Interview 6 Jahre nach Fukushima: Rückkehr oder Neuanfang?
Interview 6 Jahre nach Fukushima: Rückkehr oder Neuanfang?
Die japanische Regierung erlaubt Ende März die Rückkehr weiterer ehemaliger Bewohner der Region um Fukushima. Ein Jahr später sollen Entschädigungszahlungen wegfallen. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace rät den Evakuierten davon ab, in die noch verstrahlte Gegend zurückzukehren. Jan Vande Putte (Greenpeace Belgien) arbeitet im Augenblick in der Fukushima Präfektur und berichtet von den Ängsten der Bürger und den ‚strahlenden‘ Zukunftsaussichten durch den Reaktorunfall.
Erst etwa einen Monat nach dem Erdbeben und dem Tsunami im japanischen Fukushima im März 2011, wurden zahlreiche Anwohner mehrerer Städte und Dörfer um den Katastrophenreaktor evakuiert. Jetzt sollen die Menschen zurück in ihre Heimat gedrängt werden. „In die Orte, die die Regierung bisher zur Rückkehr freigegeben hatte, sind nur zehn Prozent der Bevölkerung tatsächlich zurückgekehrt“, sagt Jan Vande Putte von Greenpeace Belgien. Er befindet sich zurzeit in Japan. Es gäbe zwar eine tiefe Verbindung der Menschen zu ihrer Heimat, aber die „fehlenden Maßnahmen und die Intransparenz der Regierung zu der aktuellen Verstrahlung der Gebiete schreckt viele Bewohner ab.“
Trotz Reaktorunfall hält Japan an der Atomkraft fest
Das Greenpeace Forschungsteam aus Belgien, Deutschland und Japan kontrolliert seit Jahren die Verstrahlung in der Stadt Iitate. Durch die Lage der Stadt mitten im Wald kann eine vollständige Dekontaminierung nicht garantiert werden. Auch unsicher sei, wie es in Zukunft weiter gehen soll: Die japanische Regierung möchte die Atomkraft weiternutzen – trotz einer großen Ablehnung in der Bevölkerung. Welche Arbeiten am Reaktor von Fukushima noch nötig sein werden, ist derzeit noch unklar. Fest steht: Es wird noch einige Jahrzehnte dauern, bis die Schäden behoben sind.
Veröffentlicht am: 10.03.2017 in Interview
Related Videos

Mein Tsunami - die Katastrophe via Skype

Fukushima - 5 Jahre nach dem Tsunami
Fünf Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima ist die Gemeinde Tomioka noch immer eine Geisterstadt – leere Bahnhöfe, verlassene Häuser und verwüstete Spielplätze prägen das Stadtbild. In vielen Gebieten liegt die Strahlung über dem Grenzwert. Doch man sieht auch erste Anzeichen von Leben - blühende Kirschbäume.

Greenpeace Japan zu Fukushima: "Krebsrate steigt"
Die Krisenregion ist verwüstet und verlassen, noch immer leben Tausende Menschen in Notunterkünften und können wegen der Strahlenbelastung nicht zurück in ihre Häuser. Der Umweltaktivist Sekiguchi war selbst nach dem verheerenden Tsunami 2011 vor Ort...

Nach Tsunami in Japan: „Viele haben einen Flashback“
Japanologin Susanne Klien berichtet über die andauernden Folgen der Tsunami-Katastrophe und den aktuellen Stand des Wiederaufbaus in den Katastrophengebieten: „Es wird noch Jahre dauern, bis die Betroffenen zu einem normalen Leben zurückkehren können“.

Nach Tsunami in Japan: „Trauma wird weitervererbt“
Statt die Ressourcen in den Wiederaufbau der Wirtschaft zu investieren, sichert sich Japan die Olympischen Spiele 2020. „Ein Wahnwitz“ urteilt Jesper Weber von der Evangelischen Kirche in Tokio...
Mehr Videos aus dem Bereich Interview

VWL-Professor Vöpel über Globalisierung und Populismus
Interview mit Prof. Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut, über den Zusammenhang von Globalisierung und dem Erstarken von Rechtspopulisten, Veränderungen durch den digitalen Wandel und die Frage, wie sehr Europa durch Trumps Annäherung an Russland an Bedeutung verlieren wird.

Katja Kipping über Flüchtlinge und AfD
Die Linke hat es gerade nicht leicht in Deutschland. AfD, Pegida und die Neue Rechte sorgen für reichlich Wirbel. Gerade setzen Frauke Petry und Beatrix von Storch von der rechtspopulistischen "Alternative für Deutschland" mit einem Vorstoß, an deutschen Grenzen in Ausnahmefällen auch auf Flüchtlinge zu schießen, wieder medienwirksam alles auf eine Karte. Katja Kipping machen solche Aussagen Angst. Gerade hat sie ihr Buch "Wer flüchtet schon freiwillig" veröffentlicht und will damit "über Fluchtursachen aufklären", so die Parteivorsitzende der Linkspartei. Davon dass ihr Buch in Zeiten von Internet und Social Media überhaupt Sprengkraft entwickeln kann, ist Twitter-Fan Kipping überzeugt. Um manche Dinge zu erklären, brauche man mehr als nur 140 Zeichen.

Björn Staschen (NDR) zu Fake News: Facebook in die Pflicht nehmen
"Populismus muss man entlarven durch Fakten und Gegenrede". Björn Staschen ist Leiter des „Next News Lab“ des NDR. Im Interview spricht er über die inhaltliche Verantwortung von Facebook und Twitter und über die Bedeutung von Zivilcourage im Netz.

Meike Winnemuth – 12 Städte in 12 Monaten
Meike Winnemuth, Journalistin und Autorin, über Länder-Hopping und falsche Vorurteile.

Ist unser Klima noch zu retten? – Fragen an Klimaforscher Mojib Latif
Die Weltgemeinschaft hatte sich nach zähen Verhandlungen darauf geeinigt, unser Klima zu schützen – doch dann trat Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen aus. Obwohl gerade die zunehmenden Folgen des Klimawandels zeigen, wie wichtig es ist, dass die Politik handelt. Der renommierte Klimaforscher Mojib Latif erklärt, warum es trotzdem hakt.

„Freuen Sie sich über die neuen Mitbürger?“ - Alexander Kluge
Alexander Kluge hat viele Rollen: Autor, Historiker, Medienunternehmer. Er ist über 80 Jahre alt. Sein Wort hat Gewicht in Deutschland. In losen Abständen unterhalten sich Alexander Kluge und Stephan Lamby via Skype über große Themen der Zeit. Während des Ukraine-Konflikts sprachen sie über Krieg im 21. Jahrhundert. Und jetzt, während der Flüchtlingskrise, sprechen sie über die große Völkerwanderung nach Europa.