Artikel AfD, Trump – und wir | Etablierte Medien verlieren Deutungshoheit
Artikel AfD, Trump – und wir | Etablierte Medien verlieren Deutungshoheit
Etablierte Medien verlieren ihre Deutungshoheit
von Stephan Lamby
Es hat ja nun wirklich nicht an kritischen Berichten zur AfD gefehlt. SPIEGEL, STERN, ZEIT, SZ, FAZ, ARD, ZDF, die großen Online-Medien – sie alle haben sich redlich Mühe gegeben, vor den neuen Rechten zu warnen. Das Ergebnis: 1.349.620 Deutsche haben im März die AfD gewählt.
Im Jahr davor: Monatelang trommelten die großen Hamburger Tageszeitungen für die Olympia-Bewerbung ihrer Stadt. Abendblatt, BILD, Mopo forderten ihre Leser wenig dezent auf: Stimmt für Olympia! Auch NDR, SPIEGEL, ZEIT gehörten zu den Olympia-Sympathisanten. Das Ergebnis: Die Hamburger stimmten gegen Olympia.
Ein anderes Land: Man kann den amerikanischen Journalisten nicht vorwerfen, sie hätten unkritisch über Donald Trump berichtet. New York Times, Washington Post, USA Today, CNN – nahezu alle großen Medien (bis auf FOXnews) demaskieren Donald Trump als Clown, als peinlich-gefährlichen Demagogen. Donald Trump selbst hat aktuell ca. 7,9 Millionen Twitter-Follower. Das Ergebnis: Er marschiert durch die Vorwahlen der Republikaner und hat Chancen, nächster Präsident der USA zu werden.
Was ist los mit den etablierten Medien? Oder besser: Was ist los mit ihren Lesern, Zuschauern, Hörern; was ist los mit uns?
Neulich hatte ich Gelegenheit, mit ein paar anderen Journalisten, das Hauptquartier von Google im Silicon Valley zu besuchen. Da wurde uns ein Google-Mitarbeiter präsentiert, der so gar nicht ins Klischee des hippen, jungen Hoodie-Programmierers passte. Richard Gingras ist über 60, grauhaarig und seit einer Ewigkeit dabei. Erst bei Apple, dann bei Google. Dieser Nestor der Hitec-Revolution sorgt sich nun um das Erbe seiner Revolution. Anfangs wäre der Traum von der Demokratisierung von Technik und Medien in Erfüllung gegangen. Jeder Bürger hätte inzwischen einen Computer in der Hosentasche, jeder könne seine Meinung in sozialen Netzwerken veröffentlichen. Super! Aber irgendwann, so Gingras, kippte das Ganze. Zeitungen werden in den USA kaum noch gelesen, den TV-Nachrichten immer weniger geglaubt. Stattdessen bewegen sich viele Amerikaner in den Glocken ihrer digitalen Communities. Hier werden Stimmungen, Gerüchte, Fehlinformationen nicht von professionellen Journalisten hinterfragt, sondern x-fach von der Community selbst verstärkt. Das Ergebnis: Eine Verschwörungstheorie wie „Barack Obama ließ seine Geburtsurkunde fälschen“ kursiert in sozialen Medien seit Jahren als Fakt. Desinformation, getrieben von offenem Rassismus. Als Richard Gingras, der greise Google-Mitarbeiter, auf diese Entwicklung hinwies, hatte er einen erschreckend ratlosen Gesichtsausdruck.
Und nun?
Lasst uns das Potential, das in sozialen Medien steckt, verteidigen – den chaotischen Marktplatz der Meinungen. Wer sich um den Verlust seiner Deutungshoheit sorgt, muss sich eben auch auf diesen Marktplatz begeben. Die Wahlergebnisse der AfD und der Durchmarsch von Donald Trump durch die US-Vorwahlen machen deutlich: Jeder ist auf dem Marktplatz willkommen, der eine fundierte Meinung hat. Jeder ist willkommen, der bereit ist, sein eigenes Vorurteil zu korrigieren. Und besonders willkommen sind die, die den Willen – und die Mittel – zur Recherche haben.
Schreihälse gibt es genug.
Veröffentlicht am: 04.05.2016 in Artikel
Zufällige Auswahl

Allein im „Nazidorf“ Jamel – ein Ehepaar leistet Widerstand
Umzingelt von Neonazis: Für Birgit und Horst Lohmeyer ist das Alltag. Das Ehepaar lebt im „Nazidorf“ Jamel (Mecklenburg-Vorpommern), das fast vollkommen von Neonazis bewohnt wird. Im Video sprechen die Lohmeyers über ihr schwieriges Leben in Jamel, Anfeindungen – und erklären, warum sie mit ihrem Musik-Festival „Jamel rockt den Förster“ trotzdem jedes Jahr ein lautes Zeichen gegen Rechts setzen.

