Artikel Symbol der Schande: Statement von Klaus Voormann zu ECHO-Rückgabe
Artikel Symbol der Schande: Statement von Klaus Voormann zu ECHO-Rückgabe
Der Skandal um den ECHO 2018 geht weiter. Schon zuvor war die Preisvergabe an die Rapper Kollegah und Farid Bang aufgrund ihrer antisemitischen Texte heftig kritisiert worden. Aus Protest gab jetzt der deutsche Bassist Klaus Voormann, auch bekannt als der Fünfte Beatle, den ECHO für sein Lebenswerk zurück. Hier könnt ihr sein ganzes Statement lesen.
Am 12. April 2018 wurde der ECHO verliehen. Der Preis gilt als renommiertester der deutschen Musikszene – doch der anhaltende Skandal um die diesjährige Vergabe bringt sein Image ins Wanken. Als Gewinner der Kategorie Hip-Hop/
Als Folge auf den ECHO für Kollegah und Farid Bang hat nun der diesjährige Gewinner des ECHOs für das Lebenswerk, Klaus Voormann, seinen Preis zurückgegeben. Der 79-jährige Bassist wurde für seine musikalische Arbeit, darunter mit den Mitgliedern der Beatles, Nena und Marius Müller-Westernhagen, ausgezeichnet. Auf der Webseite der befreundeten Band BAP veröffentlichte Voormann das folgende Statement:
Statement Klaus Voormann zur Rückgabe seines Lebenswerk-ECHOs:
„Ich habe ursprünglich mit Freude den Lebenswerk ECHO angenommen, da man bei mir anscheinend nicht nach Verkaufserfolg und Umsatzzahlen ging, sondern meine künstlerische Leistung würdigen wollte. Was sich für mich als Geschenk anlässlich meines 80. Geburtstags anfühlte, entpuppt sich nun als große Enttäuschung. In welchem Würgegriff stecken die ECHO-Verantwortlichen, dass sie nicht in der Lage sind dem größten deutschen Musikpreis einen würdigeren Rahmen zu gewährleisten? Was muss passieren, dass ein ECHO-Ethikrat Konsequenzen ergreift und eine Nominierung – trotz Megaumsätze eines Albums – aus ethischen Gründen ablehnt?
Ich bin seit vielen Jahren aus der Musikszene raus, habe mich vom hiesigen Medienrummel meist rausgehalten und bin deshalb nicht informiert was hierzulande alles lief und läuft. Aus diesem Grund war ich mir vor der Verleihung nicht sicher ob ich teilnehmen soll, oder ob ich vielleicht fehl am Platze bin. Für mich hat sich Letzteres bestätigt.
Ich habe mir nun bewusst Zeit gelassen mir mein eigenes Bild über die gesamte Situation zu machen, da ich selbst am ECHO-Abend nicht wusste, um was es überhaupt ging. Ich habe mich z.B. nicht nur darauf beschränkt den Text von „0815“ ganz zu lesen sondern auch mehrere Lyrics des umstrittenen nominierten Albums „ JBG3“. Provokation ist erlaubt und manchmal sogar notwendig um Denkanstöße zu geben. Aber es darf nicht die Grenze zu menschenverachtende, frauenfeindliche, rassistische, antisemitische, gewaltverherrlichende Äußerungen und Taten überschritten werden. Genau diese Attribute treffen im gegebenen Fall zu, und das hat für mich nichts mehr mit der Kunstform guter Hip-Hop- und Rap-Interpreten zu tun wie ich es beispielweise von Anfang an bei einem Eminem schätzte.
