Doku Wut im Bauch - Von Gelbwesten und Rotschals
Doku Wut im Bauch - Von Gelbwesten und Rotschals
Die Ankündigung einer Ökosteuer auf Kraftstoffe hat in Frankreich eine massive Welle des Protests ausgelöst. Seit dem 17. November 2018 gehen die sogenannten Gelbwesten wöchentlich auf die Straße, blockieren Kreisverkehre, lassen ihrer Wut freien Lauf. Längst geht es nicht mehr nur um Benzinpreise. Die Gelbwesten verlangen mehr Mitspracherecht. Eine ihrer Hauptforderungen ist das „RIC“, das Referendum per Bürgerinitiative. Präsident Emmanuel Macron reagiert auf die andauernden Proteste mit der Einführung einer nationalen Bürgerdebatte.
Die Anhänger einer Gegenbewegung, die sogenannten Rotschals, hoffen, dass Macron die Wut der Gelbwesten kanalisieren kann. Der Gewalt sind sie überdrüssig. Sprecher dieser Bewegung ist der 23-jährige Théo Poulard. Am 17. November ist er in seiner Heimatstadt Quimper auf die Straße gegangen, um die Proteste der Gelbwesten zu beobachten. Verständnis für die Wut seiner Mitbürger hatte er anfangs – auch er ist auf sein Auto angewiesen. Doch was er sah, schockierte ihn: zerstörte Bushaltestellen, brennende Autos. Der Höhepunkt seiner Entrüstung war erreicht als während einer Gelbwesten-Demonstration der Arc de Triomphe beschädigt wurde. Von solchen Exzessen hält er nichts, deswegen hat er sich der Bewegung der Rotschals angeschlossen. Er sieht die Werte der Republik in Gefahr und will sie verteidigen.
Die Forderung nach tiefgehenden Veränderungen
Eine Gelbweste der ersten Stunde ist der 29-jährige Gabin Formont. Eine Grundunzufriedenheit mit der Politikerklasse des Landes treibt ihn jeden Samstag auf die Straße. Macron hält er für arrogant und die Medien für parteiisch. Deswegen berichtet er selbst von den Gelbwesten-Demonstrationen. Seine Aufnahmen streamt er stundenlang direkt auf Facebook. Mit „Vécu – das Medium der Gelbwesten“ erreicht Gabin täglich Tausende von Franzosen. „Vécu“, das heißt „erlebt“: Auf der Seite befinden sich neben den Streams zahlreiche Interviews von Gelbwesten, die während der Proteste verletzt wurden. Betroffene, die laut Gabin in den klassischen Medien nicht zu Wort kommen. Nicht nur die Medienlandschaft ist in seinen Augen problematisch: Was er will, sind tiefgehende Veränderungen für Frankreich, die mit der Erarbeitung einer neuen Verfassung beginnen sollen.
Veröffentlicht am: 11.07.2019 in Doku
Related Content

Ein Jahr im Stillstand. Ein Jahr Corona.
Das Videotagebuch „Ein Jahr im Stillstand. Ein Jahr Corona.“ zeigt die persönlichen Eindrücke, Gefühle und Gedanken verschiedener Personen im Frühjahr 2020.

ARTE Re: Konflikt unterm Kreuz - Reformdruck in der katholischen Kirche
Was ist schlimm daran, wenn eine Frau Brot und Wein austeilt, Ehen segnet, Kinder tauft? Frauen fordern von der katholischen Kirche Zugang zu geweihten Ämtern.

Unruhen in Uganda - Meine Hoffnung auf mehr Demokratie (Web-Doku)
Seit mehr als drei Jahrzehnten regiert Yoweri Museveni das ostafrikanische Land Uganda. Bei der diesjährigen Wahl fordert ihn Musiker Bobi Wine heraus.

Mit dem Van im Lockdown (Web-Doku)
Corona hält die Welt fest im Griff. Das mussten auch die zwei Globetrotter Patricia Bezzola und Stefan Linder erfahren., die aktuell in Argentinien festsitzen.

Wie tickt Ricarda Lang? - Ein Kurzporträt
Seit einem Jahr ist Ricarda Lang die stellvertretende Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der Grünen. Jetzt strebt die 26-jährige Schwäbin das nächste Amt an: Sie kandidiert für die Bundestagswahl 2021. Der Filmemacher Carl Exner hat die junge und ambitionierte Politikerin einen Tag im Berliner Sommer begleitet.

