Interview "Nafri ist nicht rassistisch" - Chef der Bundespolizeigewerkschaft

Interview "Nafri ist nicht rassistisch" - Chef der Bundespolizeigewerkschaft

Die Kölner Polizei stand nach der Silvesternacht 2015/16 in der Kritik, nicht präsent genug gewesen zu sein. Ein Jahr später ist die Polizei nun wegen der gezielten Kontrollen von nordafrikanisch-aussehenden Männern und einem verhängnisvollem Tweet Rassismusvorwürfen ausgesetzt. Interview mit Ernst G. Walter, Vorsitzender der Bundespolizeigewerkschaft, zum Einsatz der Kölner Polizei.

Darf man eine ganze ethnische Gruppe pauschal als Gefährder einstufen und diese besonders streng kontrollieren? Ja, meint Ernst G. Walter, Vorsitzender der Bundespolizeigewerkschaft und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, und ergänzt: „Es handelte sich hier eben nicht um das Täter-Profil eines 60-jährigen Grauhaarigen oder einer Familie.“ Doch nicht nur das Vorgehen der Kölner Polizei wird kontrovers diskutiert, auch ein von der Kölner Polizei abgesetzter Tweet sorgt für Aufregung. In dem Tweet wurden Nordafrikaner als „Nafris“ bezeichnet. Darf die Polizei Nordafrikaner so bezeichnen? „Es handelt sich dabei um eine Abkürzung für nordafrikanische Intensivtäter (…) Nafri ist kein rassistischer Ausdruck“, sagt Walter dazu im dbate-Interview. Schließlich würde man ja die Einwohner Großbritanniens auch schlicht „Briten“ nennen.

Strategie der Kölner Polizei war erfolgreich

Neben der öffentlichen Diskussion um das Verhalten der Kölner Polizei in der Silvesternacht gerät häufig in Vergessenheit, dass die Strategie Erfolg gezeigt hat. Es wurden kaum sexuelle Übergriffe oder Diebstähle gemeldet. Müssen wir uns bei Großereignissen künftig nun also auf massive Polizeipräsenz einstellen? „Solange sich an der politischen Lage nichts ändert und wir zum Beispiel diese ganzen abgelehnten Asylbewerber, die hier immer wieder durch Straftaten auffallen, nicht abgeschoben bekommen und diese Leute sich hier in Deutschland weiterhin frei bewegen, (…) werden wir in der Tat mit massivem Polizeiaufgebot bei allen öffentlichen Veranstaltungen rechnen müssen“, so der Chef der Bundespolizeigewerkschaft.

Veröffentlicht am: 02.01.2017 in Interview

  • Marc Michalsky

    Herr Walter ist also der Meinung, der Begriff „Nafri“ sei nicht rassistisch und das einzige Problem bei dem Tweet der Kölner Polizei sei es gewesen, dass Nicht-Polizisten die Abkürzung „Nafri“ für „nordafrikanischer Intensivtäter“ ggf. nicht verstehen.

    Ich sehe das anders! Die Polizei schrieb wörtlich: „Am HBF werden derzeit mehrere Hundert Nafris überprüft.“ (Quelle: https://twitter.com/polizei_nrw_k/status/815318640094572548) Die Personen, die mit dem Tweet gemeint sind und die auch auf dem dazugehörigen Foto zu sehen sind, sind jedoch nicht alle „nordafrikanische Intensivtäter“. Meinetwegen soll die Polizei – mangels besserer Alternativen – Personen aufgrund der Tatsache kontrollieren, dass sie aussehen, wie die Täter aus dem letzten Jahr. All die zu kontrollierenden Personen jedoch vorzuverurteilen, indem man sie aufgrund ihres Aussehens als „Nafris“, also als Intensivtäter, bezeichnet, geht aber ganz und gar nicht.

    Ich bedaure sehr, dass dieser Begriff nun Einzug in den Sprachjargon gefunden hat und zusätzlich von einigen Menschen noch vehement verteidigt wird. Es ist eine Sache, bekannte oder sogar nur mutmaßliche Straftäter als „Nafris“ zu betiteln, aber für unbescholtene Bürger darf man diesen Begriff nicht verwenden, selbst dann nicht, wenn sie einer Tätergruppe äußerlich ähnlich sehen.

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