Interview Entwicklungshilfe für Afrika? "Großkonzerne vertreiben Kleinbauern"
Interview Entwicklungshilfe für Afrika? "Großkonzerne vertreiben Kleinbauern"
Private Investitionen in Afrika sollen Hunger und Armut bekämpfen. Die Realität sieht häufig aber anders aus. Frank Ademba aus Tansania arbeitet eng mit Kleinbauern zusammen und erzählt, wie sehr sie unter dem Vorgehen der multinationalen Großkonzernen leiden.
Mehr Entwicklungshilfe für Afrika: Beim Weltwirtschaftsforum 2011 haben sich die Mitgliedstaaten auf das Projekt SAGCOT (Southern Agricultural Growth Corridor of Tanzania) geeinigt. Ziel ist es, in Tansania für eine bessere Ernährungssicherung zu sorgen und die Armut zu bekämpfen. Auf 20 Jahre ist das Projekt angelegt. Gefördert wird es mit 70 Millionen Euro von der Weltbank – mit Zustimmung der deutschen Bundesregierung.
Aber wie effektiv ist das Projekt? Beteiligt sind neben der Regierung Tansanias auch Großkonzerne und Privatinvestoren. „Monsanto, Unilever, Syngenta“ – Frank Ademba nennt im Interview nur einige von ihnen. Er ist von der Bauernorganisation MVIWATA in Tansania und war im Rahmen des Gipfels für globale Solidarität in Hamburg.
Wenn Großkonzerne Entwicklungshilfe leisten sollen
Das Problem des Projekts laut Ademba: Die multinationalen Firmen verkaufen Saatgut und Düngemittel an die lokalen Bauern in Tansania. Die Produkte sind aber nicht für die Gemeinde, sondern für den Export bestimmt. „Lokale Lebensmittel werden kaum noch angebaut, da den Bauern das Land dafür fehlt“, sagt Ademba. Der Lohn, den sie bekommen, reicht nicht aus, um ihre Familie ernähren zu können. Recherchen des NDR, WDR und der Süddeutschen zeigen, dass durch das Projekt SAGCOT mindestens 5.000 Ureinwohner vertrieben oder ihrer Lebensgrundlagen beraubt wurden.
„Die Bauern müssen miteinbezogen werden“
Sind keine Investitionen also die Lösung? Gegen Investoren habe man in Tansania gar nichts, so Ademba. Aber Entwicklungshilfe sollte für die Menschen in der Region sein, und nicht für die milliardenschwere Großkonzerne.
Mehr Infos zu den Auswirkungen des SAGCOT-Projektes in Tansania findest du in diesem Video von Misereor:
Veröffentlicht am: 02.08.2017 in Interview
Related Videos

EPA - oder wie Europa sich an Afrika bereichert
Habt Ihr schon was von "Economic Partnership Agreement" (EPA) gehört? Das Team vom probono Magazin hat sich die von der EU geförderten Freihandelsabkommen mit ehemaligen afrikansichen Kolonien genauer angeschaut. Und das alles klingt nicht wirklich entwicklungsfördernd.

"Dramatisch ist untertrieben" - UNHCR zur Lage im Jemen
Seit knapp drei Jahren herrscht im Jemen Bürgerkrieg. „Täglich sterben hier deswegen 75 Zivilisten“, berichtet der UNHCR-Mitarbeiter Christian Langehenke aus dem Jemen. Im Interview erzählt er, wie wichtig die UNHCR-Hilfe für die mehr als drei Millionen Flüchtlinge im Land ist.

Interview: Als Arzt gegen Ebola in Westafrika
Tropenmediziner Stefan Schmiedel über seinen Ebola-Einsatz in Sierra Leone.

Von wegen Platz zwei: Ab sofort heißt es Namibia First!
Namibia First? – Richtig gehört! Das südafrikanische Land möchte sich nicht hinter den USA einreihen wie die anderen Bewerber bei #Everysecondcounts, sondern lieber gleich die Führungsrolle beanspruchen. Aber keine Angst, Herr Trump, Namibia bezieht sich dabei nur auf den afrikanischen Kontinent.

"Nafri ist nicht rassistisch" - Chef der Bundespolizeigewerkschaft
Die Kölner Polizei stand nach der Silvesternacht 2015/16 in der Kritik, nicht präsent genug gewesen zu sein. Ein Jahr später ist die Polizei nun wegen der gezielten Kontrollen von nordafrikanisch-aussehenden Männern und einem verhängnisvollem Tweet Rassismusvorwürfen ausgesetzt. Interview mit Ernst G. Walter, Vorsitzender der Bundespolizeigewerkschaft, zum Einsatz der Kölner Polizei.
Mehr Videos aus dem Bereich Interview

Soziale Medien und Meinungsbildung – Stimmen vom #vid16
Du bist, was Du liest! Spätestens die US-Wahlen haben gezeigt, dass die sozialen Medien ein wichtiges Instrument im Wahlkampf sind. Vermutlich sind die digitalen Technologien sogar wahlentscheidend gewesen. Vom arabischen Frühling hin zur amerikanischen Eiszeit – sind soziale Medien nun Fluch oder Segen für die Demokratie?

Claus Kleber über seinen neuen Film "Schöne neue Welt" (1/2)
Interview mit ZDF-Journalist Claus Kleber über seinen neuen Film "Schöne neue Welt - Wie Silicon Valley unser Denken verändert" (Teil 1 von 2). Der Film wurde von ECO Media TV (betreibt auch dbate) produziert.

Exoten bei der Bundestagswahl: Die spirituelle Partei "Menschliche Welt"
Die Menschliche Welt will Spiritualität in die Politik bringen. Ihr Vorsitzender ist der Yoga-Mönch Dada Madhuvidyananda, der ein spirituelles Zentrum in Baden-Württemberg leitet. Warum es ihn und seine Mitstreiter in den Bundestag zieht und welche Ziele seine Partei verfolgen, erläutert er im Skype-Interview.

Hans-Christian Ströbele 1/3: Fraktionszwang und Afghanistan-Einsatz
"Eigentlich hätte man zum Bundesverfassungsgericht gehen müssen, um zu sagen: Das geht nicht." Fraktionszwang und Lügen in der Politik? Der Grünen-Politiker spricht Klartext. Teil 1:

Unbezahlbares Wohnen – greift die Mietpreisbremse?
Hamburg, München, Berlin, Frankfurt: Seit Jahren steigen die Mietpreise in deutschen Städten. Die Bundesregierung versprach mit Einführung der Mietpreisbremse, Wohnraum auch für Normalverdiener endlich wieder bezahlbar zu machen. Doch Städte melden: Die gesetzliche Regelung greift de facto nicht. Interview mit dem bau- und wohnungspolitischen Sprecher der Grünen, Chris Kühn, über die Fehler und Lücken der Mietpreisbremse.

„Der Wahlkampf wird jetzt erst richtig spannend“ - Heiko Maas im Interview
Geht jetzt der Wahlkampf ums Bundeskanzleramt erst richtig los? So sieht es zumindest SPD-Politiker Heiko Maas nach dem TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz. Ab jetzt käme keiner mehr an den Kanzlerkandidaten vorbei.