Meine Kunst für Trump (Web-Doku)
Jeff Sonksen hat seine Garage in ein Malstudio umgewandelt und entwirft dort Holzaufsteller von Politikern in Echtgröße. Sein Lieblingsmotiv: Donald Trump.
Mehr Videos aus dem Bereich Doku

Schäuble – Macht und Ohnmacht (kompletter Film)
Monate voller Dramatik: Wolfgang Schäuble rast durch Europa und verhandelt wegen Griechenland. Kann er die Regierung in Athen zu Reformen drängen? Grexit - Ja oder Nein? Auf Schäubles zahllosen Reisen dabei: seine engsten Mitarbeiter, Bodyguards und Dokumentarfilmer Stephan Lamby. dbate.de zeigt den Film in voller Länge.

Luke – Deutscher Aussteiger in Kanada 6/6
Luke ist am liebsten allein, möglichst weit ab von der Zivilisation. 1997 kauft er sich ein 17 ha großes Waldgrundstück in der kanadischen Wildnis und baut mit einfachsten Mitteln ein ausgeklügeltes Blockhaus. Im Winter arbeitet Luke in Deutschland im Schichtdienst als Altenpfleger und spart möglichst viel Geld. Im Sommer lebt er dann jedes Jahr etwa 4-5 Monate alleine, ohne Telefon, Internet, Computer, Radio/TV. Fünf Stunden dauert die Anreise von Whitehorse, der Hauptstadt Yukons bis zur Pelly Farm, einer ehemaligen Versorgungsstation für Goldgräber. Von hier aus schippert man noch einige Kilometer flussabwärts, denn Lukes Land ist nur per Boot zu erreichen. Im Film spricht der Selfmade-Handwerker offen über sein Leben in der Wildnis. Er erzählt vom abenteuerlichen Hausbau, der Jagd auf wilde Tiere sowie Begegnungen mit unfreundlich gesinnten Indianern oder Bären. Zeit ist am Yukon-River nicht wichtig – Überleben schon. Sollte Luke etwas zustoßen, muss er mit dem Kanu innerhalb von 30 Minuten bei der Pelly Farm sein – andernfalls ist er in Lebensgefahr.

Mein Extremsport 3/4: Hoffen auf das große Geld
Immer wieder fordern sie sich selbst heraus und verschieben dabei ihre eigenen Grenzen. Gibt es auch Routine beim Extremsport? „Niemand ist aufgeregt, wenn er zur Arbeit fährt. Ähnlich ist es für mich auch, wenn ich jeden Tag aus dem Flugzeug springe“, sagt Base- und Fallschirmspringer Sepp Bunk. Was für den Betrachter lebensgefährlich aussieht, betrachten die Sportler selbst als „kontrolliertes Risiko.“ Und doch geht es immer auch um Adrenalin. In dem Videotagebuch „Mein Extremsport – Sucht nach dem Kick“ berichten fünf Extremsportler ganz persönlich von ihrer Motivation, dem Umgang mit Angst, der Finanzierung ihres Sports und was das Umfeld zu ihrem ausgefallenen Sport sagt. Berufssportler und Hobbysportler zeigen beeindruckende Aufnahmen und geben einen Einblick in ihre Welt.

Aufstand in Venezuela – Mein Leben unter Maduro
Venezuela steht am Rande eines Bürgerkriegs. Opposition und Bürger, die gegen Präsident Nicolás Maduro demonstrieren, werden von Polizei und Militär schonungslos bekämpft. Warum eskaliert die Gewalt? Im Videotagebuch berichten Augenzeugen eindrücklich von ihren Erlebnissen

#myescape - Selfies der Flucht 1/3
Für viele Flüchtlinge ist das Mobiltelefon ein unverzichtbares Mittel zur Organisation ihrer Flucht. Gleichzeitig transportieren sie damit Erinnerungen an das Zurückgelassene. Einige dokumentieren damit auch die Stationen auf ihrer Reise in eine bessere, vor allem sichere Zukunft.

Der Hochstapler - Die schwindelerregende Karriere des Postboten Gert Postel
Mitte der 80er Jahre sorgte Gert Postel als „falscher Amtsarzt von Flensburg“ für Schlagzeilen. Der angebliche Mediziner nannte sich damals hochtrabend Dr. Dr. Clemens Bartholdy. Mit gefälschten Urkunden und Lebenslauf konnt er den damaligen Amtsleiter Wolfgsng Wodarg von sich überzeugen und bekam die Stelle.