Video Warum haben so viele Deutsch-Türken für Erdogans Reform gestimmt?
Video Warum haben so viele Deutsch-Türken für Erdogans Reform gestimmt?
Die Bürger der Türkei haben mit nur knapper Mehrheit für ein Präsidialsystem gestimmt. Aus Deutschland bekam der amtierende türkische Staatspräsident Erdogan für seine Reform 63 Prozent Zustimmung. „Sehr viele Türken fühlen sich in Deutschland nicht angenommen“, erklärt Kristian Brakel den für viele überraschenden Wahlausgang im Interview. Der Türkei-Experte ist derzeit in Istanbul und kommentiert die Folgen des Referendums.
Nur etwa 51 Prozent der türkischen Bürger haben am 16. April 2017 für die Einführung eines Präsidialsystems gestimmt. Die im In- und Ausland umstrittene Reform von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan spaltet die Türkei. „Die Türkei war schon immer ein Land, das extrem polarisiert ist“, sagt der Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung in Istanbul, Kristian Brakel. Das Referendum habe dies nur noch einmal verdeutlicht.
Ein „Ja“ als Trotzreaktion der Deutsch-Türken?
Überraschend war das Wahlverhalten der Deutsch-Türken. Hierzulande stimmten über 60 Prozent der Wähler für die Reform in der weit entfernten Türkei. Das habe gleich mehrere Gründe: „In den deutschen Medien bekommt man das Bild, dass alle immer gegen Erdogan und gegen die Türken sind“, sagt Brakel. Das „Ja“ sei eine Trotzreaktion vieler deutsch-türkischer Wähler gewesen. Auch die mangelnde Integration in Deutschland habe das Erdogan-Lager gestärkt. „Und das gilt nicht nur für, wie man sagen würde, Bildungsverlierer.“
„Inoffiziell will die Türkei nicht in die EU“
Wichtig ist außerdem zu wissen, welche Linie die türkische Regierungspartei AKP und der Staatspräsident Erdogan mit Blick auf Europa und die Welt einschlagen werden. „Wegen der Verwerfungen mit Russland im Syrien-Konflikt, will die Türkei in der NATO bleiben“, sagt Brakel. Ob die NATO sich für die Demokratisierung des Landes einsetzen kann, hält er jedoch für fragwürdig. Ganz anders jedoch sähe die Situation für den umstrittenen EU-Beitritt der Türkei aus. Während Gegner den Ausgang des Referendums als Argument gegen einen EU-Beitritt nutzten, wolle die türkische Regierung inoffiziell gar nicht beitreten, so Brakel – zu einflussreich wären die damit auferlegten Kontrollen.
Veröffentlicht am: 19.04.2017 in Video
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