Interview "AfD hat nur ein Thema" – Politikwissenschaftlerin Gudrun Heinrich

Interview "AfD hat nur ein Thema" – Politikwissenschaftlerin Gudrun Heinrich

Die Wähler in Mecklenburg-Vorpommern für den Kurs Ihrer Politik zu überzeugen, das jedenfalls hat Kanzlerin Angela Merkel nicht geschafft. Für die CDU ist das Wahlergebnis ein waschechtes Desaster. Zum erste Mal liegt die rechtspopulistische AfD bei einer Wahl vor der CDU. Ist die AfD auf dem Weg zur neuen Volkspartei und was bedeutet das Ergebnis für die Bundespolitik? Ein Interview mit der Politikwissenschaftlerin Dr. Gudrun Heinrich.

Der SPD-Mann Erwin Semmering mag sich über den Erhalt seines Ministerpostens freuen, aber der AfD-Landesvorsitzende Leif-Erik Holm geht als eigentlicher Sieger aus diesen Wahlen hervor. Wer in den letzten Wochen Holms Reden lauschte, vernahm die gebetsmühlenartige Predigt über die Ängste der Deutschen – da ging es allerdings weniger, so Heinrich, um die ’soziale Frage‘, als vielmehr um die Angst vor einer Islamisierung des Abendlandes. So hieß es bei Holm, die Bürger wollten nicht, dass „unser Land und ganz Europa Schritt für Schritt zu einem Kalifat gemacht wird.“ Wie bitte? In einem Bundesland, in dem die Ausländerquote gerade einmal 2,1 Prozent beträgt? Allein, reichen solche Phrasen, um aus dem Stand mit 20 Prozent in den Landtag einzuziehen? Inwieweit ist das Wahlergebnis ein lautstarker Denkzettel für die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Merkel? Und welche Konsequenzen müssen die etablierten Parteien aus den Ergebnissen in Mecklenburg-Vorpommern ziehen?

„Ich warne davor, zu sehr auf diese emotionalen Ängste einzugehen“

Bauchgefühl schlägt rationale Argumente. Das ist ein Grund, warum viele Menschen diesmal ihr Kreuz bei der AfD gesetzt haben. Aber wie können die etablierten Parteien, die abtrünnigen Wähler zurückgewinnen – wenn doch die AfD die Menschen viel stärker über Gefühle anspricht, als über vernünftige Argumente? Die AfD jedenfalls nutzt radikale Positionen, um auch bei diesem Wählerklientel Stimmen abzugreifen. Die CDU hingegen hat sich im Wahlkampf mit ihrer Strategie verkalkuliert. Gudrun Heinrich beobachtete bei der CDU eine nach rechts orientierte Politik. Die Law-and-Order-Positionen nutzten ihrem Spitzenkandidaten allerdings wenig. Im Gegenteil: klare inhaltliche Positionen und eine klare Haltung, auch gegen rechts, haben sich bei einzelnen Wahlkreiskandidaten ausgezahlt.

Im Interview mit Denise Jacobs spricht die Politikwissenschaftlerin über die Ängste der Wähler jenseits einer Überfremdung und diskutiert über die Frage, ob die etablierten Parteien in den letzten Jahren ein bestimmtes Wählerklientel schlichtweg vernachlässigt haben. Dr. Gudrun Heinrich ist Politikwissenschaftlerin an der Universität Rostock. Sie beschäftigt sich vor allem mit den Themen Politische Bildung und Rechtsextremismus.

Veröffentlicht am: 05.09.2016 in Interview

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