Interview Ciao, Renzi! Italien stimmt gegen die Verfassungsreform
Interview Ciao, Renzi! Italien stimmt gegen die Verfassungsreform
Knapp 60 Prozent der italienischen Wähler haben gegen die von Matteo Renzi angestrebte Verfassungsreform gestimmt. Was bedeutet das für Italien und für Europa? Interview mit André Tauber, EU-Korrespondent DIE WELT, über die Gefahren einer weiteren instabilen, europäischen Demokratie.
Die Beteiligung war außergewöhnlich hoch: Rund 70 Prozent der Wahlberechtigten in Italien stimmten mit einem „No“ gegen die Verfassungsreform – und somit gegen ihren Regierungschef Matteo Renzi. Der Ministerpräsident hatte im Vorfeld, ähnlich wie der britische Premier David Cameron, das Volksvotum mit seiner Person verbunden. Nun musste auch Renzi seinen Rücktritt verkünden. Italien steht somit vor einer neuen Regierungskrise. „Am Ende war die Versuchung vieler Wähler einfach zu groß, einen Denkzettel an die politische Klasse zu verteilen“, sagt André Tauber, EU-Korrespondent und Wirtschaftsredakteur von DIE WELT.
Wer kommt, wenn Renzi abtritt?
Worauf müssen sich Italien und Europa nach dem Votum einstellen? „Dass eine gewisse Radikalisierung eintritt in Italien, steht zu befürchten.“ Eine größere Gefährdung für die Stabilität der EU sieht Tauber jedoch in den wirtschaftlichen Konsequenzen, die das Referendum mit sich bringt: „Viele Banken befinden sich in einer bedrohlichen Schieflage. (…) Die Frage ist, ob die Rettungspläne, die man in der Schublade hatte, noch so durchzusetzen sind.“
Veröffentlicht am: 05.12.2016 in Interview
Related Videos

„Das wird ein einziges Chaos“ - Journalistin Dittert zum "Brexit"
Europa, Nein Danke? Am 23. Juni stimmen die Briten für oder gegen den Verbleib in der EU. Das Land ist tief gespalten und blickt in eine zunehmend ungewisse Zukunft. Für Annette Dittert, ehemalige London-Korrespondentin der ARD, bedeutet ein Brexit nichts Gutes – weder für Großbritannien noch Europa.

"Margaret Thatcher hat sich sehr über mich geärgert“ – Helmut Kohl über EU, Briten und Türken
Helmut Kohl gilt nicht nur als „Vater der deutschen Einheit“, sondern auch als ein Architekt der Europäischen Union. Kohl selbst sprach gerne etwas blumig vom „Haus Europa“. Und die Europäische Union wurde, neben der deutschen Einheit, das Projekt, in das er als Bundeskanzler wohl am meisten Energie investierte. Und es wurde das Projekt, auf das er am meisten stolz sein konnte - bis in die jüngste Vergangenheit. Da begann es bedenklich zu knirschen und zu krachen im Haus Europa. Erst standen die Griechen kurz davor, aus der Euro-Zone auszusteigen, jetzt sind die Briten davor, die EU zu verlassen.
Mehr Videos aus dem Bereich Interview

George H. Bush: "Meine Zeit mit Helmut Kohl"
Der US-Präsident wurde Verhandlungspartner bei der Wiedervereinigung Deutschlands – und Helmut Kohls Freund. Interview mit dem Vorvorvorvorgänger von Donald Trump.

25 Jahre nach Lichtenhagen: Wie rechts ist Deutschland heute?
2017 jähren sich die Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen zum 25. Mal. Ende August 1992 hatten Rechtsextreme das sogenannte "Sonnenblumenhaus" mit Molotowcocktails in Brand gesetzt - unter dem Beifall Hunderter Zuschauer. Wie rechts ist Deutschland heute? Julian Barlen (SPD) von "Storch Heinar" und "Endstation Rechts" hat Antworten.

Kurden-Verband: "Kurden-Staat für Türkei gefährlicher als IS"
Für ein Selbstmordattentat in der syrisch-türkischen Grenzstadt Suruc hat die türkische Regierung den sogenannten "Islamischen Staat" verantwortlich gemacht - und mit aller Härte reagiert. Seit Tagen fliegt die türkische Luftwaffe Angriffe auf Stellungen der Terror-Miliz. Doch das ist nicht alles. Auch die vom Westen und der Türkei als Terrororganisation eingestufte kurdische Arbeiterpartei PKK wird massiv bombardiert. Bei einer Verhaftungswelle wurden zudem über 1000 IS- und PKK-Sympathisanten festgenommen. Die Sache scheint klar zu sein. Die Türkei kämpft an zwei Fronten gegen den Terror...

Interview mit Kevin Kühnert aus "Die Notregierung"
Annegret Kramp-Karrenbauer hat ein extrem schwieriges erstes Jahr als CDU-Vorsitzende hinter sich.

"Es ist eine gefährliche Zeit" – Schauspieler Kai Schumann
Flüchtlingskrise, Brexit, Terror: die Geschwindigkeit der Ereignisse überholt, so der Eindruck, unsere Fähigkeit diese mit nötiger Besonnenheit zu verarbeiten. Gerät die Welt, wie wir sie kennen, aus den Fugen: oder verkennen wir die 'seligen Zeiten' in einer selbstkonstruierten Hysterie? Im Interview spricht der Schauspieler Kai Schumann über den Rechtspopulismus der AfD, ein kaltes Klima der Angst und warum der Begriff 'Flüchtling' falsch ist.

Nach Tsunami in Japan: „Viele haben einen Flashback“
Japanologin Susanne Klien berichtet über die andauernden Folgen der Tsunami-Katastrophe und den aktuellen Stand des Wiederaufbaus in den Katastrophengebieten: „Es wird noch Jahre dauern, bis die Betroffenen zu einem normalen Leben zurückkehren können“.