Interview Ex-RAF-Anwalt Ströbele über den Stammheim-Prozess
Interview Ex-RAF-Anwalt Ströbele über den Stammheim-Prozess
Wegen linksradikaler Terroranschläge standen zahlreiche Mitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF) 1975 vor Gericht. Noch vor Beginn des Stammheim-Prozesses verstarb der Angeklagte Holger Meins im Gefängnis. Sein damaliger Verteidiger Hans-Christian Ströbele spricht über Meins‘ Tod sowie seine eigene Verhaftung.
Der RAF-Prozess war einer der bedeutendsten Prozesse der deutschen Geschichte. Die aus der 68er-Bewegung gegründete Terrorgruppe Rote Armee Fraktion, kurz RAF, hatte über Jahre mehrere Anschläge mit vielen Toten, unter anderem auf das US-Hauptquartier in Frankfurt, verübt. Sie riefen zudem als selbsternannte „Stadtguerilla“ immer wieder zu bewaffnetem Widerstand auf. Ende 1972 wurden die Führungsmitglieder der RAF nach langer Jagd gefasst und verhaftet. Der viel beachtete Stammheim-Prozess wurde von 1975 bis 1977 in einem eigens errichteten Gebäude in Stuttgart-Stammheim geführt.
Von 1970 bis 1975 übernahm Hans-Christian Ströbele die Verteidigung von RAF-Mitgliedern, darunter Andreas Baader und Holger Meins. Ströbele hat die Hungerstreiks seiner Mandanten hautnah miterlebt. Der anschließende Tod von Holger Meins im Jahr 1974 habe die Verhandlungen einschneidend verändert, so Ströbele im Interview. Kurz vor dem eigentlichen Prozess wurden er und einige seiner Kollegen wegen Unterstützung der RAF ausgeschlossen. Nun spricht der GRÜNEN-Politiker über seine Zeit als RAF-Anwalt.
Das Urteil von Stammheim
Vor 40 Jahren endete der Stammheim-Prozess. Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Während des Prozesses erhängte sich Ulrike Meinhof in ihrer Zelle. Später begannen auch die drei Verurteilten Baader, Ensslin und Raspe Selbstmord.
Das Interview mit Hans-Christian Ströbele wurde von Thomas Schuhbauer für die ARD-Doku „Stammheim – Die RAF vor Gericht“ geführt.
Veröffentlicht am: 28.04.2017 in Interview
Related Videos
Rauch und Gebrüll – Proteste in Paris gegen Marine Le Pen
Die Stimmung kurz vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich ist angespannt: An Ostern kam es in Paris zu gewalttätigen Ausschreitungen. Der Auslöser war eine Wahlkampfveranstaltung der Kandidatin Marine Le Pen vom Front National, die gute Chancen hat zur Stichwahl anzutreten.
"LINKE hat Charakter einer Protestpartei verloren" – Gysi über den Erfolg der AfD
Die AfD avanciert zur neuen Protestpartei – nicht nur im Osten. Mit Gregor Gysi haben wir darüber gesprochen, was das für die LINKE bedeutet und wie sich der Erfolg der AfD begrenzen lässt. Die Rechtspopulisten der AfD "liefern einfache Antworten und bedienen abstrakte Ängste", so Gysi. Die Wahlergebnisse machen deutlich, wie sehr die LINKE unter Druck steht.
"Rechte Gewalttaten nehmen wieder zu"
Dresden ist die Geburtsstadt der Pegida-Bewegung und war in den letzten Monaten immer wieder Schauplatz von großen Demonstrationen im Zeichen von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Bei sogenannten Montagsdemonstrationen kamen wöchentlich bis zu 25.000 Menschen zusammen, um sich gegen die angebliche „Islamisierung des Abendlandes“ zu wehren. Parallel dazu wurden viele Gegendemonstrationen organisiert, bei denen sich Tausende Teilnehmer zu multikultrellem Zusammenleben und Weltoffenheit bekannten.
Krawall in Paris – Erlebnisse einer Reporterin
Paris: Schon wieder fliegen in den Banlieus Steine auf Polizisten, Autos brennen in den Straßen. Auslöser war der Missbrauch von Théo. Anfang Februar wurde er von mehreren Polizisten verletzt. Doch es geht um viel mehr. Amandine Sanchez ist freie Journalistin und hat die Aufstände mit ihrer Kamera begleitet. Im Video schildert sie ihre Erlebnisse und erzählt, warum die Menschen schon wieder gewalttätig protestieren.
„Mehr Überwachung = mehr Sicherheit“ - Terrorismus-Experte Trauboth
Führt mehr Überwachung wirklich zu mehr Sicherheit? Jörg H. Trauboth hat darauf eine klare Antwort: „Ja!“ Und mehr noch – für ihn gibt es gar keine Alternative. Auch wenn wir in Deutschland öffentliche Veranstaltungen nicht komplett absperren sollten, fordert der ehemalige Berater der Bundesregierung deutlich mehr Polizeipräsenz im öffentlichen Raum und eine Ausweitung der Befugnisse für Sicherheitsdienste.
Mehr Videos aus dem Bereich Interview
Dr. Karakayali: „Fremdenfeindlichkeit ist allgegenwärtig“
Positiv sei, dass es in Deutschland rund 70 Prozent mehr Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe als in den letzten Jahren gibt. „Die Bereitschaft in der Bevölkerung zu helfen ist da“, sagt Karakayali im Skype-Talk mit Kyra Funke. Auf der anderen Seite würden die deutsche Flüchtlingspolitik und die zuständigen Behörden, den Asylbewerbern Steine in den Weg legen.
Antilopen Gang über homophobe Musik und Beate Zschäpe
Sie zeigen knutschende Männer in ihren Rap-Videos. Auf die Frage, was sie an Deutschland hassen, antworten sie: "Beate Zschäpe". Die Antilopen Gang ist hochpolitisch - aber nicht humorlos. In ihren Songs rappen die Mitglieder Koljah, Panik Panzer und Danger Dan über Homophobie, Politik und "deutsche Probleme"...
Sahra Wagenknecht 1/3: Wahlversprechen und Glaubwürdigkeit
Sahra Wagenknecht über Wahlversprechen.
March for Science: Wissenschaft gegen "Fake News"
„Fake News“ und Populismus sind nicht nur eine Gefahr für Medien und Politik. Weil auch die Wissenschaft zunehmend mit alternativen Fakten zu kämpfen hat, gehen am 22. April 2017 Wissenschaftler und Bürger beim March for Science auf die Straße. Interview mit Initiatorin Tanja Gabriele Baudson über den Kampf gegen „Fake News“ und die Frage, warum freie Wissenschaft so wichtig ist.
Interview mit Rezo aus "Die Notregierung"
Rezos Video "Die Zerstörung der CDU" hat im Frühjahr die Parteien der GroKo mächtig durcheinander gewirbelt.
"Wer hat die Deutungshoheit?" – Alexander von Streit über einen neuen Journalismus
Steckt der Journalismus in der Krise – und wenn ja, wie tief? "Journalisten sind nicht mehr die Einzigen, die entscheiden, ob etwas stimmt oder nicht stimmt", sagt Alexander von Streit (Krautreporter). Muss einem das Angst machen? Nein – im Gegenteil.