Interview #FreeDeniz: taz-Journalistin Doris Akrap über den Fall Yücel
Interview #FreeDeniz: taz-Journalistin Doris Akrap über den Fall Yücel
Jetzt steht fest: Deniz Yücel muss in türkische Untersuchungshaft. Bis es zu einem Prozess kommt, können bis zu fünf Jahre vergehen. Die taz-Redakteurin Doris Akrap ist zurzeit in Istanbul, sie hat den deutsch-türkischen Journalisten kurz getroffen und mit seinen Anwälten gesprochen.
Dem deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel wird „Propaganda für eine terroristische Vereinigung und Aufwiegelung der Bevölkerung“ vorgeworfen. Bei der Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft wurden viele seiner Artikel als Beweis herangezogen, so auch ein Interview mit dem PKK-Kämpfer Cemil Bayik. „Es soll viele Übersetzungsfehler gegeben haben“, so Akrap. Sie befürchtet, dass hier ein Fall gegen den „Welt“-Korrespondenten konstruiert wir, der ihn als „politischen Aktivist“ darstellt.
Der Anwalt von Deniz Yücel hat nach eigenen Angaben noch keinen Einblick in die Ermittlungsakten. Die Journalistin Doris Akrap findet die Behandlung des Falls um Yücel „irre, nicht fair und nicht rechtsstaatlich“. Yücel ist der erste deutsche Korrespondent, der seit dem Ausnahmezustand inhaftiert wurde. „Es soll ein eindeutiges Signal sein, vor allem nach innen“, so Akrap. Denn viele türkische Journalisten sind bis dato davon ausgegangen, dass Yücel freigelassen wird, um die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland nicht zu gefährden. Eine Warnung?
Deniz Yücel erhält viel Unterstützung aus Deutschland. Die Bundeskanzlerin, Außenminister Gabriel sowie Justizminister Maas haben die Inhaftierung als „unverhältnismäßig“ bezeichnet. Was erwartet Doris Akrap konkret von der Bundesregierung? – „Sie sollen in der öffentlichen Ansage deutlich machen, dass das hier ein Skandal ist.“
Veröffentlicht am: 28.02.2017 in Interview
Related Videos
Putschversuch via Facebook - Videotagebuch aus Istanbul
Istanbul, 15. Juli 2016: Kampfjets fliegen über Istanbul, die Bosporusbrücke wird besetzt, Panzer rollen durch die Straßen. Teile des Militärs versuchen, mit Gewalt die Macht zu übernehmen. Präsident Erdoğan ruft via Skype im Fernsehen zum Widerstand auf. Das türkische Volk geht auf die Straßen und stellt sich den Soldaten und Panzern entgegen. Zahlreiche Menschen zücken ihre Smartphones und streamen den Putschversuch via Facebook. Im Videotagebuch berichten Augenzeugen von ihrer Putschnacht.
"Ich habe Angst vor einer Hexenjagd", türkische Politikwissenschaftlerin über die Folgen des Putschversuchs
Mehr als 60.000 Menschen - hauptsächlich Soldaten, Polizisten, Beamte und Lehrer - wurden in der Türkei vom Dienst entlassen. Nach dem gescheiterten Militärputsch scheint Präsident Erdogan aufzuräumen. Handelt es sich hier um den eigentlichen Putsch? Politikwissenschaftlerin Mine Eder erklärt das harte Vorgehen der Regierung unter Erdogan.
Mein Leben unter Erdogan - Videotagebuch aus Istanbul
2013 – nachdem sich die Proteste um den Bau eines Einkaufszentrums in der türkischen Millionenmetropople ausgeweitet hatten – begannen türkische Videoblogger, die Proteste rund um den Gezi-Park zu filmen. Der komplette Film.
„Friedensprozess mit Kurden scheint unmöglich“ – Türkei-Korrespondentin zum Istanbul-Terror
Fast 40 Menschen sind bei den jüngsten Bombenanschlägen im Istanbuler Stadtteil Besiktas getötet worden. Eine Splittergruppe der PKK bekannte sich zu dem Terrorakt. Die Reaktion des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan folgte prompt. Er ließ über 200 pro-kurdische Politiker festnehmen und kündigte „Rache“ an. Steht die Türkei jetzt vor einem Bürgerkrieg? Und wie reagieren die Menschen in Istanbul auf die erneute Gewalt? Interview mit der freien und in Istanbul lebenden Journalistin Kristina Karasu.