Woher kommt es, dass derartige Entgleisungen hierzulande so erfolgreich sind und von Sendern wie VOX sogar noch gefeatured werden? Welche Maschinerie steckt dahinter und füllt sich damit die Taschen? Statt der aufgeheizten Stimmung entgegen zu wirken setzt man noch eine martialische Performance drauf. Meinen Laudator und Freund Wolfgang Niedecken und mich derart ins offene Messer laufen lassen indem man uns beide und große Teile des Saalpublikums damit in Schockstarre versetzt hat -und das obwohl wir nicht eine Textsilbe verstanden haben – zeugt nicht für die Wertschätzung einer Lebenswerk-Auszeichnung. Ging es wieder einmal nur um die Quote oder wes Geistes Kind ist VOX? Als alte Profis fühlten Wolfgang und ich uns verpflichtet auf die Bühne zu gehen, auch um zu versuchen die Stimmung im Saal zu heben, um den aus den Fugen geratenen Abend zu einem positiveren Ausklang zu verhelfen. With (more than) a Little Help from my Friends Wolfgang und Paul (McCartney) ist dies offensichtlich gelungen.
Zwei Burschen aufgrund ihrer entgleisten Texte jetzt an den Medienpranger zu stellen verhilft zu einer noch größeren Plattform. Das Erschütternde für mich ist die Tatsache, welche Verrohung in unsere Gesellschaft Einzug gefunden hat – und das nicht erst seit „JBG3“- und dafür gibt es seit Donnerstagabend auch noch den wichtigsten Musikpreis in Deutschland vor Millionenpublikum.
Die Nominierungen, getoppt von der daraus resultierenden Preisverleihung machen einen ECHO-Ethikrat und alle an diesem Abend vergebenen ECHOS zur Farce. Nach langem Überlegen habe ich mich heute entschieden meinen ECHO zurück zu geben. Dies geschieht, um mein Unverständnis auszudrücken gegenüber der Verantwortungs- und Geschmacklosigkeit aller verantwortlichen Beteiligten, die es nicht geschafft haben rechtzeitig Konsequenzen zu ziehen.
Klaus Voormann
München, 15. April 2018“
Quelle: http://www.bap.de/start/aktuell/aktuell/statement-klaus-voormannecho-fürs-lebenswerk-rückgabe
Symbol der Schande
Am Sonntag hatte das Notos Quartett bereits ihre ECHO-Auszeichnung aus dem Jahr 2017 zurückgegeben. Die Berliner Nachwuchskünstler sind laut ihrem Facebook-Post „erschüttert“ über die Preisvergabe an Kollegah und Farid Band, die Urheber der antisemitischen Texte. Das Quartett wolle sich mit der Geste davon distanzieren und prägte zeitgleich die Bezeichnung des ECHOs als „Symbol der Schande“.
Musiker wie Peter Maffay, der bereits am Tag der ECHO-Verleihung selbige stark kritisiert hatte, bedankt sich bei seinem Musiker-Kollegen Voormann für die Geste:
Kunstfreiheit
Die Veranstalter des ECHO sprechen im Falle von Kollegah und Farid Bang von künstlerischer Freiheit – „auch, wenn es sich um einen Grenzfall handelt“. Der Preis sei das Ergebnis von Verkäufen und einer darauf folgenden Juryabstimmung, so Dr. Florian Drücke, Vorstandvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie, in einem schriftlichen Statement. Der Bundesverband bedauere die anhaltende Diskussion um die Gewinner und will ab sofort die Vergabe des Preises durch ein anderes System erarbeiten. Die Nominierung des Albums sei jedoch gerechtfertigt.
Titelbild: J. Steinmetz / voormann.com
Veröffentlicht am: 16.04.2018 in Artikel
Zufällige Auswahl
Serie: Drohnen-Videos aus Idomeni (Teil 4)
Derzeit dürfen lediglich vereinzelt Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak die mazedonisch-griechische Grenze passieren. Der Grund: Die Länder an der Balkanroute hatten sich unter Führung Österreichs darauf verständigt, täglich nur noch bis zu 580 Migranten nach Norden durchzulassen.
Extremer Sprung: Im Rollstuhl über die Mega-Rampe
Extremsport ist so eine Sache für sich. Aber Aaron „Wheelz“ Fotheringham hat sich einer ganz besonderen Herausforderung gestellt. Er sitzt seit seiner Geburt im Rollstuhl. Das hält den Sportler aber nicht davon ab über eine riesige Skateboard-Rampe zu springen. Selbst mit Verletzungen versucht er es weiter und beweist, wie mutig er ist.
