Doku Mein Katalonien – Wunsch nach Unabhängigkeit (Web-Doku)
Doku Mein Katalonien – Wunsch nach Unabhängigkeit (Web-Doku)
Noch immer sitzen katalanische Politiker im Gefängnis, der ehemalige katalanische Präsident Puigdemont im Exil. Was ist geblieben vom Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien 2017? Aktivisten und Bürger erklären was in ihrer Heimat vor sich geht und berichten von ihren erschreckenden Erlebnissen am Tag des Referendums.
Am 1. Oktober 2017 öffneten die Wahllokale für die Bewohner der spanischen Region Katalonien. Ein Referendum sollte die Frage klären, ob die Katalanen sich von Spanien abspalten möchten. In Augen der spanischen Regierung ein verfassungswidriges Unterfangen. Von den Bürgern eingerichtete Wahllokale wurden von der spanischen Polizei gestürmt, Wahlurnen beschlagnahmt und der damalige katalanische Präsident Carles Puigdemont floh vor einer Gefängnisstrafe ins Exil nach Belgien.
90 Prozent der Bürger hatten sich an dem Tag für die Unabhängigkeit ausgesprochen. Die Parteien in der katalanischen Regionalregierung, die für die Unabhängigkeit sind, haben die Mehrheit. Dennoch gibt es Bürger, die sich nicht von Spanien abspalten wollen. Die Stimmung ist auch ein knappes Jahr nach dem Referendum angespannt. Immer wieder gehen die Bürger Kataloniens auf die Straße, demonstrieren für die Freilassung zahlreicher katalanischer Politiker. Zuletzt machten die Gefangenen mit einem Hungerstreik auf die scheinbar willkürliche Inhaftierung aufmerksam. Die Straßen sind gesäumt von Unabhängigkeitsflaggen und gelben Schleifen der Solidarität. Gibt es nach dem harten Durchgreifen der spanischen Regierung noch eine Aussicht auf die Unabhängigkeit Kataloniens?
Die Protagonisten der Web-Doku
Ihr aufregendstes Erlebnis während des Unabhängigkeitsreferendums war für Sofía Hernández, dass sie am Tag vorher eine der von der Polizei gesuchten Wahlurnen bei sich versteckte. Sie wollte helfen, die Wahl der katalanischen Bürger möglich zu machen. Sie spricht über den festen Zusammenhalt der Menschen, und wie sie sich von der spanischen Regierung hintergangen fühlt.
„Wenn der Präsident mich fragt, ob ich auf seiner Liste stehen möchte, kann ich schlecht ‚Nein‘ sagen“ – Ramir De Porrata-Doria ist eigentlich Geschäftsmann, ihm gehört eine große Technik-Firma in Katalonien. Dennoch setzt er sich in zahlreichen Auftritten und Reden für die Unabhängigkeit ein. Er sieht grundlegende Unterschiede zwischen Spaniern und Katalanen, auch auf der wirtschaftlichen Ebene. Wie er war auch seine Frau beim Referendum dabei und hat den gewaltsamen Übergriff der Polizei aufs Wahllokal mitgefilmt.
Seit 2004 lebt die Dänin Helle Kettner bereits in Katalonien. Eigentlich wollte sie nach ihrem Auslandsjahr wieder nach Dänemark zurückkehren, doch sie fand im Nordosten Spaniens ihre neue Heimat. Die letzten Jahre arbeitete die freie Journalistin bei Diplocat, eine Nichtregierungsorganisation, die außerhalb von Spanien für Aufklärung bezüglich der Unabhängigkeitsbewegung sorgt. Für die spanischen Behörden war die Organisation ein Dorn im Auge – Mitte 2018 wurde sie geschlossen. Helle Kettner hat auch den Tag des Referendums hautnah miterlebt. Für sie ist schon seit langem klar: Spanien unterdrückt Kataloniens Demokratie.
Juan Alemán ist Teil des Netzwerkes LaSilenciosa. Auf Twitter, Facebook und in einem Blog teilt die Gruppe der Unabhängigkeitsgegner viele Informationen, um falsche Berichterstattung zu korrigieren und Fake News zur Unabhängigkeit aufzudecken. Er erzählt von der Präsenz des Konflikts im Alltag und darüber, wie die Medien beim Referendum ein falsches Bild gezeigt haben. Hinter der katalanischen Unabhängigkeitspolitik sieht er nur leere Versprechungen.
Veröffentlicht am: 21.12.2018 in Doku
Related Videos
Dramatisches Video aus Katalonien: Rettet Europa!
Nach den Ausschreitungen beim Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien wendet sich jetzt diese Bürgerin mit einem Hilferuf an Europa. In dem emotionalen Video beschreibt sie, wie die spanische Regierung die Katalanen unterdrücken würde. Europa dürfe nicht wegschauen.
