Interview Schauspieler Clemens Schick zur AfD: "Wir waren zu bequem"
Interview Schauspieler Clemens Schick zur AfD: "Wir waren zu bequem"
Die AfD feiert einen Erfolg nach dem nächsten und ist mittlerweile in 10 von 16 Landtagen vertreten. Für Schauspieler Clemens Schick ist die Lage ernst. In den Rechtspopulisten sieht er eine ernst zunehmende Gefahr, die unsere Freiheit bedroht. Ein Interview über die politische Stimmung in Deutschland.
„Die Angst, dass es uns Deutschen schlecht geht – und schlechter geht, je mehr Fremde wir rein lassen: das ist alles so unkonkret“, so Clemens Schick. Er selbst engagiert sich politisch: Schick unterstützt die 2016 von der SPD initiierten Kampagne „Meine Stimme für Vernunft.“ Schick fragt sich, wie und warum das Erstarken einer neuen Rechten zu einer Zeit hereinbrechen kann, in der es uns Deutschen doch eigentlich sehr gut geht. In Deutschland sind so viele Menschen erwerbstätig wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. „Dass es trotzdem möglich ist, ein Gefühl zu erzeugen von: ‚Wir werden abgehängt‘ und ‚Schuld daran sind die Fremden‘,“ ist für den Schauspieler kaum nachvollziehbar.
Clemens Schick: „Freiheit ist nicht selbstverständlich“
Schick überlegt, wägt seine Worte ab, wählt sie mit Bedacht. Er sucht auch nach eigenen Fehlern. Zu lange haben die Eliten die ‚Anderen‘, die ’schrebergärtnernden Spießer‘ mit ihren kleinen Sorgen verachtet. Jetzt wählen die Abgehängten die Rassisten, und ein Raunen der Empörung hallt durch die Straßen des Prenzlauer Bergs. Haben wir schlichtweg zu lange unsere Überlegenheit vorgeführt? Schick formuliert es vorsichtiger: „Vielleicht sind die Anderen, die die nicht AfD wählen, einfach zu bequem gewesen. Und ich zähle mich auch dazu.“
Im Interview spricht Clemens Schick darüber, warum man die AfD-Wähler ernst nehmen muss und welche Verantwortung wir alle für eine demokratische Gesellschaft haben, die von außen, wie von innen, angreifbar ist. Clemens Schick wurde durch zahlreiche Kino- und TV-Produktionen bekannt. Unter anderem durch den James-Bond-Film ‚Casino Royale‘ (2006). Vor zwei Jahren sprach der deutsche Schauspieler das erste Mal öffentlich über seine Homosexualität.
Veröffentlicht am: 02.09.2016 in Interview
-
Bernd Schneider
Related Videos
Armin Rohde über die AfD, Hate-Crime und Til Schweiger
"Ich mach Dich platt. Du wärst schon der Dritte" - mit solch heftigen Anfeindungen ist Schauspieler Armin Rohde im Netz konfrontiert. Der Grund? Er engagiert sich in den sozialen Medien lautstark gegen rechte Hetzer. Wir haben mit ihm über die AfD, Hasskommentare und seinen Kollegen Til Schweiger gesprochen.
"Es ist eine gefährliche Zeit" – Schauspieler Kai Schumann
Flüchtlingskrise, Brexit, Terror: die Geschwindigkeit der Ereignisse überholt, so der Eindruck, unsere Fähigkeit diese mit nötiger Besonnenheit zu verarbeiten. Gerät die Welt, wie wir sie kennen, aus den Fugen: oder verkennen wir die 'seligen Zeiten' in einer selbstkonstruierten Hysterie? Im Interview spricht der Schauspieler Kai Schumann über den Rechtspopulismus der AfD, ein kaltes Klima der Angst und warum der Begriff 'Flüchtling' falsch ist.
Berliner Band "Die Höchste Eisenbahn": Spring auf, Hase!
Die Höchste Eisenbahn: das sind Francesco Wilking, Moritz Krämer, Max Schröder und Felix Weigt. Unbekannte sind sie keineswegs. Im Skype-Talk sprechen die sympathisch-chaotischen Jungs über ihre gemeinsame Arbeit im Studio, über Gefühle (natürlich!), den Wert der Musik und über Live-Auftritte.
"AfD ist kein Ost-Phänomen" - Politikwissenschaftler Minkenberg
Wie erklärt sich der rasante Aufstieg der AfD? Und was bedeutet dieser für die etablierten Parteien? Steht Deutschland vor einem politischen Wandel? Politikwissenschaftler Prof. Michael Minkenberg, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), beobachtet seit Jahren rechte Parteien in Europa. Interview über den Erfolg der AfD, die Rolle der Medien und die Bundestagswahl 2017.
"Wir sind das Volk"? Ein DNA-Test kann helfen!
Leidest du am "Wir sind das Volk"-Syndrom? Keine Sorge – ein DNA-Test kann jetzt helfen. Die Macher des neuen Momondo-Spots gehen der Frage nach, wer wir eigentlich sind – mit überraschenden Erkenntnissen.
Mehr Videos aus dem Bereich Interview
Von Weizsäcker 3/3: Dankbarkeit in der Politik
"Wir hatten einen Durchbruch im Zaun". Ein offenes Gespräch über die Spannungen zwischen Bundespräsident und Bundeskanzler. Über Machtkämpfe, Dankbarkeit - und die Wiedervereinigung.
Alexis Tsipras: "Merkel will uns zur Schuldenkolonie machen!"
Ende 2012 sprach Alexis Tsipras ausführlich über die Bundeskanzlerin. Ein Interview über die Angst vor Deutschland und vor einer mächtigen Frau.
Corona weltweit: Interview mit Rareș Gheorghiu aus Italien
Am 25. März führten wir ein Interview mit dem Italiener Rares Gheorghiu. Der Fotograf berichtet aus seiner Heim-Isolation in einer Kleinstadt bei Bologna.
Steinmeier als Bundespräsident: Was bedeutet das für Union und SPD?
Nach monatelanger Debatte willigt nun auch die Union ein, den SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten zu küren. Aber was bedeutet die Steinmeier-Entscheidung für die Koalitionspartner? Und was spricht für und gegen Steinmeier als neuen Bundespräsidenten? Interview mit Politikwissenschaftler Uwe Jun.
Feind, Todfeind, Parteifreund - Erwin Huber 1/3
So hat das Peng! Kollektiv die Rüstungsindustrie verarscht
Und der Preis für Frieden und Sicherheit geht an: Thyssenkrupp Marine Systems. Aber liefern die nicht U-Boote in Kriegsgebiete? Genau! Jessica Gräber vom ‚Peng! Kollektiv‘ spricht über die Aktionen gegen Waffenexporte und warum wir mehr zivilen Ungehorsam wagen sollten.