noch!“
Veröffentlicht am: 26.07.2016 in Artikel
-
Niels Dettenbach
-
rider650
-
MarcusHH
-
Zufällige Auswahl
Armin Rohde über die AfD, Hate-Crime und Til Schweiger
„Ich mach Dich platt. Du wärst schon der Dritte“ – mit solch heftigen Anfeindungen ist Schauspieler Armin Rohde im Netz konfrontiert. Der Grund? Er engagiert sich in den sozialen Medien lautstark gegen rechte Hetzer. Wir haben mit ihm über die AfD, Hasskommentare und seinen Kollegen Til Schweiger gesprochen.
Michael Heussen (WDR) zur Armenien-Resolution
Armenien-Resolution: Warum ist es heute so wichtig, die damalige Tatsache eines Völkermords anzuerkennen? „Als moralische Instanz nimmt die Türkei niemand mehr ernst“ – bei der Diskussion um den „Völkermord“ an Armeniern geht es um mehr als sprachliche Spitzfindigkeiten. Im Interview spricht Michael Heussen (WDR) über eines der dunkelsten Kapitel des Ersten Weltkrieges und die Verantwortung Deutschlands.
„Ich bin Charlie“ – die Deutschen sind bewegt
Als die dbate-Mitarbeiterin Merle Hagelüken Menschen in Hamburg auf den Terroranschlag in Paris ansprach, waren die meisten Passanten spontan zu einer Mitleidsbekundung bereit. Einige jedoch polterten: „Ausländer raus!“. Diese erschreckenden Reaktionen tauchen nicht in der Umfrage auf. Alle anderen befragten Personen waren voller Mitgefühl für die Opfer in Paris – und schlossen sich der weltweiten Solidaritätsaktion an: „Ich bin Charlie!“.
Mord an Jo Cox: Augenzeuge filmt Festnahme des Tatverdächtigen
Birstall: Nach einer heftigen Attacke mit Schusswaffe und Messer ist die britische Labour-Politikerin Jo Cox am Donnerstag gestorben. Dieses Augenzeugen-Video zeigt die Festnahme des Tatverdächtigen kurz nach dem tödlichen Angriff.
Sexismus im Bundestag Teil 2: Jetzt sprechen die Männer
Sexuelle Belästigung findet auch im Bundestag statt – männliche Abgeordnete äußerten sich jetzt in einer Umfrage zu der heiß diskutierten Sexismus-Debatte. Dabei reden sie offen über die Problematik einer unklaren Grenze, gestehen die ein oder andere sexistische Bemerkung und geben sogar noch ein praktisches Beispiel vor der Kamera.
Groundhopping – Mein Leben für den Fußball
Heute Wembley, morgen Düsseldorf und übermorgen Champions League in Amsterdam: für Groundhopper ist das Alltag. Aber mit welchem Ziel nehmen sie diese ganze Reisemühe auf sich, die ein Privatleben fast unmöglich macht? Groundhopper wollen bei so vielen Fußballspielen wie möglich im Stadion dabei sein.
Weitere dbate Artikel
Video-Tweet: Trump verprügelt CNN
Donald Trump sorgt mit seinem Prügel-Video gegen CNN ‚mal wieder für Schlagzeilen. Der US-Präsident gab sich auf Twitter alles andere als staatsmännisch und veröffentlichte ein altes Video von einem Wrestlingkampf. Statt wie damals auf seinen Gegner einzuschlagen, prügelt er in dem Twitter-Video mehrfach auf ein eingeblendetes CNN-Logo ein.
VIDEOTAGEBUCH-REIHE: „Das große (Arbeits)Los“
– Thomas – vom Unternehmensberater zum Flötenspieler 1/5
– Yolanda – Spanischlehrerin in Berlin 2/5
– Dimitrios – Traum vom Showbusiness 3/5
– Dominik – zwischen Call-Center und Gedichten 4/5
– Teepeeland – die Aussteiger-Kommune 5/5
Glyphosat-Alleingang: So reagieren Politik und das Netz
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat der EU-Zulassung des stark umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat zugestimmt. Ganz ohne Absprache mit der Kanzlerin oder der noch mitregierenden SPD. Das sorgte bei den anderen Parteien, aber auch bei den Bürgern für Ärger.
#HeyTwitter, löscht den Scheiß! – Shahak Shapira gegen Hass-Tweets
Satiriker Shahak Shapira hat über 300 Hassbeiträge auf Twitter gesammelt und dem Unternehmen gemeldet. Die Mehrheit dieser Tweets wurde von Twitter nicht gelöscht. Als Reaktion hat Shapira diese Hassbeiträge nun vor der deutschen Twitterzentrale in Hamburg auf die Straße gesprüht.
Schlammschlacht in Österreich – Sternstunde der TV-Demokratie
Die Kommentatoren im In- und Ausland waren sofort einer Meinung: „Desaster“, „abgründig“, „würdeloser Hahnenkampf“. Das, was da die beiden Politiker am Pfingstsonntag aufgeführt haben, war beschämend. Für sie, für ihre Parteien, für das Amt des Bundespräsidenten, für Österreich. Stimmt alles. Der Grüne Alexander Van der Bellen und der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer wollen ja beide am 22. Mai Bundespräsident von Österreich werden. In einer Vorwahl vor einigen Wochen sind sie als Sieger hervorgegangen. Jetzt geht´s in die Stichwahl. Gut also, dass sich die Österreicher noch einmal einen Eindruck verschaffen können. So weit, so üblich.
So schön war die Mondfinsternis
Bis in die Abendstunden hinein war sie in Europa zu sehen: Die partielle Mondfinsternis. Dieses Video hat das seltene Himmelsereignis ganz besonders beeindruckend festgehalten.