Interview „Demokratisches System stößt an seine Grenzen“ – Thilo Kößler (DLF) zu Trumps Wahlsieg
Interview „Demokratisches System stößt an seine Grenzen“ – Thilo Kößler (DLF) zu Trumps Wahlsieg
Die Überraschung ist perfekt: Donald Trump wird nächster Präsident der USA. Wie konnte das passieren? Und welche Folgen hat die Wahl für Europa? Thilo Kößler, Washington-Korrespondent vom Deutschlandfunk, über eine dramatische Wahlnacht, die Stimmung in den USA und gefährdete Demokratien.
Damit, dass Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl für sich entscheiden könnte, hatte kaum einer gerechnet – weder Meinungsforscher noch Journalisten. Warum nicht? „Prognosen über Festnetztelefone müssen in einer Zeit, in der fast alle Handys benutzen, hinterfragt werden“, sagt USA-Korrespondent Thilo Kößler zur US-Wahl 2016: „Mit dem Ergebnis hat wirklich niemand gerechnet“. Doch jetzt ist es amtlich: ein Populist, der nicht nur als protziger Milliardär, sondern auch als Sexist und Rassist für massenhaft Schlagzeilen gesorgt hat, wird mächtigster Mensch der Welt.
Trumps Wahlsieg: Folge von Hillarys Schwäche?
War Trump einfach zu stark? Oder Clinton zu schwach? Es war weniger eine Wahl für etwas, sondern vielmehr ein Wahl gegen etwas: die politische Elite. „Trump hat mit Hillary Clinton genau den Gegner gefunden, der seine Anhänger mobilisiert hat“, so Kößler im dbate-Interview. Nach dieser Wahl müssten die europäischen Staaten nun näherzusammenrücken und sich ihrer Aufgaben bewusst werden. Trotzdem bestehe die Gefahr, dass ein so „destruktiver Populismus“ unser Parteiensystem aushebeln könne: „Ich sehe, dass das demokratische System in gewisser Weise an seine Grenzen kommt. Offenbar nimmt Politik die Menschen nicht mehr mit.“
Im Interview mit Hendrik Holdmann spricht Thilo Kößler außerdem über die besondere Rolle von Social Media im US-Wahlkampf und darüber, was Trumps Sieg für Populisten in Europa bedeutet.
Veröffentlicht am: 09.11.2016 in Interview
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