Interview AfD im Bundestag: "Politische Debatte wird neu belebt"
Interview AfD im Bundestag: "Politische Debatte wird neu belebt"
Die AfD feiert ihren bislang größten Erfolg: Die Partei zieht als drittstärkste Kraft in den Deutschen Bundestag ein. Doch was bedeutet dieser Rechtsruck für die AfD selbst und die anderen Parteien? Wie wird sich die politische Debatte dadurch verändern? Interview mit Politikwissenschaftler und AfD-Experte Jan Müller von der Universität Rostock.
Die Freude war groß bei der AfD als am Wahlsonntag die ersten Hochrechnungen präsentiert werden. Schon da steht fest: Die als eurokritische Partei gestartete AfD wird nach der Union und der SPD die drittstärkste Kraft im Bundestag stellen. Schnell war von einem massiven Rechtsruck die Rede. Vergleiche zu den dunkelsten Kapiteln der deutschen Geschichte wurden gezogen. Nur einen Tag nach der Wahl schon der erste Eklat: Parteivorsitzende Frauke Petry, die in ihrem Wahlkreis immerhin ein Direktmandat gewinnen konnte, erklärt, dass sie nicht Mitglied der AfD-Fraktion im Bundestag sein möchte.
Zerbricht die AfD an ihren Flügelkämpfen?
Was also bedeutet der Einzug der Rechtspopulisten wirklich? Zerfleischt sich die Partei am Ende sogar selbst? Mit Blick auf die Fraktionsarbeit in den Landesparlamenten sagt Jan Müller von der Universität Rostock: „In der Mehrzahl sind Abspaltungen, tiefe persönliche Auseinandersetzungen und einfach auch innerfraktionärer Kampf Kennzeichen der AfD-Fraktionen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich das auch im Bundestag wiederholt.“
AfD im Bundestag: „Politische Debatte wird neu belebt“
Müller kann dem AfD-Erfolg aber auch etwas Positives abgewinnen. Die politische Debatte werde neu belebt. Außerdem seien jetzt extreme Positionen, die in der Gesellschaft aber nunmal existierten, auch im deutschen Parlament vertreten. Die AfD von Anfang an als rechtsextrem zu diffamieren und somit partout als Gesprächspartner abzulehnen, ist nach Ansicht des Politikwissenschaftlers aber genau der falsche Weg.
Veröffentlicht am: 25.09.2017 in Interview
Related Videos
25 Jahre nach Lichtenhagen: Wie rechts ist Deutschland heute?
2017 jähren sich die Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen zum 25. Mal. Ende August 1992 hatten Rechtsextreme das sogenannte "Sonnenblumenhaus" mit Molotowcocktails in Brand gesetzt - unter dem Beifall Hunderter Zuschauer. Wie rechts ist Deutschland heute? Julian Barlen (SPD) von "Storch Heinar" und "Endstation Rechts" hat Antworten.
"Ein ganz, ganz großer Einschnitt" - Politologin zur BTW17
Nach der Bundestagswahl 2017: Wie geht‘s weiter? Was sind die Lehren? Interview mit Politikwissenschaftlerin Prof. Ursula Münch über die viel diskutierte SPD-Entscheidung, in die Opposition zu gehen, den Rechtsruck im Bundestag und die Schwierigkeiten einer Jamaika-Koalition.
„Politik macht einsam“ – Frauke Petry über Verletzungen in der Politik
Frauke Petry, Bundessprecherin der AfD, denkt laut Medienberichten über einen Rückzug aus der Partei nach. In diesem Video spricht sie ungewohnt offen über Verletzungen in der Politik.
Neues Spitzenduo: Wohin steuert die AfD? Melanie Amann im Interview
Interne Machtkämpfe und Dauer-Provokationen. Über die AfD wurde viel und häufig berichtet. Doch in den letzten Wochen ist es stiller um die rechtspopulistische Partei geworden und die Umfragewerte stagnieren bei acht Prozent. Ist das Spitzen-Duo Alice Weidel und Alexander Gauland schon vor der Wahl gescheitert? Ein Interview mit SPIEGEL-Redakteurin Melanie Amann.
So denkt Alice Weidel (AfD) über "Politische Korrektheit"
Auf dem Bundesparteitag der AfD 2017 in Köln trat Alice Weidel zusammen mit Alexander Gauland die Spitzenkandidatur der Partei an. In ihrer Einstandsrede hetzte Weidel nicht nur gegen den Islam, sondern fand auch scharfe Worte gegen „political correctness“. Ihre umstrittenen Aussagen sorgen jetzt für Diskussion.
Mehr Videos aus dem Bereich Interview
Das Kabinett Trump - reich, christlich, rechts außen
Christian Ehring (extra 3): "Erdogan ist schlauer als wir denken"
Das Satire-Video "Erdowie, Erdowo, Erdogan" aus der Extra 3-Reaktion sorgt in den vergangene Tagen für Furore – ganz besonders in Rage versetzt hat es den Mann, um den es geht: Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan ist not amused – und hat offenbar verlangt, dass der NDR-Beitrag nicht mehr gezeigt wird. Diplomaten hätten den deutschen Botschafter Martin Erdmann dazu aufgefordert, die Verbreitung des Videos zu unterbinden. Doch die Redaktion legt nach, kürt Erdoğan promt zum Mitarbeiter des Monats und veröffentlicht das Video mit türkischen Untertiteln. "Vielleicht war es ein Verständnisproblem", so Ehring über die hehren Absichten hinter der Übersetzung. Ob Martin Erdmann sich über diese "diplomatischen" Bemühungen der Redakteure freut, wissen wir nicht. Wir finden: auch russische und polnische Untertitel wären schön.
March for Science: Wissenschaft gegen "Fake News"
„Fake News“ und Populismus sind nicht nur eine Gefahr für Medien und Politik. Weil auch die Wissenschaft zunehmend mit alternativen Fakten zu kämpfen hat, gehen am 22. April 2017 Wissenschaftler und Bürger beim March for Science auf die Straße. Interview mit Initiatorin Tanja Gabriele Baudson über den Kampf gegen „Fake News“ und die Frage, warum freie Wissenschaft so wichtig ist.
Nach Silvesternacht: Wir führen die falsche Diskussion!
Welche Rolle spielt die Herkunft der vermeintlichen Täter? Keine – vor allem für die Opfer, so die Journalistin Simone Rafael. Die Leiterin des Internetportals Netz-Gegen-Nazis ist besorgt über die emotionale Verknüpfung diverser Debatten.
#Corona-Interviews: Stefanie Dodt über Corona in New York
"Die New Yorker können dem Reflex, anzupacken, nicht nachkommen", sagt Stefanie Dodt. Sie berichtet als ARD-Korrespondentin.
"Elbphilharmonie ist ein Weltwunder" - Intendant Christoph Lieben-Seutter
Lange Zeit war sie als Baudesater verschrien und vielen Hamburgern ein Dorn im Auge. Jetzt steht die Elbphilharmonie kurz vor ihrer Eröffnung und erfreut sich eines großen Hypes. Tickets für die begehrten Konzerte werden auf dem Schwarzmarkt bereits für mehrere Hundert Euro gehandelt. Auf eine Person sind in diesen Tagen alle Augen gerichtet: Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter. Im Interview spricht er über den Erfolgsdruck, das Programm und seine Lieblings-Konzerte in dem neuen Musikhaus an der Elbe.