Dagobert ist ohne Frage ein kurioser Typ. Einer derjenigen, die ihren Weg konsequent gehen und im Zweifel, wenn die Strategie nicht aufgeht, irgendwann einfach abhauen „und zwar komplett“. Das behauptet er zumindest im Skype-Interview auf dbate.de. In diesem Sinne ist sein zweites Album „Afrika“ (2015) mehr als nur eine Metapher – es ist auch eine Exit-Strategie.
Seine Musik ist weder Schlager noch Synthie-Pop. Sie sperrt sich gängigen Schablonen, liegt irgendwo dazwischen und entstand in der Abgeschiedenheit der Schweizer Berge. Lukas Jäger, geboren 1982, entschied sich früh gegen ein ‚normales‘ Leben und gesellschaftliche Konventionen. In Graubünden verbrachte er mehrere Jahre alleine in einer Berghütte, ernährte sich nur von Reis, testete die Grenzen seines Körpers und wohl auch seines Verstandes. Fünf Jahre Einsamkeit, in der er über 100 Lieder schrieb. Mittlerweile lebt er in Berlin, die Stadt, die ihn „wieder zu einem etwas normaleren Menschen gemacht hat.“ Trotzdem ist vielleicht auch Berlin nur ein Transit-Bereich. Die Sehnsucht nach seiner eigenen Welt macht ihn rastlos. Man mag das alles für Koketterie halten, für das clevere Narrativ einer Künstlerbiografie – die Feuilletons jauchzten nur so vor Freude ob dieser Geschichte, die sie besser nicht hätten erfinden können – oder aber man glaubt es ihm.
Im Skype-Talk mit Denise Jacobs spricht Dagobert über sein neues Album ‚Afrika‘, über alternative Lebensformen, die Musikindustrie und die Grenzen dessen, was wir gemeinhin als Normalität bezeichnen. Nimmt man seine Musik erst, begreift sie als frei von jeglicher Ironie, verstört und irritiert sie. Aber Menschen, die sich den Konventionen verweigern, bleiben oft unverstanden. Man muss die überzuckerten Lieder nicht mögen, man kann in Dagobert eine Kunstfigur sehen, einen Schnulzensänger aus den Bergen eben. Man denkt, das kann er doch nicht ernst meinen. Was wenn doch?
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