Interview So will "Breitbart" in Europa Politik beeinflussen - Medienforscher Weichert im Interview
Interview So will "Breitbart" in Europa Politik beeinflussen - Medienforscher Weichert im Interview
„Breitbart News“ ist ein rechtes Meinungsmedium aus den USA, das Rassismus predigt und mit der Verbreitung von Fake News für Furore sorgt. Professor für Digitalen Journalismus Stephan Weichert erklärt den Erfolg der populistischen Meldungen und der sogenannten ‚alternative facts‘ in den Sozialen Medien. „Breitbart“ plant nun auch nach Deutschland und Frankreich zu expandieren. Was das bedeutet und wie deutsche Journalisten darauf reagieren sollten, erklärt Weichert im Interview.
Fake News und sogenannte ‚alternative facts‘ sollen die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten entscheidend mitbestimmt haben. Vorne weg steht das US-amerikanische Meinungsmedium „Breitbart“. Das rechte Medium hat im Wahlkampf die „Falschbehauptungen und Halbwahrheiten“ Trumps unterstützt und verbreitet, so Stephan Weichert. Er erklärt, wie das Medium vor allem in den Sozialen Medien arbeitet: „Breitbart ist auf vielen Plattformen gleichzeitig vertreten, auf denen es mit seinen Meinungen Stimmung im Volk machen wollen.“ Das ist erfolgreich. Die Kanäle von „Breitbart“ haben Millionen Klicks und Abonnenten – und viele Geldgeber.
„Breitbart“ will nach Europa expandieren
Die Macher hinter „Breitbart“ wollen nach ihrem nationalen Erfolg in den USA nun auch in Frankreich und Deutschland aktiv werden. So könnte der Internetblog auch hierzulande mit Fake News den Wahlkampf rechter Parteien wie der AfD oder dem französischen Front National befeuern. Auch Stephan Weichert stellt fest, dass „Breitbart“ im Vergleich zu bereits bestehenden rechten Medien in Deutschland sich besonders auf junge Zielgruppen konzentriert. „Breitbart“ könnte als Ziel haben, junge Wählerschaften für rechtspopulistische Parteien zu mobilisieren und so Einfluss auf Wahlen in Europa zu nehmen.
Weichert: „Qualitätsjournalismus muss stärker für Aufklärung sorgen“
Stephan Weichert sieht deshalb besonders den Qualitätsjournalismus in der Pflicht. Herkömmliche Medien würden durch „Breitbart“ dazu gezwungen werden, „stärker für Aufklärung zu sorgen, wo die wahren Nachrichten herstammen und wo die falschen ausgebrütet werden“.
Stephan Weichert ist Professor für Journalismus und Kommunikationswissenschaft, wissenschaftlicher Leiter des berufsbegleitenden Masterstudiengangs Digital Journalism an der Hamburg Media School und Gründer des Debattenportals VOCER.org. Zu seinen Schwerpunkten in Lehre und Foschung gehört der Strukturwandel von Medien und Journalismus unter digitalen Vorzeichen.
Veröffentlicht am: 07.02.2017 in Interview
Related Videos
Das Kabinett Trump - reich, christlich, rechts außen
"Keine staatliche Zensur von Fake News" - Markus Beckedahl (netzpolitik.org)
Wahljahr 2017: die Sorge vor einer Beeinflussung durch Fake News bei der anstehenden Bundestagswahl ist groß. Doch die Forderung nach einer staatlichen Kontrolle von Fake News durch eine sogenannte "Abwehrzentrale gegen Desinformation" lässt orwellsche Zustände befürchten. Ein Gespräch mit Netzaktivist Markus Beckedahl (netzpolitik.org) über den Umgang mit Fake News.
"Wer hat die Deutungshoheit?" – Alexander von Streit über einen neuen Journalismus
Steckt der Journalismus in der Krise – und wenn ja, wie tief? "Journalisten sind nicht mehr die Einzigen, die entscheiden, ob etwas stimmt oder nicht stimmt", sagt Alexander von Streit (Krautreporter). Muss einem das Angst machen? Nein – im Gegenteil.
Björn Staschen (NDR) zu Fake News: Facebook in die Pflicht nehmen
"Populismus muss man entlarven durch Fakten und Gegenrede". Björn Staschen ist Leiter des „Next News Lab“ des NDR. Im Interview spricht er über die inhaltliche Verantwortung von Facebook und Twitter und über die Bedeutung von Zivilcourage im Netz.
Hoax, die Hände! Die besten Mittel gegen Fake News (probono Magazin)
Nicht erst seit Trump und AfD sind Fake News ein beliebtes Mittel zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Durch das Internet lassen sie sich heute aber bequemer und weiter verbreiten als jemals zuvor. Das probono Magazin zeigt euch, was Falschmeldungen sind und was man selbst dagegen machen kann.
