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„Ich habe Angst vor einer Hexenjagd“, türkische Politikwissenschaftlerin über die Folgen des Putschversuchs

Prof. Mine Eder, Istanbul, über den Putschversuch und die Folgen für die Türkei

Mehr als 60.000 Menschen – überwiegend Soldaten, Polizisten, Beamte und Lehrer – wurden in der Türkei vom Dienst entlassen. Nach dem gescheiterten Militärputsch scheint der türkische Präsident Erdogan aufzuräumen. Handelt es sich hier womöglich um den eigentlichen Putsch? Die türkische Politikwissenschaftlerin Mine Eder erklärt das harte Vorgehen der AKP-Regierung und spricht über ihre Ängste.

Der Schuldige für den Putschversuch ist schnell gefunden: der türkisch islamische Prediger Fethullah Gülen und die Gülen-Bewegung. Denn die religiöse Bewegung ist so sehr im Regierunsgaparat verstrickt, dass Erdogan keine Kontrolle mehr über seine Regierung hat, so die Politikwissenschaftlerin. Ein selbstgemachtes Problem, denn Erdogan hat die Gülen-Bewegung jahrelang geduldet, sich sogar an ihr bereichtert. Nun wird der Staat von Gülen-Anhängern „gesäubert“. Aber wo ist die Grenze? Professorin Mine Eder befürchtet infolge der „Säuberungen“ eine regelrechte und willkürliche „Hexenjagd“ auf Oppositionelle des Landes.

Mine Eder ist Politikwissenschaftlerin und lehrt an der Bogazici Universität in Istanbul. Im Skype-Interview mit Marta Werner spricht sie über die „Säuberungsaktionen“ von Präsident Erdogan, die Rolle der Gülen-Bewegung in der Türkei und die Hoffnung auf eine demokratische Lösung.