Interview Autorin Deborah Feldman: So ist ihr jüdisches Leben in Deutschland
Interview Autorin Deborah Feldman: So ist ihr jüdisches Leben in Deutschland
Deborah Feldman floh aus einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in New York. Und startete in Berlin einen Neuanfang. Die Bestseller-Autorin spricht mit uns über ihr Leben als Jüdin in einem Land, in dem Antisemitismus und Rechtspopulismus zurückzukommen scheinen.
Unterdrückung, Einschränkung der Freiheit und Zwangsheirat: Im Alter von 23 Jahren hatte Deborah Feldman genug von ihrem Leben in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in New York. Ihre Suche nach den Wurzeln Ihrer Großeltern führte Feldman nach Europa, schlussendlich nach Berlin. Hier fühlt sie sich angekommen und kann sich mit den vorherrschenden Werten identifizieren.
„Für jede antisemitische Erfahrung habe ich zehn solidarische gemacht“
Frei von Antisemitismus ist Deutschland nicht. In Berlin spricht man sogar von „No-Go-Areas“ für Juden. Feldman wohnte mit ihrem Sohn in Neukölln und hat hier auch antisemitische Erfahrungen gemacht. Viel häufiger hat sie jedoch „solidarische Erfahrungen“ gemacht, die sie gestärkt haben. Feldman würde sich wünschen, wenn es dafür in unserer Gesellschaft mehr Wertschätzung gäbe.
Ihre Demokratie sollten die Deutschen mehr wertschätzen, sagt die Autorin der Bücher Unorthodox und Überbitten. Das politische System in Deutschland sei stark genug, dem Rechtsruck in Europa standzuhalten.
„Israel ist eine Theokratie – keine Demokratie“
Ihre Spurensuche führte Feldman auch nach Israel. „Wenn man als Jude nach Israel kommt, setzt eine gewisse Entspannung ein, weil es dort nur das Judentum gibt“, erzählt die Bestseller-Autorin. Auf der anderen Seite war sie schockiert über die fehlende Internationalität und das öffentliche Leben, das sich allzu oft nach der Religion ausrichtet. Sie sagt: „Ich bin nicht religiös, aber ich bin gläubig. Religion ist für mich wie Politik, man sollte dafür auch Verantwortung übernehmen.“
Veröffentlicht am: 21.07.2017 in Interview
Related Videos
Holocaust-Gedenken: 120 Sekunden Stillstand in Israel
Jedes Jahr am Yom Hashoa, dem 24. April, ertönen in Israel um 10 Uhr morgens für zwei Minuten Sirenen und bringen das Volk zum Stillstand. Auch dieses Jahr haben sich die Bürger bei diesem Klang nicht gerührt, um an die sechs Millionen ermordeten Juden im Holocaust zu erinnern.
Mein Gott – Glaube und Religion in Deutschland
In der Web-Doku „Mein Gott“ berichten fünf Gläubige ehrlich von ihrem Glaubensalltag und sprechen offen über Vorurteile, Religion im Social Web, (Homo-)Sexualität, Rolle der Frau und Leben nach dem Tod.
First Kiss zwischen Juden und Arabern
"Gader Hayah" - zu Deutsch "Grenzleben" beschreibt die junge Liebesbeziehung einer israelischen Übersetzerin und eines palästinensischen Künstlers in New York. Der Roman der israelischen Autorin Dorit Rabinyan wurde ohne konkreten Grund vom Lehrplan genommen.
Israel Second? Trump ist bereits ein Fan!
Um sicher zu gehen, dass der Präsident aber auch wirklich Israel auf Platz zwei wählt, stellt sich das Land nun aber noch einmal offiziell mit einem #Everysecondcounts-Video vor. Die Gründe aus denen Trump Israel lieben sollte sind fast unschlagbar: Es ist das Geburtsland von Jesus („Great guy, total winner!“) und pflegt eine ausgeprägte Liebe zu Mauern (die Klagemauer in Jerusalem wird regelmäßig geküsst). Noch dazu beherrschen Juden das Showbusiness in Hollywood und auch der Mann von Trumps Tochter Ivanka ist Jude.
Nach Paris-Attentaten: “Mehr Juden werden Europa jetzt verlassen”
Türkei: Drittgrößte Synagoge Europas wiedereröffnet
Die Wiedereröffnung der Synagoge in Edirne Ende März 2015 gilt als Meilenstein der türkisch-israelischen Beziehungen. Etwa 1.200 türkische Juden strömten in die drittgrößte Synagoge Europas, um an der Eröffnungs-Zeremonie teilzunehmen.
Mehr Videos aus dem Bereich Interview
ex-VW-Manager Gebauer über Skandale bei VW
Das Landgericht Braunschweig verurteilte Volkert wegen Anstiftung und Beihilfe zur Untreue und wegen Verstoßes gegen das Betriebsverfassungsgesetz zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten. Gebauer wurde wegen der VW-Korruptionsaffäre zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt.
"Böhmermann in den Knast!" – TITANIC-Chef
Ist Jan Böhmermann mit seinem Erdogan-Schmähgedicht zu weit gegangen? „Na klar!", meint der Chef des Satiremagazins TITANIC Tim Wolff. Frech fordert er: „…steckt ihn drei oder fünf Jahre ins Gefängnis." Wir haben mit dem Berufs-Satiriker über Grenzen von Satire, Konflikte mit dem Gesetz und die Bundeskanzlerin gesprochen. Bitte nicht zu ernst nehmen.
Ex-RAF-Anwalt Ströbele über den Stammheim-Prozess
Wegen linksradikaler Terroranschläge standen die Mitglieder der Roten Armee Fraktion 1975 vor Gericht. Noch vor Beginn des Stammheim-Prozesses verstarb der Angeklagte Holger Meins im Gefängnis. Sein damaliger Anwalt Hans-Christian Ströbele spricht über Meins' Tod sowie seine eigene Verhaftung.
Antilopen Gang über homophobe Musik und Beate Zschäpe
Sie zeigen knutschende Männer in ihren Rap-Videos. Auf die Frage, was sie an Deutschland hassen, antworten sie: "Beate Zschäpe". Die Antilopen Gang ist hochpolitisch - aber nicht humorlos. In ihren Songs rappen die Mitglieder Koljah, Panik Panzer und Danger Dan über Homophobie, Politik und "deutsche Probleme"...
TITANIC-Chef zu "Charlie Hebdo": “Komik darf nicht sterben!“
Tim Wolff, Chefredakteur des Satire-Magazins „Titanic“, zum Attentat auf „Charlie Hebdo“.
#Corona-Interviews: Antonalla Romeo über die bedrückende Lage in Italien
Antonella Romeo lebt in Turin. Sie erzählt von der immer noch bedrückenden Situation in Norditalien.