Janko Tietz (SPON) über Populismus und Soziale Medien
Was können Journalisten hierzulande besser machen, um die Leser nicht an Falschmeldungen und postfaktische Online-Lektüre zu verlieren. Was müssen IT-Konzerte unternehmen und ist Donald Trump ein reines Social-Media-Phänomen? Wir erleben den rasanten Aufstieg einer Teilöffentlichkeit im Netz, einer Eigendynamik, die mit Journalismus nur noch wenig zu tun hat – und kaum zu kontrollieren ist. Aber hat der Journalismus deswegen versagt? Nein, sagt Janko Tietz, aber er habe wohl möglich eine Entwicklung verschlafen.
Meinungsmache im Netz - Wie mächtig sind soziale Medien?
Stimmt es, dass Donald Trump ohne Twitter und Fake News nie gewählt worden wäre? Und was könnten Social Media-Phänomene wie Filterblasen und Fake News für den Wahlkampf in der Bundesrepublik bedeuten? Kommunikationswissenschaftlerin Katharina Kleinen von Königslöw und Politologe Andreas Jungherr sprechen über Phänomene der sozialen Medien und darüber, wie ein kompetenter Umgang mit diesen möglich ist.
Stephan Weichert (VOCER): Wie Social Bots die Politik verändern
Bei Social Bots geht es darum, "Massen zu mobilisieren oder eine bestimmte Stimmung wieder zu geben, die so durch Menschenhand gar nicht existieren würde", sagt Stephan Weichert. Er ist VOCER-Herausgeber und Professor für Journalismus und Kommunikationswissenschaft. Im Interview spricht er über die Gefahr von Tarn- und Fake-Accounts für die Demokratie.
Mehr Videos aus dem Bereich Interview
Playboy-Chefredakteur: "Mehr Prüderie wäre gut fürs Geschäft"
Die Ankündigung des US-Playboys künftig keine komplett nackten Frauen mehr zeigen zu wollen, hat die Diskussion um Nacktheit in den Medien erneut angekurbelt. Ein Grund für die Entscheidung könnte die Allgegenwärtigkeit von Erotik und Pornografie sein. Sex verkauft sich vielleicht doch nicht mehr so gut, wenn man ihn überall umsonst haben kann. Gleichzeitig will sich der Playboy auch digitalisieren und in sozialen Netzwerken aktiv werden. "Das ist eine Bigotterie in Amerika", meint Playboy-Chefredakteur Florian Boitin und will weiter auf erotische Fotografie setzen. Der deutsche Playboy bleibt sich also vorerst treu.
"Frauen in Saudi-Arabien tragen Mitschuld an ihrer Unterdrückung"
Die deutsch-saudische Wirtschaftsberaterin Dahlia Rahaimy über Autofahren, Reisen und andere Probleme in Saudi Arabien
„Populismus appelliert ans Ressentiment“ – ORF-Moderator Armin Wolf
Der österreichische TV-Journalist Armin Wolf hat als Star-Moderator des Nachrichtenmagazins ZiB 2 zahlreiche Interviews mit Populisten geführt. Für seine Auseinandersetzung mit den „Einfacherklärern“ erhielt er dieses Jahr den renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Sonderpreis. Ein Interview über Journalismus, Social Media und zunehmenden (Rechts-)Populismus in Europa.
„Der Wahlkampf wird jetzt erst richtig spannend“ - Heiko Maas im Interview
Geht jetzt der Wahlkampf ums Bundeskanzleramt erst richtig los? So sieht es zumindest SPD-Politiker Heiko Maas nach dem TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz. Ab jetzt käme keiner mehr an den Kanzlerkandidaten vorbei.
Was hat gefehlt? Wer hat gewonnen? - Analyse des TV-Duells
Merkel und Schulz fast auf einer Linie – äußerlich wie inhaltlich. Politikwissenschaftler Gregor Landwehr analysiert für uns das TV-Duell vom Wochenende. Und kritisiert neben Versäumnissen der Kandidaten auch Fehler bei den Moderatoren.
Wie verändert Virtual Reality unser Leben?
Vor einigen Jahren war es noch befremdlich, stundenlang auf sein Smartphone zu starren. Heute ist das Normalität. Schon bald werden unsere Smartphones wohl von Virtual Reality- und Augmented Reality-Geräten abgelöst. Informatik-Professor Frank Steinicke von der Universität Hamburg erklärt, in welchen Gebieten die virtuelle Realität bereits Anwendung findet – und künftig finden wird. Der Forscher war selbst schon für 24 Stunden am Stück in der Virtual Reality unterwegs.