„Breitbart“ will nach Deutschland: Wie gefährlich ist das rechte Medium?
Breitbart News ist keine – wie der Name suggeriert – klassische Nachrichtenseite. Es ist viel mehr „eine rechte Propagandamaschine“, so Medienforscher Lutz Frühbrodt. Er analysiert das Medium, welches für den Wahlerfolg Donald Trumps mitverantwortlich sein soll und nun nach Europa expandieren will.

Mein Besuch in Nordkorea 2/4
Nordkorea – ist das nicht das Land mit dem irren Diktator und den Raketentests? Wer weiß schon, wie die Menschen dort leben. In „Mein Besuch in Nordkorea“ versuchen sechs Touristen, ein anderes Bild zu bekommen.

Augenzeugenvideo: Flut in Braunsbach reißt alles mit sich
Was wie eine Tsunamiwelle anmutet, hat sich gestern so in Deutschland ereignet. Wie ein reißender Fluss, der alles mit sich reißt – so ist eine Flutwelle durch Braunsbach in Baden-Württemberg gerollt. Die Wassermassen rissen Krankenwagen, Autos und Bäume mit sich. An den folgen des unerwartet heftigen Unwetters starben mindestens drei Menschen.

Perfide Show in Nordkorea: Alles jubelt für Kim
Gewohnte Bilder aus Nordkorea: während weite Teile der Bevölkerung Hunger leiden, lässt sich Staatschef Kim Jong-Un beim ersten Parteitag seit 1980 von seinen Untergebenen bejubeln. Neben einem neuen Titel für den juvenilen Machthaber durften Marscheinlagen im Gleichschritt und natürlich auch skurrile Gesangsauftritte nicht fehlen. Zum Lachen und zum Weinen zugleich.

Augenzeugen-Video: Heftiges Unwetter fegt über Hamburg
Unwetter in Hamburg: Eine schwarze Wolkendecke und eine heftige Böenwalze sind über Hamburg gezogen. Ein Anwohner hat das Wetterspektakel gefilmt.
Weitere dbate Artikel

New Jersey: Polizei-Roboter bringt Bombe zur Explosion
Nach der Bombenexplosion in New York City sollen nach CNN-Angaben auch in New Jersey fünf Sprengsätze gefunden worden sein. Dieses Twitter-Video zeigt eine fehlgeschlagene Bombenentschärfung eines Polizei-Roboters in New Jersey. Als der Roboter ein Kabel der Bombe durchtrennt, explodiert der Sprengsatz.

Videos: Taliban erobern offenbar Teile von Kunduz
Im afghanischen Kunduz kommt es seit Montag zu heftigen Gefechten zwischen Taliban-Kämpfern und afghanischen Sicherheitskräften. Dieses Twitter-Video des Journalisten Ahmet Yar zeigt eine von den Taliban aufgebaute Straßensperre auf dem Weg nach Kunduz. Die Taliban versuchen so, Hilfe für das afghanische Militär und US-Soldaten in Kunduz zu verhindern.

Schwerpunkt: Sexualität weltweit
– VIDEOTAGEBUCH: Sexualität weltweit
– SKYPE-TALK: Mit Nackfotos gegen Rache-Pornos
– STREITGESPRÄCH: Prostitution legalisieren?
– FLASH: Digital Diaries – die neue Doku-Reihe

25 Jahre WM-Sieg 1990, Grexit, Sterbehilfe
– VIDEOTAGEBUCH: „Meine Nationalmannschaft“
– SKYPE-TALK: „An Griechenland wird ein Exempel statuiert“
– STREITGESPRÄCH: Sterbehilfe – Ja oder Nein?

Frankreich: Erster Bus verlässt den „Dschungel von Calais“
Die französische Polizei hat mit der Räumung des Flüchtlingslagers in Calais begonnen. 6000 Menschen kamen in dem inoffiziellen Camp, genannt „Dschungel von Calais“, unter. 3000 von ihnen sollen bereits heute mit Bussen auf den Rest des Landes verteilt werden. Dieses Video zeigt, wie der erste Bus das Camp verlässt.

Schwerpunkt: „Wie glaubt Deutschland?“
– VIDEOTAGEBUCH: Mein Gott
– FLASH: Bibel vs. Koran – Das Experiment