Sängerin Adele undercover
Sängerin Adele ließ es sich nicht nehmen, ihre Fans mit einem Streich zu überraschen. Die Teilnahme an dem Doppelgänger-Wettbewerb am Tag der Veröffentlichung ihres neuen Albums „25“ am Freitag, den 20. November 2015, hinterließ bei den anderen Teilnehmerinnen einen bleibenden Eindruck.
Alexis Tsipras: „Merkel will uns zur Schuldenkolonie machen!“
Ende 2012 sprach Alexis Tsipras ausführlich über die Bundeskanzlerin. Ein Interview über die Angst vor Deutschland und vor einer mächtigen Frau.
„Wie lang sind Sie täglich online, Frau Wagenknecht?“
Das Internet ist aus dem politischen Alltag nicht mehr wegzudenken. Aber wie nutzen Politiker vor allem die sozialen Medien? Welche Vorteile, aber auch Nachteile bringt das neue Medium für die Volksvertreter? Wir haben uns bei namhaften Politikern und Journalisten umgehört.
Rhythmische Weihnachtsbeleuchtung
Spektakuläre Weihnachts-Lichtshow zu Star Wars-Musik.
Weitere dbate Artikel
Israel lädt zur größten Musikparty der Welt ein
Heute findet der Eurovision Song Contest statt. Die Mega-Party steigt dieses Jahr, nach dem Sieg der Israelin Netta im letzten Jahr, in Tel Aviv.
„Fake News“ über Tumulte auf Frankfurter Buchmesse
Auf der Frankfurter Buchmesse soll DIE PARTEI-Politiker Nico Wehnemann von Nazis „zusammengeschlagen“ worden sein. So kam es zu den „Fake News“.
Je suis Charlie
– Terror in Paris – die Videos
– Skype-Talk – Titanic-Chefredakteur
– FLASH – die Antwort der Zeichner
– Montage – die Reaktion der Videoblogger (später)
– Ich bin Charlie – Deutsche fühlen mit (später)
Glyphosat-Alleingang: So reagieren Politik und das Netz
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat der EU-Zulassung des stark umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat zugestimmt. Ganz ohne Absprache mit der Kanzlerin oder der noch mitregierenden SPD. Das sorgte bei den anderen Parteien, aber auch bei den Bürgern für Ärger.
Schwerpunkt: Terror in Paris
– VIDEOTAGEBUCH zu Terror in Paris
– FLASH: Netz-Reaktionen auf Paris-Terror
– SKYPE-TALK: „Die Regierung hat versagt.“
– SKYPE-TALK: „Ihr macht uns keine Angst“
– SKYPE-TALK: Augenzeugen-Bericht aus Fußball-Stadion
– FLASH: Reaktionen aus dem Netz zu #ParisAttacks
– FLASH: Augenzeugenvideo zeigt Szenen direkt nach Anschlag
– FLASH: Obama zu Terror in Paris
– FLASH: Explosionen vor Stadion
– FLASH: Eagles of Death Metal-Konzert (Juni 2015)
ESC – gute Idee, schlechte Musik
Allein der Klang: „douze points“. Das klingt weich und verheißungsvoll. Nicht so hart und gebraucht wie „zwölf Punkte“. Diese „douze points“ also, der Kontakt mit einer fremden Sprache, einer anderen Kultur, macht die Veranstaltung zu einer Grenzüberschreitung. Und lässt aus dem politisch so neurotischen Europa für einen Abend die Luft raus. Die Harmlosigkeit des ESC ist der nette Gegenentwurf zum Griechenlandkrise-Türkeibashing-Krimkrieg-Brexit-Europa. Ein Abend lang Frieden in europäischen Wohnzimmern. Prima Sache.
Pingback: Antisemitismus in Deutschland: Video zeigt Angriff in Berlin()