Interview Geraint Anderson (Ex-Banker, Cityboy) : "Brexit wäre ein Desaster"
Interview Geraint Anderson (Ex-Banker, Cityboy) : "Brexit wäre ein Desaster"
„Wir werden noch unwichtiger, werden ausgegrenzt sein. Eben das, was wir sind: eine kleine Insel am Rande Europas, die von altem Ruhm lebt“, so die Befürchtung von Geraint Anderson (Ex-Banker und Cityboy-Autor) sollten die Briten die EU verlassen.
Das ganze Land sei nun vor eine folgenreiche Entscheidung gestellt, die in erster Linie aus einem politischem Kalkül David Camerons getroffen wurde. Cameron dürfte sich ein wenig so fühlen, als griffen die Briten bei der Abstimmung in die Büchse der Pandora, die er selbst in den Wahllokalen platziert hat. Und er wird wohl inständig hoffen, dass die Wähler das Brexit-Monster in der Büchse lassen. Sicher ist das allerdings momentan nicht. Für Geraint Anderson, der in seiner berühmten Cityboy-Kolumne Einblicke in die ausschweifende Lebensweise der Banker und Broker von Europas Finanzmetropole London gegeben hat, wären die wirtschaftlichen Folgen eines Brexit desaströs. Anderson machte als junger Mann Karriere im Londoner Finanzviertel. Als Wertpapierhändler arbeitete er für ABN Amro und die Dresdner Kleinwort. Nach einem Verkehrsunfall geriet Anderson in einen Gewissenskonflikt, zweifelte an seinem Job in der Financial City und begann 2006 die enthüllende Kolumne Cityboy zu schreiben. Von seinem exzessiven Lebensstil ist Anderson nicht mehr viel anzumerken. Mittlerweile lebt er, als Autor und Filmemacher, mit seiner Frau, den zwei Kindern und einem Hund im beschaulichen Wales.
Im Interview mit Denise Jacobs spricht Geraint Anderson über die Stimmung in England, die Rolle des euroskeptischen Medienmoguls Rupert Murdoch und die fremdenfeindliche Argumentation im Kampf um die Zukunft der Briten. Die Hoffnung für einen Verbleib in der EU, hat Anderson noch nicht aufgegeben.
Veröffentlicht am: 19.06.2016 in Interview
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