Interview Steinmeier als Bundespräsident: Was bedeutet das für Union und SPD?
Interview Steinmeier als Bundespräsident: Was bedeutet das für Union und SPD?
Nach monatelanger Debatte willigt nun auch die Union ein, den SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten zu küren. Aber was bedeutet die Steinmeier-Entscheidung für die Koalitionspartner? Und was spricht für und gegen Steinmeier als neuen Bundespräsidenten? Interview mit Politikwissenschaftler Uwe Jun.
Seit Montag ist klar, Außenminister Steinmeier kann bei der Wahl zum Bundespräsidenten im Februar 2017 auf die Stimmen von SPD sowie auf die Unterstützung der Union zählen. Auf Seiten von CDU-CSU ist nun aber auch die Rede von einer personellen Niederlage. Nun werden Stimmen aus Unions-Reihen laut, dass die Union im Ausgleich den neuen Außenminister stellen sollte. Sinnvoller Vorstoß? „Das ist sehr unrealistisch, weil im Koalitionsvertrag eindeutig festgehalten ist, dass das Außenministerium der SPD zugeschrieben wird“, so Politologe Uwe Jun im Interview.
SPD-Chef Sigmar Gabriel profitiert von Nominierung Steinmeiers
Für die SPD hätte die Wahl Steinmeiers gänzlich andere Konsequenzen: Ihr würde im Februar ein starker und beliebter Politiker an das Bundespräsidentenamt verloren gehen. Ist die Entscheidung für Steinmeier also eine Stärkung oder eher eine Schwächung der Partei? Für Jun ist es eine Stärkung der SPD – und einer profitiert ganz besonders: „Insbesondere Sigmar Gabriel kann gestärkt aus dieser Nominierung hervorgehen.“
Steinmeier und der Fall Kurnaz
Steinmeier selbst gilt als populärer Diplomat mit sauberer Weste. Doch auch ihn holen seit der Unions-Entscheidung Schatten seiner Biografie ein: So forderte der Deutsch-Türke Murat Kurnaz eine offizielle Entschuldigung vom Außenminister. Kurnaz saß 2002-2006 unschuldig im US-Gefangenenlager Guantanamo. Steinmeier hatte damals als Kanzleramtschef trotz der Unschuldsvermutung Kurnaz‘ keine Auslieferung des Häftlings veranlasst.
Uwe Jun ist Professor für Politikwissenschaft (Fachbereich „Politisches System der Bundesrepublik Deutschland“) an der Universität Trier.
Veröffentlicht am: 16.11.2016 in Interview
Related Videos

Was passiert, wenn Steinmeier Bundespräsident wird? Politologe Patzelt im Interview
Alles deutet auf Frank-Walter Steinmeier als neuen Bundespräsidenten hin. Nachdem sich SPD-Chef Sigmar Gabriel schon vor Wochen für Steinmeier ausgesprochen hatte, musste nun auch die Union eingestehen, dass sie aus den eigenen Reihen keinen besseren Kandidaten für das Amt bereitstellen kann. Was passiert, wenn Steinmeier tatsächlich Bundespräsident wird? Wer hätte Chancen, Außenminister zu werden? In Berlin dreht sich das Personal-Karussell. Interview mit Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt (Professor an der TU Dresden) zur Gauck-Nachfolge

"Machen alles, was die CDU will" – Gysi über die Krise der SPD
"Sie machen alles mit, was die CDU will", sagt Gregor Gysi (DIE LINKE) über die Krise der SPD. Die jüngsten Wahlen zeigen, dass die Menschen nicht unbedingt Parteien wählen, sondern die Gesichter der Partei. Was bedeutet das für Sigmar Gabriel und die SPD? Gysi ist sich sicher: "Gerade weil die SPD früher für die soziale Frage verantwortlich war, wenn sie dann das Gegenteil davon betreibt, verliert sie vertrauen."

"Merkel muss sich neu erfinden" – Journalist Michael Rutz
Die Wahl in Mecklenburg-Vorpommern endete für die CDU desaströs. Nicht zuletzt wird das Ergebnis auch als persönliche Zäsur für die Kanzlerschaft von Angela Merkel gewertet. Sind die Tage der Kanzlerin angezählt? Tritt sie noch ein Mal an? Der politische Journalist und Merkel-Kenner Michael Rutz spricht im Interview über das Schicksal von Angela Merkel und warum er glaubt, dass sie es – trotz Kritik und Sturz-Phantasien – auch 2017 wieder schafft.