Facebook-Live: So streamten die Türken den Putschversuch
"The Revolution Will Not Be Televised" - das war 1970 so. Mittlerweile haben wir 2016 und immer mehr Ereignisse werden live im Internet gestreamt. Der Terror-Anschlag in Nizza, Schüsse auf Schwarze in den USA oder eben der gescheiterte Militärputsch in der Türkei. Insbesondere via Facebook-Live konnte man unmittelbar verfolgen, wie sich Polizisten und Soldaten, Bürger und Militär gegenüberstanden und teilweise angriffen. dbate zeigt einen Zusammenschnitt verschiedener Live-Videos aus der Putsch-Nacht und den Tagen danach: "The (failed) Military Coup In Turkey Was Televised"
Yildirim in Oberhausen: Videoblogger schildert seine Eindrücke
Kamera verboten, aber Smartphone erlaubt: der Videoblogger „Cemcorder“ war bei dem umstrittenen Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim in Oberhausen. Im Video befragt er die Besucher zu Erdogan und schildert seinen Eindruck der Veranstaltung.
Kurioser Werbefilm: Erdoğans illegaler Prunk-Palast
Massiv und prunkvoll - so wird der neue Amtssitz von Präsident Erdoğan in einem Werbefilm präsentiert. Doch der Bau des "Weißen Palastes" hat einen Haken: das oberste Verwaltungsgericht der Türkei hat ihn gerade zum illegalen "Schwarzbau" erklärt.
Mehr Videos aus dem Bereich Interview
"Erdogan möchte als harter Hund gesehen werden" - Medienanwalt Kompa
Es scheint, als kommt Recep Tayyip Erdogan jetzt richtig in Fahrt: nach der Affäre um Böhmermanns Schmähgedicht, geht der türkische Präsident jetzt auch juristisch gegen Springer-Chef Matthias Döpfner vor. Wir haben mit Medienanwalt Markus Kompa über die neueste Eskalation in der Böhmermann-Krise gesprochen.
Mein 1945 – Walter Hort 1/2: Heimkehr
Klauen die schwarzen US-Soldaten die deutschen Kinder? Ein Gerücht unter vielen, die der damals neunjährige Walter Hort 1945 im Zusammenbruch des Dritten Reichs hört.
Stefanie Heinzmann: "Wo ist die Kohle im Musikgeschäft?"
Stefanie Heinzmann ist gerade einmal ein Vierteljahrhundert alt und hat bereits mit Musik-Legenden wie Lionel Richie auf der Bühne gestanden. Sie kennt das Musikgeschäft und liebt es trotzdem. Für den Fall, dass es eines Tages mit der Musik doch nicht mehr laufen sollte, hat die Schweizerin bereits einen Plan B...
„Türken in den Dreck gezogen!“ – Erdogan-Unterstützer Bilgi
Bülent Bilgi erwartet von Jan Böhmermann eine Entschuldigung. Mindestens. Und er glaubt an "eine gesteuerte PR-Aktion". Zudem weist er auf die Gefahren für die diplomatische Beziehungen und den gesellschaftlichen Frieden hin.
Frauke Petry (AfD) über Machtkämpfe und den Umgang mit Medien
Als AfD-Parteivorsitzende balanciert Frauke Petry stets zwischen Politik und Protest. Immer wieder provoziert sie mit umstrittenen Aussagen. „Ich halte eine Kontroverse für notwendig, auch wenn sie verbal zeitweilig entgleitet“, sagt Petry. Ein Interview über den Umgang mit Medien, Pegida und den Vorwurf selbst schon zum Establishment zu gehören.
Anja Reschke: "Journalisten sollten nicht Gegner sein"
Wie sollen Journalisten über Rechtspopulisten berichten? Mit Fakten, Argumenten und einer kritischen Analyse. Im Zeitalter der schnellen Online-Medien eine zusätzliche Herausforderung, so die Journalistin Anja Reschke. Interview bei der Jahrestagung Netzwerk Recherche.