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Amnesty International: „Schafft die Todesstrafe ab!“

Todesstrafe: Abschreckung oder Abschaffung? Interview mit Amnesty International

Weltweit wird die Todesstrafe noch immer in über 50 Ländern vollstreckt. Eines der Hauptargumente ist die abschreckende Wirkung der Strafe – aber ist das überhaupt so? Für Alexander Bojčević von Amnesty International Deutschland bleibt die Verurteilung zum Tod eine Verletzung der Menschenrechte. Er kämpft deshalb für ihre Abschaffung.

In den Staaten, in denen die Todesstrafe noch immer verhängt wird, wird diese meist als „Abschreckung“ oder „Vergeltung“ gerechtfertigt. Doch funktioniert das? „Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise für eine besonders abschreckende Wirkung gegenüber einer lebenslänglichen Strafe“, sagt Alexander Bojčević. Er ist Experte für Todesstrafe bei Amnesty International Deutschland. Auch 2017 werden in demokratischen Ländern wie den USA immer noch Menschen zum Tode verurteilt. Der Trend in den USA ginge aber auch aus finanziellen Gründen langsam dazu über, die Todesstrafe nicht mehr zu verhängen: „Mit einer lebenslangen Haftstrafe kommt man billiger davon als mit einem Todesurteil“.

Die mit Abstand meisten Hinrichtungen würden nach wie vor in China durchgeführt. Aber auch Saudi-Arabien, Iran und Irak seien ganz weit vorne, so Bojčević. Problem bei diesen Staaten sei jedoch, dass sie die tatsächlichen Urteilsvollstreckungen gar nicht offenlegen damit verstoßen sie auch gegen das Völkerrecht. So müsse sich Amnesty auf eigene Recherchen und Berichte von Familienangehörigen beziehen, um überhaupt ungefähre Angaben zu diesen Staaten machen zu können.

Weltweit jährlich weniger Staaten mit Todesstrafe

Als Amnesty International 1977 mit ihrer Arbeit im Bereich der Todesstrafe gestartet hat, waren es nur 17 Staaten, in denen diese Verurteilung nicht durchgeführt wurde. Inzwischen verzichten mehr als zwei Drittel aller Länder auf die menschenunwürdige Maßnahme. „Jedes Jahr sind es mindestens zwei bis drei Länder, die die Todesstrafe abschaffen“, sagt Bojčević. Deshalb blicken er und seine Organisation mit Optimismus in die Zukunft.