Video Video zeigt nicht "3. Terrorist" - dennoch sehenswert
Video Video zeigt nicht "3. Terrorist" - dennoch sehenswert
Verwirrung um „dritten Mann“ – und angebliches Terroristen-Video.
Am Samstag, den 26. März, sorgte ein Video, das angeblich den dritten Terroristen des Brüsseler Flughafens zeigt, europaweit für Aufsehen. Seit dem Anschlag vom 22. März sucht die Polizei fieberhaft nach dem „Mann mit dem Hut“. Auf einem Überwachungsfoto ist zu sehen, wie er – wie die beiden mutmaßlichen Selbstmordattentäter Najim Laachraoui und Ibrahim El Bakraoui – einen Gepäckwagen vor sich herschiebt. Am Samstag meldete schließlich die belgische Zeitung Le Soir, dieser dritte Mann sei zwei Tage zuvor von der Polizei festgenommen worden. Noch fehle jedoch eine offizielle Bestätigung, dass es sich wirklich um den gesuchten Terroristen handelt. Auf diese Bestätigung wollten viele Nachrichtenredaktionen nicht warten – und veröffentlichten Details zu Fayçal C. als „der dritte Mann“. Vielfach wurde der Klarname gezeigt, oft wurde darauf hingewiesen, dass der „Terrorist“ ein freier, belgischer Journalist sei.
Ein freier Journalist als Terrorist?
Schnell wurde sogar ein Video veröffentlicht, dass Fayçal C. bei der Arbeit zeigt – mit Mikrophon in der Hand. Einige TV-Nachrichten haben immerhin sein Gesicht verpixelt. Anders Bild.de und Bild am Sonntag: Sie zeigten Klarnamen und Gesicht des Mannes. In der Bild am Sonntag stand in fetten Lettern unter dem Bild: „3. Terrorist“.
Zwei Tage später, am Ostermontag, ruderten bild.de und viele andere zurück: Die belgische Polizei suche weiter nach dem „Mann mit dem Hut“. Alle hatten sich getäuscht – die Polizei, Le Soir, Bild usw.
Was bleibt, ist ein Mann, der offenbar unschuldig in die Fänge von Polizei und Medien geraten ist.
Und ein Video.
Wenn man sich die Aufnahmen von Fayçal C. genauer anschaut – und nicht als Illustration eines Terrorvorwurfs – dann fällt auf: Der freie Journalist Fayçal C. hat einen interessanten Beitrag gedreht. Er zeigt katastrophale Zustände in einem belgischen Abschiebe-Knast für abgelehnte Asylbewerber. Veröffentlicht im Juli 2014 auf einem YouTube-Kanal.
Noch ist unklar, was an Gerüchten dran ist, der freie Reporter hätte doch Kontakte zu militanten Islamisten gehabt.
Doch der Vorwurf, am Terroranschlag im Brüsseler Flughafen beteiligt gewesen zu sein, ist vom Tisch – nach dreitägigen Ermittlungen. Fayçal C. wurde frei gelassen. Jetzt sind sein Gesicht und sein Name in der Welt. Und auch seine journalistische Arbeit. Es lohnt sich, sich die Aufnahme einmal genauer anzusehen – und nicht nur nach Hinweisen auf terroristische Absichten zu suchen. Daher zeigt dbate.de das Video jetzt erst recht. Unverpixelt und mit Klarnamen des Autors: Fayçal Cheffou. Im französischen Original. Wenn die Kommentierung von Fayçal Cheffou stimmt, dann vermittelt das Video einen Eindruck der Lebensumstände von abgelehnten Asylbewerbern in Belgien – zumindest vor Juli 2014, als die Aufnahmen veröffentlicht wurden. So wird die Öffentlichkeit auf die prekären Lebensumständen von abgewiesenen Asylbewerbern hingwiesen. Wenigstens das.
Und die Polizei sucht weiter nach dem „Mann mit dem Hut.“
Veröffentlicht am: 29.03.2016 in Video
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