Katalonien: Angst vor neuer Polizeigewalt
Katalonien könnte schon am Montag seine Unabhängigkeit ausrufen. Der katalanische Ministerpräsident Carles Puigdemont hat am Mittwoch verkündet, dass er Verhandlungen mit der spanischen Regierung führen möchte. Die spanische Regierung lehnt ab. Doch was passiert, wenn Katalonien sich für unabhängig erklärt? Greift die Polizei oder sogar das Militär ein? Viele Bürger haben Angst vor einer erneuten Eskalation der Gewalt.
Krise in Katalonien: "Das macht mir Angst!"
Schon in wenigen Tagen könnte Katalonien seine Unabhängigkeit ausrufen. Eskaliert die Lage dann komplett? Sascha Siebenmorgen lebt und arbeitet seit 16 Jahren in Katalonien. Im Interview schildert er seine persönlichen Eindrücke.
Referendum in Katalonien: Proteste nehmen zu
Katalonien möchte unabhängig werden. Doch die spanische Regierung versucht das geplante Unabhängigkeitsreferendum um jeden Preis zu verhindern. Zuletzt beschlagnahmte die spanische Polizei Millionen Stimmzettel und kündigte an, Wahllokale zu besetzen. Kataloniens Regionalregierung bleibt jedoch bei ihrem umstrittenen Plan. Und viele Katalanen demonstrieren für das Referendum.
Unser Kampf um Katalonien
Der Konflikt zwischen Katalonien und Spanien droht komplett zu eskalieren. Wie konnte es soweit kommen? In „Unser Kampf um Katalonien“ sprechen zwei Bewohner Kataloniens – ein Gegner und ein Befürworter der Abspaltung – über ihre Erlebnisse und sprechen offen über ihre Angst vor der Zukunft.
Mehr Videos aus dem Bereich Doku
Mein Leben im All - der singende Astronaut
"Space Oddity" machte ihn berühmt. Chris Hadfield sang das Lied von David Bowie im Weltall. Doch der Astronaut hat viel mehr zu erzählen. Ein kosmischer Trip. Der komplette Film:
Das große (Arbeits-)Los 2/5 - Yolanda
Trotz Hochschulabschluss gibt es in Spanien keine Zukunft für Yolanda. Sie geht nach Berlin, um Spanisch zu unterrichten. Doch sie merkt schnell, dass sie dafür zunächst Deutsch im Großstadtdschungel Berlin lernen muss.
Mein Bruder, der Terrorist – zu Fuß gegen den Hass
1000 Kilometer zu Fuß, von Marseille nach Paris. Abdelghani Merah wandert durch die Französische Republik - mit einer schweren Last und einer klaren Mission. Der ältere Bruder des Toulouse-Attentäters Mohamed Merah will ein Zeichen setzen: Gegen den islamistischen Terror in Europa und den drohenden Rechtsruck in Frankreich.
Mein Rausch - Kiffen in Deutschland 3/4
Cannabis ist in Deutschland die am häufigsten konsumierte illegale Substanz. Jeder Dritte hat schon einmal gekifft - Tendenz steigend. In "Mein Rausch" berichten Kiffer und solche, die es einmal waren, von ihrem Konsum und diskutieren die Forderung nach einer Legalisierung. Doch wie gefährlich ist Cannabis wirklich?
Kampf um Mossul – Flucht vor dem "IS" und seiner Ideologie
Das irakische Militär und seine Verbündeten setzen ihren Sturm auf Mossul fort. In drei Monaten wollen sie die nordirakische „IS“-Hochburg komplett erobert haben. Menschenrechtsorganisationen sagen bis zu einer Million Flüchtlinge durch die Offensive voraus. Bruno Geddo, UNHCR im Irak, und der irakische AFP-Journalist Ammar Karim berichten über die Situation in und um Mossul und die Vorbereitungen auf die Flüchtlingswelle. Sie erzählen von traumatisierten Kindern – und wie das Land nach dem „IS“ aussehen kann.
Mein Leben in der Euro-Krise - Videotagebuch aus Athen
Wie fühlt es sich an, in einem Land zu Leben, das seit Jahren nicht nur im Fokus sondern auch in der Kritik ganz Europas steht? Der Universitätsprofessor George Pleois geht mit den bisherigen Sparmaßnahmen, die von Europa gefordert wurden, hart ins Gericht. Die junge Juristin Nefeli Giannaki berichtet, dass es selbst mit erstklassigem Uni-Abschluss unmöglich ist, einen gut bezahlten Job zu finden. Christos Sideris, der erst vor kurzem seine Arbeit verloren hat, kann seine Familie kaum mit dem Nötigsten versorgen. Er überlegt, wie so viele vor ihm, das Land zu verlassen. Als Mitbegründer des Boroume-Netzwerks, das zwischen Suppenküchen und Restaurants Lebensmittelspenden koordiniert, berichtet Alexander Theodoridis von der Unfähigkeit der Regierung, ihren Aufgaben, vor allem auf sozialstaatlicher Ebene nachzukommen. Menschen aus Athen berichten schonungslos über die alltäglichen Auswirkungen der Krise. Sie sprechen über ihre Ängste und Sorgen. Was alle eint, ist die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.