Artikel Die AfD gewinnt die Jamaika-Verhandlungen – das Land verliert
Artikel Die AfD gewinnt die Jamaika-Verhandlungen – das Land verliert
Ein Kommentar von Stephan Lamby
„Uns eint die Verantwortung für die Menschen und die Zukunft unseres Landes.“
So heißt es in der Präambel des Jamaika-Papiers. Es blieb beim Entwurf. Am Ende haben es die Verhandler nicht einmal gemeinsam vor die Kameras geschafft. Wichtiger war den Politikern, die über einen Monat lang verhandelt haben, die eigene Inszenierung. Von gemeinsamer Verantwortung keine Spur. Auch vom Vorsatz, als Demokraten gegen die Rechtspopulisten der AfD zusammenzustehen, ist nichts übrig geblieben. Die AfD saß in all den Verhandlungswochen mit am Tisch – unsichtbar. Die Angst der CSU vor einer Niederlage gegen die AfD bei den bayerischen Landtagswahlen im kommenden Jahr hat Horst Seehofer und seine Leute dazu gebracht, auf seiner Obergrenzen-Position zu beharren. Die gesamte Diskussion um Familiennachzug von geduldeten Flüchtlingen war eine Scheindiskussion. In Wahrheit ging es nicht um Familien aus Syrien und Afghanistan, sondern um den Machterhalt der CSU, die absolute Mehrheit, in Bayern. Verantwortung für die Zukunft des Landes? Sieht anders aus.
Viele Verlierer
Jetzt wird es der AfD leicht fallen, die gescheiterten Jamaika-Parteien als „Alt-Parteien“ abzutun. Wird die CSU so ihre Macht in Bayern verteidigen? Auch die anderen Jamaika-Partner haben verloren: Die Grünen, weil sie in der Klima- und Flüchtlingspolitik schon sehr früh wesentliche Positionen geräumt haben, sich also auf das Spiel der CSU eingelassen haben – und jetzt doch nicht mit der erhofften Regierungsbeteiligung entlohnt werden. Die CDU hat verloren, weil sie sich ihre Vorsitzende in den Verhandlungen ganz darauf konzentriert hat, Bindegewebe der anderen Parteien zu sein – und jetzt als Partei beziehungsweise Frau ohne Eigenschaften dasteht. Die FDP hat verloren, weil sie ihr Image als Leichtmatrosen, die der Regierungsverantwortung nicht gewachsen sind, zementiert hat.
„Die Inszenierung war wichtiger als die Verantwortung“
Die Jamaika-Partner waren von Anfang an Jamaika-Gegner – im permanenten Wahlkampfmodus. Sie haben die Verhandlungen öffentlich geführt, Vorschläge über Interviews oder Twitter kommuniziert, bevor sie ernsthaft geprüft und beantwortet werden konnten. So wirkt die These, der Ausstieg der FDP sei eine gut vorbereitete Spontaneität gewesen, auch plausibel. Die Inszenierung war wichtiger als die Verantwortung. Die Jamaika-Parteien haben verloren. Das Land hat verloren.
Veröffentlicht am: 20.11.2017 in Artikel
Zufällige Auswahl
Interview mit Virginia Chan zum Corona-Virus in Hongkong
Das Corona-Virus breitet sich unaufhaltsam aus. Ende Dezember 2019 erkrankten erstmals auf einem Fischmarkt in Wuhan mehrere Menschen an dem neuartigen und ansteckenden Corona-Virus, das sich schnell ausbreitete. Die chinesische […]
Augenzeugen-Video: Heftiges Unwetter fegt über Hamburg
Unwetter in Hamburg: Eine schwarze Wolkendecke und eine heftige Böenwalze sind über Hamburg gezogen. Ein Anwohner hat das Wetterspektakel gefilmt.
Drohender Vulkan-Ausbruch auf Bali: Videos von Mount Agung
Der Vulkan Mount Agung auf der indonesischen Insel Bali ist seit einigen Tagen wieder aktiv. Seine Aschewolke erreicht bereits eine Höhe von 4000 Metern und sorgt für Flugausfälle. Bis zu 100.000 Menschen müssen evakuiert werden, zehntausende wurden in erste Notunterkünfte gebracht. Videos von Augenzeugen zeigen die Lage.
Brexit: Wenn die EU-Flagge einfach nicht brennen will…
Ein maskierter Brite, höchstwahrscheinlich entschiedener EU-Gegner, und eine EU-Flagge, die partout nicht brennen möchte. Rechtzeitig zum EU-Referendum in Großbritannien macht das 4-minütige Video erneut die Runde im Netz. Wenn das mal kein gutes Zeichen ist für den Verbleib der Briten in der EU ist!
Sahra Wagenknecht über Populismus und Hass im Netz
„Es gibt eine sehr, sehr hohe Unsicherheit“ – so beschreibt Sahra Wagenknecht die derzeitige Stimmung in Deutschland. Das ist ein guter Nährboden für populistische Parteien wie die AfD – oder auch die Linkspartei. Interview mit Sahra Wagenknecht über Politik, Populismus und Hass im Netz.
Mit dem Van im Lockdown (Web-Doku)
Corona hält die Welt fest im Griff. Das mussten auch die zwei Globetrotter Patricia Bezzola und Stefan Linder erfahren., die aktuell in Argentinien festsitzen.
Weitere dbate Artikel
Zum Weltnudeltag: Dieser türkische Künstler malt Mini-Gemälde auf Pasta
Mit einem hauchdünnen Pinsel bringt der türkische Künstler Hasan Kale Miniatur-Bilder auf allerlei Gestände. Neben Muscheln, Körnern und auch nur mal auf Papier, nimmt er sich in diesem Video eine Nudel vor. Und zaubert auf beeindruckende Weise einen türkischen Palast am Meer vor einem goldenen Himmel.
Kreativer Torjubel oder ein Schritt zu weit?
Der italienische Nationalstürmer Mario Balotelli ist bekannt für seine extrovertierte Art und fällt mit seinem Verhalten auch neben dem Spielfeld auf. Beim Sonntag-Spiel seines Vereins Olympique Marseille gegen AS Saint-Etienne in der französischen Ligue 1 setzte er allerdings noch einen drauf.
„Fake News“ über Tumulte auf Frankfurter Buchmesse
Auf der Frankfurter Buchmesse soll DIE PARTEI-Politiker Nico Wehnemann von Nazis „zusammengeschlagen“ worden sein. So kam es zu den „Fake News“.
Tod im Himalaya
Monatelang hatte dbate an einem Film über die Todeszone Mount Everest gearbeitet. Anlass war ein Lawinenunglück, bei dem im Frühjahr 2014 zahlreiche Sherpas starben. Dann kamen vor kurzem über 40 Bergsteiger in einem Schneesturm im Himalaya ums Leben. Das Videotagebuch „Das Mount Everest-Problem“ ist jetzt auf traurige Weise noch aktueller.
Schwerpunkt: Googles Macht
Ist Google zu mächtig? Das EU-Parlament diskutiert, ob der Konzern zerschlagen werden soll. Und am 1.12. zeigt die ARD die Dokumentation „Die Geheime Macht von Google“. dbate.de zeigt Ausschnitte aus dem Film und diskutiert in den nächsten Tagen die Vor- und Nachteile der Suchmaschine.
Seehofer über Merkel, Flucht aus Afghanistan
– INTERVIEW: Seehofer über Merkel
– SKYPE-TALK: Flucht aus Afghanistan