"AfD ist kein Ost-Phänomen" - Politikwissenschaftler Minkenberg
Wie erklärt sich der rasante Aufstieg der AfD? Und was bedeutet dieser für die etablierten Parteien? Steht Deutschland vor einem politischen Wandel? Politikwissenschaftler Prof. Michael Minkenberg, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), beobachtet seit Jahren rechte Parteien in Europa. Interview über den Erfolg der AfD, die Rolle der Medien und die Bundestagswahl 2017.

Auf zwei Zigaretten mit Helmut Schmidt und Peer Steinbrück
Sie kannten und sie mochten sich: Der ehemalige Bundeskanzler und der ehemalige Bundesfinanzminister. Im Jahr 2010 trafen sie zu einem ungewöhnlichen Gespräch zusammen. Die Begegnung wurde für die NDR/ARD-Dokumentation "Steinbrücks Blick in den Abgrund" von Stephan Lamby arrangiert. Im Büro des Altkanzlers im obersten Stock der Hamburger ZEIT-Redaktion rauchten sie - und sprachen: über den Zustand Europas, über die Krise ihrer SPD, über die Macht der Banken, über gemeinsame Freunde und den damaligen Shootingsstar Karl-Theodor zu Guttenberg.
Mehr Videos aus dem Bereich Interview

25 Jahre nach Lichtenhagen: Wie rechts ist Deutschland heute?
2017 jähren sich die Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen zum 25. Mal. Ende August 1992 hatten Rechtsextreme das sogenannte "Sonnenblumenhaus" mit Molotowcocktails in Brand gesetzt - unter dem Beifall Hunderter Zuschauer. Wie rechts ist Deutschland heute? Julian Barlen (SPD) von "Storch Heinar" und "Endstation Rechts" hat Antworten.

„Mehr Überwachung = mehr Sicherheit“ - Terrorismus-Experte Trauboth
Führt mehr Überwachung wirklich zu mehr Sicherheit? Jörg H. Trauboth hat darauf eine klare Antwort: „Ja!“ Und mehr noch – für ihn gibt es gar keine Alternative. Auch wenn wir in Deutschland öffentliche Veranstaltungen nicht komplett absperren sollten, fordert der ehemalige Berater der Bundesregierung deutlich mehr Polizeipräsenz im öffentlichen Raum und eine Ausweitung der Befugnisse für Sicherheitsdienste.

Sexuelle Übergriffe: Haben Polizei und Medien versagt?
"Ich habe Zweifel, ob uns die Polizei wahrhaftig informiert," Peter Pauls, Chefredakteur Kölner Stadtanzeiger, über die Silvesternacht und Vorwürfe gegen Polizei und Medien.

Schauspieler Clemens Schick zur AfD: "Wir waren zu bequem"
Die AfD feiert einen Erfolg nach dem nächsten und ist mittlerweile in 10 von 16 Landtagen vertreten. Für Schauspieler Clemens Schick ist die Lage ernst. In den Rechtspopulisten sieht er eine ernst zunehmende Gefahr, die unsere Freiheit bedroht. Ein Interview über die politische Stimmung in Deutschland.

Tilo Jung über Trump, die AfD und die Rolle der Medien
Was haben Donald Trump und die AfD gemeinsam? Beide finden übermäßig viel Beachtung in den Medien. Interview mit Politik-Blogger Tilo Jung ("Jung & Naiv") über Politik und das Verhältnis zwischen Medien und Populisten.

Reporter ohne Grenzen: "Pressefreiheit auch in Demokratien bedroht"
Die Lage für Journalisten hat sich weltweite verschlechtert. Pressefreiheit wird weiter eingeschränkt – zunehmend auch in Demokratien. Das kritisiert die Organisation Reporter ohne Grenzen in ihrem Jahresbericht. Deutschland bleibt unverändert auf Platz 16 von 180 Ländern. Doch auch hierzulande seien Journalisten zahlreichen Gefahren ausgesetzt, so der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen Deutschland, Christian Mihr, im Interview.